Aktien mit Potential – Alle Kennzahlen, um Aktien mit Potential bestimmen zu können, im Überblick!

Zuletzt aktualisiert & geprüft: 26.10.2020


Wer primär Aktien sucht, die krisensicher sind, sollte sich nicht nur auf Empfehlungen von Experten verlassen. Zu oft spiegeln Prognosen nicht die Realität wider und Finanzkrisen zeigen immer wieder, wie wenig unabhängig und zuverlässig derartige Einschätzungen sein können. Um genauer bestimmen zu können, wie sich eine Aktie auch in Krisensituationen schlägt, eignen sich die folgenden Kennzahlen.

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1.      Gängige Mittel zur Bestimmung des Risikos

Auf folgende Kennzahlen stoßen Anleger, auch ohne sich mit dem Unternehmen tiefergehend zu beschäftigen.

a.      Volatilität

Die Volatilität gibt an, wie ausgeprägt Schwankungen um den Mittelwert einer bestimmten Aktie sind. Je höher der Wert, umso größer sind die Abweichungen. Ein Nachteil des Wertes ist, dass Gewinne und Verluste gleichermaßen in die Volatilität einfließen. In der Regel wird der Wert für einen Zeitraum über ein Jahr ermittelt.
Wer eine sichere Anlage sucht, sollte auf Wertpapiere achten, bei denen die Volatilität gering ist.

b.      Value at Risk (VaR) – Wert im Risiko

Der Value at Risk ermöglicht eine Einschätzung darüber, wie hoch das Verlustrisiko einer Aktie ist. Dafür werden historische Daten herangezogen. Der Wert gibt dabei an, wie groß der Verlust bei einer spezifischen Haltedauer ist.

Auch wenn der Wert statistisch als relativ sicher gilt und mit einer hohen Wahrscheinlichkeit eintritt, funktioniert die Ermittlung nur bei bestimmten Bedingungen, die nicht immer gegeben sind. So gilt die Normalverteilung als Grundlage, während extremere Marktentwicklungen an der Börse fast alltäglich sind. Zudem sind zuverlässige Aussagen nur für einen sehr kurzen Zeitraum von bis zu zehn Tagen möglich. Investoren, die eine langfristige und sichere Anlage suchen, sollten diesem Wert deswegen nicht zu viel Bedeutung beimessen.

c.       Expected Shortfall

Dass der VaR nicht immer greift, zeigt alleine die Verbreitung des Expected Shortfall. Dieser Wert gibt an, wie hoch der erwartete Verlust ist, falls der VaR überschritten wird. Er ist allerdings zur Bestimmung der Kreditwürdigkeit wesentlich gebräuchlicher als auf dem Aktienmarkt.

d.      Maximum Drawdown

Der Maximum Drawdown gibt an, welchen maximalen Verlust Anleger erlitten hätten, wenn sie die Aktie innerhalb eines bestimmten Zeitraumes gehalten hätte. Der Wert bestimmt allerdings lediglich eine historische Tatsache, für Prognosen ist er nur bedingt geeignet.

e.      KGV

Als bester Gradmesser dafür, dass eine Aktie über- oder unterbewertet ist, gilt das Kurs-Gewinn-Verhältnis, das intuitiv verständlich ist. Hierfür wird einfach der Aktienkurs durch den Gewinn je Aktie geteilt. Je niedriger der Wert ist, umso stärker ist die Aktie unterbewertet. Bei sehr hohen Werten sind Kurseinbrüche häufig vorprogrammiert.

Das größte Problem des KGV ist die begrenzte Aussagekraft aufgrund von veralteten Daten. Der Gewinn lässt sich nur durch den Jahresbericht absichern, der häufig schon mehrere Monate alt ist und keine Aussagen über die aktuelle Entwicklung des Unternehmens ermöglicht. Deswegen spiegeln sich im KGV auch immer die erwarteten Gewinne wieder, die durch Studien ermittelt werden.

Wer in sichere Aktien investieren möchte, sollte die Schwankungen innerhalb des vergangenen KGV betrachten. Intensive Schwankungen deuten auf eine Abhängigkeit von der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung hin. Solche Unternehmen sind in wirtschaftlich schwächeren Zeiten wesentlich gefährdeter. Die Anleger reagieren darauf, indem sie kollektiv ein geringeres KGV verursachen.

Als Alternative gilt auch das KUV (Kurs-Umsatz-Verhältnis), da Umsätze weniger leicht manipuliert werden können und sich so auch junge Unternehmen besser einschätzen lassen.

f.        KBV

Als noch zuverlässiger als das KGV gilt das Kurs-Buchwert-Verhältnis. Es gibt die Relation der Vermögenswerte zum Aktienkurs an und ist auf diese Weise weniger von temporären Entwicklungen geprägt. Je niedriger das KBV, umso größer ist das Kurspotenzial. Ausnahmen gelten jedoch, wenn in Zukunft große Abschreibungen getätigt werden müssen oder eine mangelnde Liquidität eine Insolvenz wahrscheinlich macht.

2.     Grundsätzliche Tipps, um sichere Aktien zu finden

Die oben genannten Kennzahlen sind unter anderem deswegen problembehaftet, weil sie entweder leicht manipulierbar sind oder spekulativ berechnet werden. Deswegen sollten sich Anleger niemals auf eine einzige Kennzahl verlassen und immer auch die historische Entwicklung des jeweiligen Risikomaßes im Auge behalten.

Besondere Vorsicht ist geboten, wenn die Kennzahlen nur über bestimmte Zeiträume angegeben werden, in denen sie gute Ergebnisse liefern. In der Regel handelt es sich dann um ein werbliches Angebot, dass die tatsächliche Performance nicht ausreichend widerspiegelt. Um mit Kennzahlen sinnvoll zu arbeiten, benötigen interessierte Anleger alle relevanten Daten über einen Zeitraum von mindestens fünf Jahren.

Bei Prognosen sollten Anleger immer vergangene Einschätzungen der Entwicklung mit den tatsächlichen Daten abgleichen. Erhebliche Abweichungen sollten vorsichtig stimmen. Allerdings nutzen fähige Analysten Fehlschläge aus der Vergangenheit, um ihre Prognosen zu verbessern. Deswegen kann es durchaus sinnvoll sein, die Werte dennoch als zuverlässig zu betrachten – vorausgesetzt, es gibt eine Erklärung darüber, wie die Daten ermittelt worden sind und welche Maßnahmen ergriffen wurden, um zukünftige Einschätzungen zu verbessern.

Anleger sollten zudem gängige Anfängerfehler vermeiden. Hierzu zählt zum Beispiel, die Größe eines Unternehmens als Risikofaktor in die Entscheidung einzubeziehen. Die Wirtschaftskrise hat gezeigt, dass Kurseinbrüche bei Branchenriesen, wie Eon oder Siemens, nicht verhindert werden können. Im Gegenzug sind Kurssteigerungen wesentlich seltener. Es ist also häufig sinnvoll, sich auch abseits der Global Player nach geeigneten Alternativen umzusehen. Die stärkeren Kursschwankungen von kleineren Unternehmen fallen hinsichtlich der Risikoabsicherung über eine lange Laufzeit weniger stark ins Gewicht, wenn die Finanzen der Firma stimmen.

Wer wirklich sichergehen möchte, dass es sich bei einer Aktie um eine sichere Investition handelt, sollte vorher das Unternehmen so prüfen, als würde es einen Kredit vergeben wollen. Auf diese Weise lassen sich schnell Firmen herausfiltern, die Krisenzeiten mit großer Wahrscheinlichkeit nicht oder nur mit großen Problemen überstehen. Die oben genannten Kennzahlen sollten also dafür genutzt werden, interessante Anlagemöglichkeiten herauszufiltern, um sie anschließend mithilfe ihres Jahresberichts auf Herz und Nieren zu prüfen.

aktien

 

3.     Finanzierungsrisiken mithilfe der Bilanz bestimmen

Die gängigen Mittel eignen sich nur bedingt, um Risiken vollständig abzuschätzen. Sie beziehen sich lediglich auf die Performance der Aktie und werden auch von Faktoren geprägt, die mit der Risikosicherheit des Unternehmens nichts zu tun haben.

Um Finanzierungsrisiken zuverlässiger bestimmen zu können, eignet sich eine Handvoll von Kennzahlen wesentlich besser. Hierbei handelt es sich in der Regel um Verhältniskennzahlen, die kein Pflichtbestandteil des Jahresabschlusses sind. Deswegen müssen sie teils selbst von Analysten errechnet werden. Dann jedoch ermöglichen sie, das Unternehmen mit anderen zu vergleichen und zu beurteilen. Die Ertragskraft spielt dabei keine Rolle. Es wird lediglich das Risiko in Bezug auf die Finanzstruktur ermittelt. Sie ermöglichen also keine Aussagen über Gewinnerwartungen, sondern sind dazu gedacht, die Krisensicherheit eines Unternehmens abschätzen zu können.

a.      Eigenkapitalquote

Die Eigenkapitalquote gibt an, welcher Teil des Gesamtkapitals aus Eigenkapital besteht und gilt als eine der wichtigsten vertikalen Bilanzkennzahlen. Aus ihr lässt sich die Kapitalstruktur eines Unternehmens leicht ablesen.

Die Eigenkapitalquote gilt als maßgeblich für die Kreditwürdigkeit eines Unternehmens. Ein hoher Verschuldungsgrad gilt als großes finanzielles Risiko, da die Abhängigkeit von Gläubigern und die finanzielle Belastung durch Zinsen und Tilgung erheblich sein können. Somit steigt auch der Break-even-Point an und Unternehmen sind in Krisenzeit stärker insolvenzgefährdet.

  • Berechnung der Eigenkapitalquote

Eigenkapitel/Gesamtkapital x 100 = Eigenkapitalquote in Prozent. Die Fremdkapitalquote berechnet sich analog dazu.

  • Wie hoch muss die Eigenkapitalquote sein?

Wie hoch die optimale Eigenkapitalquote ist, ist seit langer Zeit einer der größten Streitpunkte unter Finanzexperten. Nach den Körperschaftsteuerrichtlinien 2004 ist ein Anteil von 30 % des Aktivvermögens ausreichend. Auch der optimale Verschuldungsgrad ist mit 2:1 ähnlich hoch.

Grundsätzlich variiert der optimale Anteil auch nach Branche und Größe des Unternehmens:
–          Eigenkapitalquote und Unternehmensgröße korrelieren positiv miteinander
–          Kapitalgesellschaften weisen höhere Eigenkapitalquoten als Personengesellschaften aus, da bei Letzteren das Privatvermögen des Vollhafters nicht in der Bilanz berücksichtigt wird.
–          Kreditinstitute verfügen über eine geringe Eigenkapitalquote, Versicherungen hingegen über eine sehr hohen.
–          Jüngere Unternehmen haben in der Regel eine höhere Eigenkapitalquote, da sie nur so Kreditwürdigkeit erreichen.
–          Für DAX-Unternehmen gilt eine Eigenkapitalquote zwischen 30 und 40 % als normal.
Der Eigenkapitalbedarf ist also von Branche und Unternehmen individuell. Zusammen mit den liquiden Mitteln bildet er die Risikotragfähigkeit des Unternehmens.

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b.      Nettoverschuldung und Gearing

In der Praxis ist die Verschuldungskennziffer eher irrelevant. Wichtiger ist das Gearing, dass durch zwei Methoden errechnet werden kann:

Nettoverschuldung als wesentliche Kennzahl
Das Fremdkapital ist für die Bestimmung des Finanzierungsrisikos ungeeignet, da nicht jede Position die gleichen Risiken mit sich bringt. In die Analyse sollte hingegen die Nettofinanzverschuldung einfließen, in der alle zinstragenden Schulden, Leasingverbindlichkeiten, Schuldverschreibungen oder Bankdarlehen berücksichtigt werden. Strengere Berechnungen schließen auch langfristige Rückstellungen ein.

Zählt ein Finanzanalyst diese Positionen zusammen, muss er davon die liquiden Mittel wie Bankguthaben oder Kassenbestand abziehen, um die Nettoverschuldung zu erhalten. Auch Wertpapiere des Umlaufvermögens können in der Berechnung Berücksichtigung finden, wenn sie innerhalb von drei Monaten liquidierbar sind und zudem keinen großen Schwankungen unterliegen. Diese weiter gefasste Berechnung versucht damit, alle Mittel miteinzubeziehen, die zeitnah liquidiert werden können.

Um nun das Gearing zu ermitteln, wird die Nettoverschuldung durch das Eigenkapital geteilt. Da der Wert schwieriger interpretiert werden kann, ist es eine gängige Alternative, die Nettoverschuldung aus der Summe von Eigenkapital und Nettoverschuldung zu teilen und mit 100 malzunehmen. Auf diese Weise lassen sich normale Prozentzahlen errechnen, die leichter interpretierbar sind.

Der Vorteil beim Gearing ist, dass die Verrechnung mit der Liquidität eine genauere Einschätzung darüber erlaubt, wie gefährdet ein Unternehmen in Krisenzeiten ist. Je niedriger der Wert ist, umso wahrscheinlicher ist es, dass Schwächephasen unbeschadet überstanden werden können.

c.       Nettoverschuldung und EBITDA

In den Bilanzen finden sich häufig Daten über Einkommensgröße. Sie ermöglichen jedoch keine Auskunft darüber, inwiefern ein Unternehmen seine Schulden tatsächlich zurückführen kann. Wesentlich aussagekräftiger ist der dynamische Verschuldungsgrad, der das Verhältnis von Fremdkapital und operativem Cashflow angibt. In der Kapitalmarktpraxis hat sich jedoch das Verhältnis von Nettoverschuldung zu EBITDA durchgesetzt.

EBITDA als Kennzahl für Rentabilität
EBITDA ist kurz für “earnings before interest, taxes, depreciation and amortization”, beschreibt also den operativen Gewinn. Allein ist diese Kennzahl allerdings nur mäßig aussagekräftig. Da viele Unternehmen erhebliche Erhaltungsinvestitionen tätigen müssen, ist das EBITDA nicht dazu geeignet, langfristig zuverlässige Angaben über die Leistungsfähigkeit und Stabilität eines Unternehmens zu machen. Vor allem in sehr anlageintensiven Branchen ist die tatsächliche Ertragskraft wesentlich geringer.
Zusammen mit der Nettoverschuldung ergibt sich jedoch ein etwas aussagekräftigeres Bild. Da so eine Verrechnung der Verschuldung mit der Liquidität stattfindet, erhalten Finanzanalysten so einen Aufschluss darüber, wie risikoreich das Unternehmen arbeitet.
Je höher der Wert, umso
–          höhere Zinszahlungen muss das Unternehmen leisten.
–          wahrscheinlicher werden Anpassungsreaktionen wie Sparmaßnahmen.
–          gefährdeter ist das Unternehmen bei Umsatzeinbrüchen.

Expertentipp:

Die Suche nach den passenden Aktien lässt sich nicht zwischen Tür und Angel erreichen. Wichtig ist es, dass sich der Trader ganz in Ruhe mit der Thematik auseinandersetzt und dann seine Entscheidungen besonnen trifft.

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