Finanzinstrumente Übersicht: Welches Produkt für welchen Tradingtyp?
Zuletzt aktualisiert & geprüft: 28.10.2020
Die unterschiedlichen Werkzeuge der Händler
Wer Kapital investieren möchte, muss sich heutzutage nicht mehr mit den mageren Zinsen von Tages- oder Festgeldern begnügen. Mittlerweile gibt es zahlreiche Finanzinstrumente, die früher nur institutionellen Anlegern offen standen. Welches Produkt sich am besten eignet, hängt immer von den persönlichen Voraussetzungen und Erwartungen ab. In diesem Artikel wollen wir Ihnen einen Überblick der wichtigsten Finanzinstrumente geben.
Exchange Traded Products
Unter der Bezeichnung Exchange Traded Products sind verschiedene Finanzinstrumente zusammengefasst. Hierzu gehören:
- Exchang Traded Funds (ETFs)
- Exchange Traded Commodities (ETCs) und
- Exchange Traded Notes (ETNs)
Am weitesten verbreitet sind ETFs. Es handelt sich hierbei um börsengehandelte Fonds, welchen einen Index wie den DAX 1:1 abbilden. Privatanleger können mit ETFs eine ganze Palette von Wertpapieren ins Depot holen und das Risiko dadurch breit streuen. ETFs zählen als Finanzinstrumente zum Sondervermögen und werden getrennt vom Betriebsvermögen verwaltet. Es besteht somit praktisch kein Emittentenrisiko. Ausnahmen gibt es lediglich bei SWAP-ETFs.
Exchange Traded Commodities (ETCs) spiegeln die Wertentwicklung von an Warenbörsen gehandelten Rohstoffen wider. Im Gegensatz zu ETFs gallen diese Finanzinstrumente in die Rubrik Schuldverschreibungen. Bei einer Insolvenz des Herausgebers wäre ein Totalverlust des eingesetzten Kapitals möglich.
Bei Exchange Traded Notes (ETNs) handelt es sich um börsengehandelte Schuldverschreibungen. Diese sind an die Wertentwicklung eines bestimmten Marktindikators gekoppelt. Möglich sind beispielsweise Volatilitäts- oder Aktienindizes.
Wie werden die Finanzinstrumente gehandelt?
Beim Kauf von ETFs fallen Transaktionskosten durch die Bank bzw. den Online Broker an. Dazu kommt noch eine geringe jährliche Verwaltungsgebühr. Im Vergleich zu gemanagten Fonds sind die Kosten deutlich geringer. Je nach Broker liegt die Gesamtkostenquote zwischen 0,1 und 1 Prozent. Anleger können ETFs jederzeit kaufen und wieder abstoßen. Dabei lassen sich Limit- und Stopp-Loss-Orders platzieren. Zu den weiteren Vorteilen gehört die Möglichkeit von Short- und Long-Positionen, der Einsatz von Margin sowie eine hohe Transaktionsgeschwindigkeit. Dazu profitieren Anleger von Dividenden und Zinsausschüttungen der im Index enthaltenen Basiswerte.
Zu den wichtigsten Faktoren beim Handel mit ETFs gehört der sogenannte „Tracking Error“. Dieser gibt die Differenz zwischen der Wertentwicklung des ETFs und seinem Basiswert an. Abweichungen entstehen aus verschiedenen Gründen wie der unterschiedlichen Auszahlung oder Besteuerung von Dividenden. Zudem gibt es Aktien, die aufgrund von unterschiedlichen Bestimmungen nicht verkauft werden dürfen. Einige Broker haben „Swap-basierte“ ETFs im Portfolio, die einen besonders geringen Tracking Error aufweisen.
Unterschieden wird bei ETFs also in:
- voll replizierend
- und swap-basiert
Bei einem voll replizierenden ETF werden in der Regel alle zum Index gehörenden Wertpapiere erworben. Es besteht somit eine genaue Abbildung des Index. Beim Swap handelt es sich um ein Tauschgeschäft zwischen zwei Parteien. Der Fondsmanager schließt eine Vereinbarung, indem er die Performance der vom Fonds gehaltenen Wertpapiere gegen, die des Index tauscht. Der swap-basierte ETF investiert in eine Auswahl von Aktien wobei die Performance durch den Swap einer Investmentbank garantiert wird.
Für wen eignen sich ETFs?
Für den Aufbau eines langfristigen Portfolios stellen ETFs einen wichtigen Baustein dar. Anleger erhalten damit einen direkten Zugriff zu nahezu allen Anlageklassen und Märkten. Auf diese Weise lässt sich das Depot individuell strukturieren und gewichten. ETFs bieten eine optimale Risikostreuung. Ein weiterer großer Pluspunkt sind die im Vergleich zu klassischen Investmentfonds deutlich geringeren Kosten. Anleger mit einem kurs- bis mittelfristigen Zeithorizont können in gehebelte oder Short-ETFs investieren.
Geldanlage mit Aktien
Der Handel mit Aktien ist sowohl als Direktinvestment wie auch über Zertifikate, CFDs oder andere Hebelprodukte möglich. Je erfolgreicher ein Unternehmen arbeitet, desto größer ist in der Regel auch die Nachfrage nach dessen Aktien. Übersteigt die Nachfrage das Angebot, geht der Kurs der Finanzinstrumente nach oben. Die Anleger sind dann bereit einen höheren Preis für die Aktien zu bezahlen. Irgendwann ist der Kurs dann so hoch, dass die Nachfrage wieder abnimmt. Anleger die Aktien besitzen denken nun verstärkt über einen möglichen Verkauf nach. Das Angebot nimmt zu und der Kurs sinkt. Generell wird sich ein Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen.
Die größten Chancen ergeben sich beim Einstieg nach einem Kurssturz. Die Aktien sind dann günstig zu haben und werden beim nächsten Aufschwung wieder an Wert gewinnen. Zu beachten ist, dass auf einen langfristigen Kursanstieg schnelle und heftige Abstürze folgen können. Anhand der WKN (Wertpapierkennnummer) sowie der ISIN (International Securities Identification Number) lassen sich Aktien eindeutig identifizieren.
Die Grafik zeigt das Rendite Dreieck des Deutschen Aktieninstituts. Darin werden die seit 1965 erwirtschafteten jährlichen Durchschnittsrenditen abgebildet. Dabei wird deutlich, dass mit der Anlagedauer auch die Chance auf eine positive Rendite steigt.
Welche Renditen sind mit Aktien möglich?
Neben den Kurssteigerungen können Aktionäre durch Dividenden eine gute Rendite erzielen. Es ist also ratsam vor dem Aktienkauf einen Blick auf die zuletzt ausgezahlten Dividenden zu werfen. Hierbei spielt die Dividendenrendite eine wichtige Rolle. Bei einem Aktienkurs von 80 Euro und einer Ausschüttung von 3 Euro Dividende pro Aktie beträgt die Dividendenrendite 3,75 Prozent. Liegt der Kurs dagegen bei 100 Euro, sinkt die Dividendenrendite auf 3 Prozent. Die Faustregel lautet also: Je höher der Kurs bei gleicher Dividende, desto geringer ist die Dividendenrendite und umgekehrt.
Für wen eignet sich die Anlage in Aktien?
Aktien sind vor allem für die langfristige Anlage beispielsweise zum Aufbau einer privaten Altersvorsorge geeignet. Investiert werden sollte jedoch nur dann, wenn man überzeugt davon ist, dass die Dienstleistungen und Produkte des Unternehmens auch in den nächsten Jahren noch gefragt sind. Die kurz- und mittelfristige Anlage ist mit Derivaten wie CFDs oder Zertifikaten ebenfalls interessant. Aufgrund der Hebelwirkung ist im Vergleich zum Direktinvestment ein deutlich geringerer Kapitaleinsatz erforderlich.
Trading mit Zertifikaten
Zertifikate sind Derivate, deren Wertentwicklung sich am Kurs eines Basiswerts orientiert. In der Praxis wird zwischen Anlage- und Hebelzertifikaten unterschieden. Jedes Zertifikat besitzt einen Rückzahlungsbetrag, der nach bestimmten Modalitäten vom Kurswert abhängig ist. Zertifikate können sowohl über eine Börse wie auch außerbörslich gehandelt werden. In den meisten Fällen werden sie durch Banken herausgegeben. Die Finanzinstrumente zählen zu den Inhaberschuldverschreibungen, welche bei einer Insolvenz des Emittenten gleich behandelt werden wie die restlichen Verbindlichkeiten. Im schlimmsten Fall erhält der Anleger für seine Zertifikate kein Geld zurück. Wie bei anderen Wertpapieren fallen beim Kauf oder Verkauf von Zertifikaten Transaktionskosten durch den Broker an.
Anlagezertifikate
In der Kategorie Anlagezertifikate erfreuen sich besonders die sogenannten Discount Zertifikate großer Beliebtheit. Der Trader erhält beim Kauf einen Rabatt, im Gegenzug wird der maximale Gewinn durch eine Obergrenze begrenzt. Liegt der Kurs über dieser Marke, wird der vereinbarte Höchstgewinn ausgezahlt. Ist der Kurs zum Laufzeitende des Zertifikats, dass der Discount aufgebraucht wurde, kommt es zu einem Verlust.
Hebelzertifikate
Bei Hebelzertifikaten können Trader überproportional stark an der Kursentwicklung des Basiswerts partizipieren. Als Basiswerte stehen unter anderem Aktien, Indizes, Rohstoffe und Währungspaare zur Verfügung. Grundsätzlich lassen sich Zertifikate in Finanzinstrumente mit und ohne Knock-out unterscheiden. Der Kurs berechnet sich anhand des inneren Werts, welcher aus der Differenz von Basiswertkurs und Basispreis ermittelt wird.
(Aktueller Kurs des Basiswertes – Knock-out) x Bezugsverhältnis
Da der Trader beim Kauf nur einen Bruchteil des eigentlichen Handelsvolumens bezahlt, kommt es zu einer Hebelwirkung. Liegt der Kurs einer Aktie beispielsweise bei 100 Euro und das zugehörige Hebelzertifikat bei 10 Euro entspricht der Hebel dem Faktor 10. Im Vergleich zu anderen Finanzinstrumenten wie CFDs können Trader jedoch maximal das eingesetzte Kapital verlieren.
Knock-out Produkte
Bei Erreichen einer bestimmten Kursschwelle verfallen Knock-out Produkte wertlos. Die Finanzinstrumente lassen sich wie folgt unterscheiden:
- Produkte mit Laufzeitbegrenzung: Fester Basispreis mit Knock-out Schwelle, von welchem aus gepreist wird. Wird dieser verletzt, verfällt das Produkt wertlos.
- Knock-out Produkte ohne Laufzeitbegrenzung: Der Basispreis wird im Zeitablauf angepasst, sodass sich die Laufzeit immer wieder verlängert.
- ohne Laufzeitbegrenzung mit Stop-Loss: Neben dem Basispreis gibt es eine vorgelagerte Stopp-Loss-Schwelle. Wird diese erreicht, verfällt das Produkt wertlos. Differenz aus Stopp-Loss und Basispreis, die der Emittent bei Auflösen am Markt erzielt, wird dem Trader als Restwert gutgeschrieben).
Faktor Zertifikate
Mit Faktor Zertifikaten können Anleger durch einen festen Hebel an der täglichen Wertentwicklung eines Basiswerts partizipieren. In den meisten Fällen werden Faktor Zertifikate für Aktienindizes, Rohstoffe oder Rohstoffindizes angeboten. Der Hebel bewegt sich je nach Broker zumeist zwischen zwei und zehn. Im Vergleich zu anderen Hebelprodukten gibt es keinen Basispreis, Knock-out Schwelle und Laufzeitbegrenzung. Stattdessen bilden sie einen einer von einer externen Stelle (zum Beispiel Deutsche Börse) berechnete, gehebelte Variante des zugrunde liegenden Index.
Für welchen Anleger-Typ sind Hebelzertifikate geeignet?
Hebelzertifikate eignen sich für spekulative Anleger, die zu einem hohen Risiko bereit sind. Trader können damit überproportional von den Marktbewegungen profitieren. Dazu können die Finanzinstrumente auch zur Absicherung von bestehenden Positionen im Depot eingesetzt werden. Bei Faktor Zertifikaten ist zu beachten, dass die Intraday-Kursveränderung gehebelt abgebildet wird. Aufgrund der täglichen Neuadjustierung kann es über mehrere Tage zu einer abweichenden Entwicklung kommen. Dies wird auch als Basiseffekt bezeichnet.
Handel mit Optionsscheinen
Optionsscheine sind ebenfalls Finanzinstrumente mit Hebelwirkung. Es handelt sich dabei um Wertpapiere, in denen bestimmte Optionsrechte verbrieft sind. Der Käufer erwirbt das Recht, den zugehörigen Basiswert zu einem festgelegten Termin und vorab definierten Preis vom Emittenten zu erwerben (Call) bzw. an diesen zu verkaufen (Put). Für dieses Recht wird eine Prämie an den Emittenten des Optionsscheins gezahlt. Der Basispreis kann während der Laufzeit über- oder unterschritten werden, ohne dass der Optionsschein verfällt. Es gibt somit keinen Knock-out. Zudem verfügen Optionsscheine immer über eine feste Laufzeit.
Wie erfolgt die Berechnung?
Der Kurs eines Optionsscheins wird durch zwei Faktoren bestimmt. Es handelt sich dabei um den inneren Wert und den Zeitwert. Der innere Wert gibt an, welchen Betrag der Inhaber bei einer sofortigen Ausübung erhalten würde.
- Innerer Wert eines Calls = (Kurs des Basiswertes – Basispreis) x Bezugsverhältnis
- Innerer Wert eines Puts = (Basispreis – Kurs des Basiswertes) x Bezugsverhältnis
Der zweite Faktor des Optionsscheins ist der Zeitwert:
- Zeitwert = Kurs des Optionsscheins – Innerer Wert
In Marktphasen mit einer hohen Volatilität ist der Zeitwert entsprechend höher. Gleiches gilt auch bei einer noch langen Restlaufzeit. Zum Ende der Laufzeit nimmt der Zeitwert dann immer mehr ab. Wer die Optionsscheine also bis zum Verfall hält, büßt den gesamten Zeitwert ein. Gleichzeitig gibt es natürlich die Chance, dass der Kurs in dieser Zeit deutlich ansteigt und der höhere innere Wert den Verlust des Zeitwerts ausgleicht.
Für wen sind Optionsscheine geeignet?
Optionsscheine sind für Anleger geeignet, die auf größere bis mittlere Kursbewegungen spekulieren. Dabei sollten Trader einen klaren Plan verfolgen und über gewisse Erfahrungen verfügen. Nach einem starken Kursanstieg können Put-Optionsscheine zudem für die Absicherung des Depots gegen Kursverluste eingesetzt werden.
Contracts for Difference (CFD)
Bei CFDs handelt es sich ebenfalls um derivate Finanzinstrumente. Diese beinhalten einen Vertrag zweier Parteien über den Barausgleich der Kursdifferenz eines bestimmten Basiswerts. Als Basiswerte werden unter anderem Aktien, Rohstoffe oder Währungspaare angeboten. CFDs werden nicht über die Börse, sondern „over the counter“ (OTC) über den jeweiligen Broker gehandelt.
Mit CFDs können Trader an der Kursentwicklung des Basiswerts profitieren, ohne diesen physisch zu besitzen. Er erwirbt damit lediglich das Recht auf den Ausgleich der Differenz zwischen dem Kurswert beim Eröffnen und Schließen der Position. Der Kurs des CFD spiegelt den des Basiswerts 1:1 wider. Trader können dabei auf steigende wie auch fallende Kurse spekulieren.
Der Hebeleffekt bei CFDs
CFDs ähneln vom Ablauf einem flexiblen Wertpapierkredit. Der Trader muss nur einen Bruchteil des gehandelten Volumens als Sicherheitsleistung (Margin) hinterlegen. Hieraus ergibt sich eine entsprechende Hebelwirkung. Beträgt der Margin beispielsweise 2 Prozent ergibt sich ein Hebel von 50. Aufgrund der oft geringen Margin-Sätze lassen sich Positionen auch auf kleinen Konten gut streuen.
Im Erfolgsfall sorgt der Hebel für einen überproportionalen Gewinn. Entwickelt sich der Kurs allerdings nicht wie erhofft, ist ein Verlust möglich. Dieser kann das eingesetzte Kapital auch übersteigen! Das gilt besonders bei Kurslücken, für über Nacht gehaltene Positionen. Sofern das Konto keine ausreichende Deckung aufweist, kommt es zu einem sogenannten Margin Call. Mit diesem fordert der Broker den Kunden auf, für eine ausreichende Kapitaldeckung zu sorgen. Es gibt mittlerweile jedoch auch zahlreiche Broker, die auf eine solche Nachschusspflicht verzichten.
Beim Margin-Handel entstehen Finanzierungskosten, wenn Positionen über Nacht gehalten werden. Diese werden aus dem Tagesgeldzinssatz der jeweiligen Landeswährung ermittelt. Dazu kommt noch ein vom Broker festgelegter Aufschlag. Die folgende Tabelle vergleicht den Handel von CFDs mit einem Direktinvestment in Aktien.
Zur Ermittlung des Kursgewinns wird die Kursdifferenz mit der gehaltenen Stückzahl multipliziert. Steigt eine Aktie um 5 Prozent verdoppelt sich bei einem Hebel von 20 das eingesetzte Kapital. Geht der Kurs dagegen um 5 Prozent zurück, ist der gesamte Einsatz verloren.
Für wen sind CFDs geeignet?
CFDs sind als Finanzinstrumente ausschließlich für risikofreudige Anleger gedacht. Bei einem kurz- bis mittelfristigen Anlagehorizont lassen sich überproportional hohe Gewinne erzielen. Wichtig ist, sich genau über die Funktionsweise und die Risiken der Instrumente im Klaren zu sein.
Fazit zu den Finanzinstrumenten
In der Praxis gibt es für jeden Anleger-Typ und Zeithorizont das passende Finanzprodukt. Vor der Entscheidung sollten Sie sich genau über die jeweiligen Eigenschaften, Chancen und Risiken informieren. Wir empfehlen zunächst ausgiebig mit einem kostenlosen Demokonto zu üben. Ein solcher Test-Account wird von fast allen Brokern angeboten.
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