Finanzkrise 2007 – Alle Hintergründe und Details zur großen Wirtschaftskrise!

Zuletzt aktualisiert & geprüft: 19.10.2020


Ursachen und Auswirkungen der großen Finanzkrise

Mit dem Zusammenbruch der Investmentbank „Lehman Brothers“ erreichte die 2007 in den USA begonnene Finanzkrise ihren vorläufigen Höhepunkt. Bis zum Jahr 2010 wurde daraus die schwerste Weltwirtschaftskrise seit der großen Depression von 1929. In der Folge sahen sich nahezu alle führenden Wirtschaftsmächte dazu gezwungen, mit staatlichen Interventionen in die Märkte einzugreifen. Zudem versuchten die führenden Industrienationen wie Deutschland, USA oder China mit Konjunkturprogrammen ihre Wirtschaft zu stützen. Zur Unterstützung der Autoindustrie wurde in Deutschland beispielsweise die Abwrackprämie eingeführt. Neben Banken gerieten auch mehrere Staaten wie Griechenland oder Irland an den Rand der Pleite. Im Jahre 2010 ging die Weltwirtschaftskrise mit den Zahlungsproblemen von Griechenland in die Eurokrise über.

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Die Immobilienkrise in den USA

Ausgelöst wurde die Finanzkrise durch das Platzen der Immobilienblase in den USA. Durch die lockere Geldpolitik der Banken erhielten immer mehr Amerikaner auch mit geringem Einkommen einen Kredit, zum Kauf eines Hauses. In extremen Fällen hatten die Kreditnehmer nicht mal einen Job oder anderweitige Sicherheiten, um das Immobiliendarlehen abzusichern. Diese Kredite wurden auch als Ninja-Kredite bezeichnet. Ninja steht dabei für „No income, no job, no asset“. Übersetzt bedeutet dies: kein Einkommen, keine Arbeitsstelle, keine Vermögenswerte.

Dazu kommt, dass die Verbraucher in den USA nur unzureichend über mögliche Risiken informiert wurden. Oftmals wurden Kunden die Kredite regelrecht aufgedrängt. Möglich war dies, da der Geldmarkt mit jeder Menge billigem Geld überschwemmt wurde. Angelastet wurde diese Situation unter anderem dem damaligen Chef der US-Notenbank Alan Greenspan. Dieser hat bei jedem Rückgang der Konjunktur billiges Geld auf den markt gebracht, um das Zinsniveau auf einem niedrigen Niveau zu halten. Eine solche Situation gab es beispielsweise 2000 nach dem Platzen der Dotcom-Blase. Als Reaktion auf die Internetkrise wurde der Markt mit billigem Geld geflutet.

Zu diesem Zeitpunkt war für die amerikanischen Hausbesitzer noch alles in Ordnung. Solange die Immobilienpreise nach oben gingen, konnten neue Darlehen mit alten Hypotheken beglichen werden. Vielen Darlehensnehmern war nicht bewusst, dass der Vertrag einen flexiblen Zinssatz beinhaltet. Dieser war zunächst niedrig angesetzt und stieg im Verlauf immer mehr an.

Nach dem Anstieg des amerikanischen Leitzinses gingen die Immobilienpreise nach unten und der Traum von den eigenen vier Wänden war zu Ende. Bereits zum Jahresende 2006 waren viele Hausbesitzer nicht mehr in der Lage ihren finanziellen Belastungen nachzukommen. Viele Immobilien wurden zwangsversteigert und brachten dabei nur einen Bruchteil des ursprünglichen Kaufpreises ein.

Finanzkrise - Immobilienkrise

Von der Immobilienkrise zur Bankenkrise

Um ihre Gewinne zu erhöhen gingen die Banken immer größere Risiken ein. Dies ergab sich insbesondere durch den vermehrten Einsatz von Fremdkapital. Zu den risikoreichsten Geschäften zählte der Handel mit amerikanischen Immobilienkrediten. Hypotheken mit guter, mittlerer und schlechter Bonität wurden an Zweckgemeinschaften übertragen, welche Diese in handelbare Wertpapiere umwandelten. Experten bezeichneten diese als „Mortgage Backed Securities“, zu Deutsch „durch Hypotheken gesicherte Wertpapiere“. Diese Wertpapiere wurden wiederum in Fonds zu sogenannten Collateralized Debt Obligations (CDO) gebündelt. Auf diese Weise wurden forderungsbesicherte Wertpapiere mit anderen Finanzinstrumenten kombiniert. Gefährlich wurde diese Vorgehensweise, da die neu geschaffenen Finanzprodukte erneut aufgeteilt und zu neuen Wertpapierpaketen gebündelt wurden. Diese wurden anschließend weltweit an Banken verkauft. In der Folge war sich kein Geldinstitut mehr sicher, welche Papiere sie in den Büchern hatten.

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Für die Investmentbanken war das Ganze ein lohnendes Geschäft. Mit jedem als Wertpapier weiterverkauften Immobilienkredit stiegen die Gewinne. Durch das Bonussystem der Banken hat sich die Finanzkrise noch weiter verschärft. Je höher der erzielte Gewinn, desto mehr wurde an Boni an die Mitarbeiter ausgezahlt. Durch die Gier der Broker wurden immer mehr faule Kredite gehandelt. Dazu kam, dass die Papiere von den Ratingagenturen oftmals mit der besten Bewertung versehen wurden. Dadurch fiel die Nachfrage entsprechend hoch aus.

Mit dem Absinken der Immobilienpreise und den damit verbundenen Zwangsversteigerungen mussten die Banken für ihre gekauften, kreditversicherten Hypotheken Abschreibungen in Milliardenhöhe vornehmen. Ihren ersten Höhepunkt erreichte die Krise bereits im Sommer 2007. Das Vertrauen der Banken untereinander schwand, sodass diese sich gegenseitig kein Geld mehr liehen. Die Zentralbanken sorgten zwar nach wie vor für Liquidität, dennoch kamen die Finanzströme immer stärker ins Stocken.

Finanzkrise - Lehman

Verlauf der Finanzkrise

Am 15. September 2008 meldete mit „Lehman Brothers“ die viertgrößte Investmentbank Insolvenz an, worauf sich die Ereignisse überschlugen. Weltweit gingen die Börsen auf Talfahrt. Zwei Tage später konnte der Versicherungsriese AIG nur durch einen Zuschuss von 85 Milliarden Dollar der US-Notenbank gerettet werden. Um weitere Unruhe auf den Finanzmärkten zu verhindern kündigte die US-Regierung an, den Finanzmarkt mit 700 Milliarden Dollar zu stützen. Ende September 2008 kann auch für die größte US-Sparkasse „Washington Mutual“ das Aus. Die Benelux Staaten retten den Finanzkonzern „Fortis“ mit einem Zuschuss über 11,2 Milliarden Euro.

Der isländische Ministerpräsident informierte die Öffentlichkeit am 7. Oktober, dass sein Land den Zahlungsverpflichten nicht mehr nachkommen kann und somit der Staatsbankrott drohe. Die Atlantikinsel hebelte die Mechanismen aus und übernahm die Kontrolle über das Bankensystem. Die Banken gerieten immer tiefer in den Strudel der Finanzkrise. Am 13.08.2008 sah sich auch die Bundesregierung dazu gezwungen, einzugreifen. Mit einem Gesamtvolumen von 500 Milliarden Euro war das Rettungspaket für Banken, das teuerste Gesetz der Deutschen Geschichte. Am meisten Sorgen machte während der Finanzkrise die „Hypo Real Estate“, welche mehrmals mit Milliardenkrediten und Garantien vor einer Pleite bewahrt wurde. Die später verstaatlichte Bank erhielt Zuschüsse von insgesamt 102 Milliarden Euro.

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Auswuchs zur Weltwirtschaftskrise

Schon bald wurde klar, dass es nicht bei einer reinen Finanzkrise bleiben würde. Zum Jahresende 2008 kam es in zahlreichen Industrieländern wie Deutschland und den USA zur stärksten Rezession nach dem Zweiten Weltkrieg. Vor allem in den USA ging der Konsum drastisch zurück. Zu spüren bekamen dies besonders die Automobilkonzerne und Hersteller von Konsumgütern. Besonders die vom Export abhängige deutsche Wirtschaft wurde durch den Einbruch bei der Nachfrage hart getroffen. Einen heftigen Umsatzrückgang hatten unter anderem die Automobilindustrie und der Maschinenbau zu verkraften. Durch verschiedene Konjunkturprogramme versuchten die betroffenen Staaten, die weltweiten Folgen der Wirtschaftskrise zu bekämpfen.

Von der Finanzkrise zur Währungskrise

Strukturelle Probleme sorgten dafür, dass aus der Finanzkrise eine Währungskrise und in der Folge eine Staatsschuldenkrise wurde. Verantwortlich hierfür waren unter anderem die in der Währungsunion sehr niedrigen Zinssätze. So konnten sich auch Länder mit einer schwächeren Wirtschaftsleistung zu günstigen Konditionen Geld leihen. In der Folge liehen sich beispielsweise Griechenland und Portugal mehr Geld, als es die Wirtschaftskraft zuließ. Als weiteres Problem erwies sich das verschärfte Risikobewusstsein der Finanzgeber. Diese froren ihr Kapital zeitweise ein und verteidigten die Bestandsbedingungen. Die Risiken wurden von den Ratingagenturen neu und meist schlechter bewertet. Es bestand somit die Gefahr, dass sich die Krise der finanzschwachen Länder auf andere europäische Staaten überträgt.

Griechenland rutscht in die Krise

Zu Beginn wurde die Immobilienkrise in den USA innerhalb der Eurozone nicht als gefährlich betrachtet. Deshalb suchten die Länder vornehmlich nach nationalen Lösungen zur Behebung der Bankenkrise, statt das Problem gemeinsam anzugehen. In der Folge stieg die Verschuldung zahlreicher EU-Staaten rasant an. In der Folge brachten die Gläubiger einigen Ländern immer weniger Vertrauen entgegen. Um dieses zurückzugewinnen, setzten die meisten Länder auf harte Sparmaßnahmen. Ziel war es dabei, die Kosten nicht auf die Währungsunion abzuwälzen.

Im Winter 2009 kam es zu einem rasanten Anstieg der Zinsen bei griechischen Staatsanleihen. Die Papiere rangierten schnell im Segment der Hochzinsanleihen. Als Folge erwuchsen immer mehr Zweifel an der griechischen Kreditwürdigkeit. Die anderen EU-Länder stellten dies zunächst als rein inländisches Problem dar. Es wurde jedoch relativ schnell klar, dass ein Staatsbankrott Griechenlands nur mit Hilfe aus Brüssel verhindert werden kann. Die Europäische Zentralbank (EZB) wurde 2010 zum Gläubiger, die Euro-Partner zu Bürgen.

Immer mehr Ländern waren in der Folge von Schuldenproblemen betroffen. Für die Aufnahme von Krediten mussten die Eurostaaten harte Sparmaßnahmen akzeptieren. Diese Situation hat sich bis heute nicht geändert. Kontrolliert wird das Ganze von einer Troika aus Europäischer Kommission, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds. Nach wie vor bereiten die Haushaltsprobleme in einigen EU-Staaten große Sorge. Es ist derzeit noch völlig offen, ob die Kredite der Geberländer sowie die durchgeführten Sparmaßnahmen ausreichen, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln.

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Experten-Tipp:

Die Wirtschaftskrise muss sich nicht immer in Form von auffälligen Zahlen zeigen. Auch kleine Einbrüche können eine Auswirkung auf das gesamte Konstrukt haben. Daher sollten Trader immer die Entwicklungen am Markt im Blick behalten.

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