Deutscher Strommix – Alle wichtigen Fakten und Informationen unter der Lupe!
Zuletzt aktualisiert & geprüft: 28.10.2020
Seit dem Jahr 2008 ist klar, dass erneuerbare Energien einen immer wichtigeren Stellenwert einnehmen werden. Langfristig hat sich die Bundesregierung sogar zum Ziel gesetzt, den kompletten Strommix auf grüne Energien umzustellen – ein schwieriges Unterfangen. Doch die letzten Jahre haben gezeigt, dass sich die grünen Energien immer stärker durchsetzen, wobei der Weg hin zur reinen Ökostrom-Produktion noch lang ist. Doch wie nachhaltig ist unsere Energieproduktion aktuell? Und was hat das für Auswirkungen auf meinen Ökostrom-Tarif und Elektroautos?
Was ist unter dem Begriff Strommix zu verstehen?
Strom bzw. Energie im Allgemeinen kann aus ganz unterschiedlichen Quellen gewonnen werden, die sich generell in zwei Klassen unterteilen lassen:
- Fossile Energieträger: Einmal verbraucht, können diese Energieträger kein zweites Mal verwendet werden. Es dauert Jahrtausende oder gar Millionen von Jahren, bis sich diese Stoffe wieder regenerieren. Beispiele hierfür wären etwa Gas, Braunkohle oder auch Ök.
- Erneuerbare Energieträger: Hingegen können erneuerbare Energieträger wiederverwendet werden, weil sie entweder nachwachsen oder – auf Basis des menschlichen Zeithorizonts – unerschöpflich sind. Gemeint sind hiermit etwa Sonnenenergie, Windkraft oder auch die Energiegewinnung aus Holz.
Der Strommix zeigt folglich an, aus welchen dieser Quellen eine Volkswirtschaft wie beispielsweise die Bundesrepublik Deutschland ihren Strom gewinnt. Dabei werden fossile und erneuerbare Energieträger allerdings weiter aufgeschlüsselt und konkretisiert.
Fazit: Der Strommix eines Landes zeigt an, wie in der Volkswirtschaft grundsätzlich Strom produziert wird. Eine wichtige Unterteilung ist dabei die Unterscheidung zwischen erneuerbaren und fossilen Brennträgern.
Strommix in Deutschland
In den vergangenen Jahren hat sich der Strommix in Deutschland drastisch verändert. Bedingt durch die Energiewende und die Subventionierung erneuerbarer Energien ist deren Anteil stark gewachsen. Für das Jahr 2016 gibt die Bundesregierung bzw. das Bundesumweltamt den Strommix wie folgt an:
- Rund 30 Prozent des gewonnenen Stroms stammt aus erneuerbaren Energiequellen.
- 15 Prozent entstammen der Kernenergie.
- Kohle kommt auf einen Anteil von 40 Prozent und ist damit der größte Energieträger.
- Die übrigen Anteile verteilen sich auf Erdgas mit rund 12 Prozent und weitere, fossile Energieträger.
Interessant ist dabei auch die Aufschlüsselung der erneuerbaren Energien an sich. So macht Windkraft mit rund 12,3 Prozent des Strommix den größten Teil der regenerativen Energieträger aus. Dahinter folgen Biomasse mit 8 Prozent und Photovoltaik (5,9 Prozent). Wasserkraft kommt immerhin noch auf einen Anteil von 3,3 Prozent am deutschen Strommix.
Auch in Zukunft soll vor allem Windkraft dauerhaft viel Energie erzeugen. Die lange stark geförderte Solarenergie, die mit Hilfe von Photovoltaik-Anlagen gewonnen wird, hat praktisch ausgedient. Zwar lohnt sich ein solches Investment für private Hausbauer durchaus, doch die komplette Wirtschaft kann nicht im großen Stil mit dieser Art von Energie versorgt werden. Zu gering ist die Anzahl an Sonnenstunden in Deutschland, als dass dies möglich wäre.
Fazit: Vereinfacht gesprochen besteht der Strommix in Deutschland derzeit zu einem Drittel aus erneuerbaren Energien, der Rest entfällt auf fossile Brennträger. Noch immer ist der Anteil an Kernenergie recht groß, er wird aber in den kommenden Jahren rapide sinken – schließlich ist der Atomausstieg beschlossene Sache.
Positive Entwicklung des Anteils erneuerbarer Energien
Auch ein Blick auf die Entwicklung des Strommix ist aufschlussreich. Noch im Jahr 2012 lag der Anteil der erneuerbaren Energien bei unter einem Viertel. Binnen weniger Jahre hat es die Bundesregierung geschafft, eine Steigerung um rund 10 Prozent herbeizuführen. Was Fürsprecher positiv werten, geht vielen Umweltaktivisten immer noch nicht weit genug. Gerade den großen Anteil an Braunkohle sehen sie äußerst kritisch. Aber: Von heute auf morgen kann die Energiewende nicht vollzogen werden.
- Fossile Energieträger haben einen sehr hohen Wirkungsgrad. Das heißt, dass ein großer Teil der in beispielsweise Kohle gespeicherten Energie bei der Verbrennung auch tatsächlich in das Stromnetz fließt.
- Bei Windkraft und insbesondere der Solarenergie ist der Wirkungsgrad meist nur halb so groß. So geht viel Energie bei der Umwandlung verloren, was die Technologien derzeit noch ineffizient macht.
- Zudem ist gerade die Windkraft sehr unbeständig. Im Herbst wird deutlich mehr Energie produziert als beispielsweise im Sommer. Deshalb müssen erst große Energiespeicher gebaut werden, um langfristig die Stromversorgung ohne Lücken gewährleisten zu können.
- Auch der Erzeugungsort stellt die Regierung bzw. die Stromkonzerne noch vor Probleme. So wird die meiste Windkraft etwa in der Nordsee gewonnen, allerdings leben in Schleswig-Holstein und auch in Niedersachen kaum Menschen. Deshalb müssen Stromtrassen etwa ins Ruhrgebiet oder den Süden der Republik gebaut werden.
Insofern steht das deutsche Stromnetz durchaus vor einigen, sehr ernstzunehmenden Herausforderungen. Zwar sind diese Hürden nicht unüberwindbar, sie kosten aber sowohl Zeit als auch Geld.
Fazit: In den vergangenen Jahren hat der deutsche Strommix durchaus eine positive Entwicklung verzeichnen können. So stieg der Anteil erneuerbarer Energien stetig an, allein zwischen 2012 und 2016 um etwa 10 Prozent, und auch die Tendenz ist weiter steigend. Bis allerdings der angestrebte Anteil von 100 Prozent erreicht wird, ist es definitiv noch ein langer Weg.
Zukunftsaussichten für den Strommix
Trotzt dieser Unwägbarkeiten ist klar, wohin es mit dem Strommix in den kommenden Jahren gehen wird. Atomenergie verschwindet spätestens 2022 vollständig aus dem deutschen Stromnetz, dann wird das letzte AKW abgeschaltet. Als Übergangstechnologie soll vor allem Kohle dienen. Zwar ist die Produktion für die Umwelt nicht wirklich förderlich, allerdings verfügt Deutschland kaum über andere, fossile Energiequellen. Insofern könnte der Anteil an Kohle am Strommix in den nächsten Jahren sogar noch etwas steigen – trotz der beschlossenen Energiewende.
Fakt ist aber auch, dass die erneuerbaren Energien einen immer größer werdenden Anteil am Strommix ausmachen werden. Insbesondere in der Windkraft werden große Potenziale gesehen, weil gerade die Küstenregionen von starken Winden betroffen sind. Allerdings ist die Installation großer Windkrafträder nicht unproblematisch:
- Ein einziges Windkraftrad kostet viel Geld, bewirkt aber gesamtwirtschaftlich gesehen noch keine großartige Energieproduktion.
- Die Krafträder verschönern das Landschaftsbild nicht gerade, weshalb sie vor allem in unbesiedelten Regionen aufgebaut werden.
- Hier kann es aber wiederum Probleme mit der Natur geben.
- Immer wieder beschweren sich auch Anwohner und Bürgergruppen über den Bau solcher Anlagen.
Wann der Strommix komplett grün sein wird, lässt sich kaum prognostizieren. Allerdings gerät die Bundesregierung schon jetzt in gewisse Schwierigkeiten, weil die selbst gesteckten Ziele voraussichtlich nicht erreicht werden können. Neue Milliarden-Investitionen und eine stärkere Forcierung der Forschung in diesem Bereich sollen Abhilfe schaffen. Inwiefern das gelingt, lässt sich derzeit aber ebenfalls kaum prognostizieren.
Fazit: Die Zukunft des Strommix ist grün. Doch wann diese Zukunft eintritt, ist mehr als fraglich. Denn erneuerbare Energiequellen stehen vor sehr großen Herausforderungen wie beispielsweise der Frage der Standorte einzelner Windkrafträder. Zudem wird viel Kapital benötigt, um die nötigen Produktionsanlagen der erneuerbaren Energien zu erbauen. Bis dahin ist es unvermeidlich, dass weiterhin Kohle als Brückentechnologie verwendet wird.
Einfluss des deutschen Strommix auf Elektromobilität und Stromverbraucher
Der Strommix hat einen entscheiden Einfluss auf viele Wirtschaftsbereiche. So gilt beispielsweise die Elektromobilität als äußerst umweltschonende Technologie, was sie auch sein kann. Aber: Natürlich beziehen die Autos ihre Energie direkt aus dem Strommix, der derzeit noch alles andere als grün ist. Zwar verwenden Autofahrer mit Elektroautos kein Benzin mehr, dafür aber immer noch rund 70 Prozent fossile Energieträger.
Insofern hat der Strommix einen wichtigen Einfluss darauf, wie grün Investitionen in solche Elektroautos tatsächlich sind. Zwar wird sich der Anteil der erneuerbaren Energien wie erwähnt weiter erhöhen, bis dahin sieht die Umweltbilanz von beispielsweise Tesla aber deutlich weniger positiv aus, als dies vielleicht auf den ersten Blick ersichtlich ist.
Auch für Ökostromkunden ist der Strommix von Relevanz. Obwohl sie einen Vertrag über grünen Strom abschließen, erhalten sie denselben Strom, den auch anderen Kunden bekommen. Eine klare Trennung ist rein praktisch nicht möglich, auch wenn Ökostrom grundsätzlich förderlich für den Strommix ist:
- Wer sich für den Abschluss eines Ökostrom-Tarifs entscheidet, bezieht grundsätzlich keinen „anderen“ Strom.
- Allerdings ist der Anbieter dazu verpflichtet, grüne Energien in Höhe des Stromverbrauchs der „Öko-Kunden“ zu verwenden.
- Somit kann durch einen Umstieg durchaus eine nachhaltige Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien am Strommix bewirkt werden.
Fazit: Die Zusammensetzung des Strommix hat nicht nur einen gesamtwirtschaftlichen Einfluss, sondern ist auch für jeden einzelnen Verbraucher spürbar. Wer beispielsweise ein Elektroauto fährt, bezieht die Energie für das Fahrzeug schließlich auch aus dem Strommix. Insofern ist die Umweltbilanz von Tesla derzeit noch nicht so gut, wie das vielleicht auf den ersten Blick angenommen wird. Auch Ökostrom ist nicht zu 100 Prozent grün, weil Verbraucher ihren Strom ebenfalls aus dem Strommix beziehen.
Fazit: Strommix in Deutschland wird immer grüner – ist es aber noch nicht
Rund ein Drittel des in Deutschland produzierten Stroms stammt aus erneuerbaren Energiequellen, wobei die Tendenz weiter klar steigend ist. Bis aber wirklich 100 Prozent des Stroms nur noch aus Wind, Sonne und Co. gewonnen werden, ist es noch ein langer Weg. Die Nutzung von Brückentechnologien wie Braunkohle ist bis dahin unvermeidbar. Zumal die Produktion von erneuerbarer Energie bisher noch vergleichsweise ineffizient ist, fossile Brennträger deutlich höhere Wirkungsgrade aufweisen.
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