Geldpolitik – Die Wirtschaftspolitischen Maßnahmen der Zentralbanken im Detail!
Zuletzt aktualisiert & geprüft: 08.12.2021
Um ihre Ziele zu erreichen, stehen den Zentralbanken unterschiedliche wirtschaftspolitische Maßnahmen zur Verfügung. Diese werden zusammengefasst als Geldpolitik bezeichnet. Zu den wichtigsten Instrumenten gehören dabei der Leitzins sowie das Zentralbankgeld. Für Anleger ist die Geldpolitik der Zentralbanken von großer Bedeutung. Bei einer expansiven Geldpolitik wird der Leitzins gesenkt, um die Vergabe von Krediten und damit die Konjunktur anzukurbeln. Dies bedeutet jedoch gleichzeitig niedrige Erträge für festverzinsliche Anlagen. Umgekehrt führt eine restriktive Geldpolitik zu steigenden Zinsen. Gleichzeitig wird die Geldmenge dadurch verknappt, um beispielsweise einer hohen Inflation entgegenzuwirken.
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Die wichtigsten Ziele der Geldpolitik:
- Inflation auf einem moderaten Niveau halten
- Preise stabil halten
- Wirtschaftswachstum
- Geringe Arbeitslosigkeit
- Stabile Wechselkurse
Welche Ziele verfolgen die Zentralbanken mit ihrer Geldpolitik?
Die Zentralbanken verfolgen mit ihrer Geldpolitik in der Regel mehrere Ziele, die sich jedoch nicht immer miteinander vereinbaren lassen. Zu den wichtigsten Zielen gehören:
- Inflationsziel: Die Inflation soll sich auf einem moderaten Niveau bewegen. Ein langsamer Anstieg der Preise ist durchaus gewünscht, da hierbei der Verzicht auf Investitionen bestraft wird. Steigen die Preise dagegen zu schnell, produzieren Unternehmen weniger als sie könnten. Durch eine konstante Inflation wird die Veränderung des Geldwerts planbar, was für Stabilität sorgt.
- Stabilität der Preise: Hierbei handelt es sich um einen Spezialfall des Inflationsziels. Der Durchschnitt der Preise soll sich nach Möglichkeit nur geringfügig verändern. Ermittelt wird dieser anhand eines festgelegten Warenkorbs.
- Geringe Arbeitslosigkeit: Dieses Ziel kollidiert teilweise mit der Preisniveaustabilität. Eine geringe Arbeitslosigkeit führt tendenziell zu stärker steigenden Löhnen. Dies bedeutet gleichzeitig höhere Kosten bei der Produktion und damit verbunden auch höhere Preise.
- Wirtschaftswachstum: Im Idealfall gibt es kein hohes, sondern ein stabiles und dauerhaftes Wachstum. Verläuft das Wachstum zu schnell führt dies unweigerlich zu einer Rezession.
- Wechselkurs: Für kleinere Länder sind stabile Wechselkurse zu den wichtigsten Handelspartner von besonderer Bedeutung. Zudem spielt der Kurs zur Leitwährung Dollar für exportstarke Industrieländer wie Deutschland eine große Rolle. Ist der Euro im Vergleich zum Dollar niedrig, werden deutsche Produkte für Länder außerhalb der Eurozone billiger.
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Auswirkungen des Leitzins auf Geldanlagen und Kredite
Der Leitzins ist das wichtigste Hilfsmittel, welches Zentralbanken zum Erreichen ihrer geldpolitischen Ziele einsetzen. Er legt fest, zu welchem Zinssatz sich die angeschlossenen Finanzinstitute Geld bei der Zentralbank leihen können. Bis 1999 wurde der Leizins in Deutschland durch die Deutsche Bundesbank festgelegt. Danach hat die Europäische Zentralbank (EZB) diese Aufgabe übernommen und bestimmt seither den Leizins für den gesamten Euroraum.
Durch einen niedrigen Leitzins können Geschäftsbanken sich günstig Geld bei der EZB beschaffen. Diese haben dann die Möglichkeit, die günstigen Konditionen an ihre Kunden weiterzugeben. Privatpersonen und Unternehmen profitieren somit von niedrigen Zinsen bei der Aufnahme von Krediten, beispielsweise für eine Baufinanzierung. Im Gegenzug sind die Banken bei einem niedrigen Leizins nicht mehr so stark auf die Einlagen ihrer Kunden angewiesen. Somit werden für Anlageprodukte, wie Tages- oder Festgeld, nur noch geringe Zinsen angeboten.
Im Umkehrschluss sorgt ein höherer Leizins dafür, dass sich Kredite verteuern. Da die Banken nun mehr Zinsen an die EZB zahlen müssen, versuchen sie alternativ Geld von ihren Kunden zu beschaffen. Um Anleger zu animieren, werden deshalb die Zinsen für die verschiedenen Anlageprodukte angehoben.
Aktuell befindet sich der Leitzins in der Eurozone mit 0,05 Prozent auf einem historischen Tiefstand. Als Folge reichen die mit einem Tages- oder Festgeldkonto erzielbaren Renditen in vielen Fällen nicht mal aus, um die Inflation auszugleichen. Kritiker sprechen hier auch von einer Enteignung der Sparer. Auf dem Kreditmarkt sorgt der historisch niedrige Leitzins für einige Besonderheiten. So bieten einige europäische Banken ihren Kunden einen Negativzins bei der Aufnahme eines Kredits an. Das bedeutet der Kreditnehmer erhält Geld dafür, wenn er einen Kredit aufnimmt. Günstige Kredite bietet derzeit unter anderem die Santander Bank an.
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Enorme Auswirkungen für Sparer
Aufgrund der Schuldenkrise in mehreren EU-Ländern verfolgt die EZB schon seit längerer Zeit eine expansive Geldpolitik. Dadurch sollen sich überschuldete Staaten sich günstiger Geld beschaffen können. Gleichzeitig wird versucht mit billigen Krediten die Wirtschaft anzukurbeln. Privatpersonen können sich günstig Geld leihen, um beispielsweise ein neues Auto oder andere Konsumprodukte finanzieren zu können. Da ein Ende der Schuldenkrise nicht in Sicht ist, ist in absehbarer Zeit nicht mit einer Anhebung des Leitzinses zu rechnen.
Für Anleger hat diese Geldpolitik jedoch dramatische Folgen. Denn es sind nicht nur die klassischen Anlageprodukte, wie Tagesgeld, Festgeld oder Sparbücher, von dieser Geldpolitik betroffen. Auch für Lebensversicherungen, Bausparverträge sowie Anlageprodukte, wie Riester- und Rürup Rente, werden kaum noch Zinsen gezahlt. Experte beziffern die Verluste der Sparer auf eine Gesamtsumme zwischen 60 und 70 Milliarden Euro.
Auswege aus der Zinsfalle
Um nicht in der Zinsfalle stecken zu bleiben ist es für Anleger wichtig, ihr Kapital möglichst breit zu streuen. Eine sinnvolle Alternative ist dabei die Anlage in Aktien. Wem das Risiko mit einzelnen Wertpapieren zu hoch ist, kann sein Geld auch in Aktienfonds oder ETFs investieren. Zudem gibt es auch die Möglichkeit, mit festverzinslichen Papieren eine attraktive Rendite zu erzielen. Im folgenden einige Möglichkeiten, wie Anleger die aktuelle Niedrigzinsphase gewinnbringend überbrücken können.
Unternehmensanleihen
Experten empfehlen statt in Staatsanleihen zu investieren auf gute Unternehmensanleihen zurückzugreifen. Je nach Laufzeit bieten diese aktuell eine Rendite von bis zu 3 Prozent bei einem guten Chance-Risiko-Verhältnis. Wer bei Unternehmensanleihen auf DAX-Konzerne setzt, wie Daimler, Bayer oder ThyssenKrupp, welche aktuell auf klimaneutralen Stahl setzt, kann das Risiko auf einem moderaten Niveau halten. Besonders attraktiv sind derzeit zudem Anleihen aus dem Energie- und Rohstoffsektor.
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Hochzinsanleihen
Eine weitere Möglichkeit ist die Anlage in Anleihen von Unternehmen mit einer schlechten Bonität. Mit Unternehmensanleihen in US-Dollar der Rating Kategorien BBB und BB lassen sich durchschnittlich Renditen von 3,7 bis 4,9 erzielen. Allerdings ist hierfür eine gründliche Recherche und Analyse der Bilanzen erforderlich. Deshalb sind solche Hochzinsanleihen nur etwas für erfahrene Anleger.
Indexfonds (ETF)
Privatanleger, denen die Investition in einzelne Aktien zu riskant ist, können ihr Geld in sogenannte Indexfonds investieren. Diese bilden keine Einzeltitel, sondern einen gesamten Index wie den DAX für deutsche oder den „MSCI World“ für internationale Aktien ab. Durch die Anlage in einen gesamten Index wird das Risiko automatisch gestreut. Eine besondere Möglichkeit bietet dabei die Investition in Sparpläne. Gespart werden kann bereits ab einem monatlichen Betrag von 25 Euro. So richtig lohnen sich ETF-Sparpläne jedoch erst ab etwa 100 Euro pro Monat.
Investition in Sachwerte
In Zeiten von niedrigen Zinsen investieren Anleger ihr Geld verstärkt in Sachwerte. An erster Stelle stehen dabei Edelmetalle, wie Gold und Silber. Ebenfalls beliebt ist die Investition in Immobilien. Dabei muss es nicht gleich das eigene Haus oder eine Eigentumswohnung sein. Anleger können auch durch Immobilienfonds oder mit Aktien der beteiligten Unternehmen vom aktuellen Boom profitieren. Mittlerweile können Sparer ihr Geld auch in Weinen, Whisky oder Oldtimern anlegen. Aufgrund der ungewissen Wertentwicklung ist dies jedoch immer mit einem gewissen Risiko verbunden.
Geldumlauf und Mindestreservesatz
Neben einer Veränderung des Leitzinses stehen der Zentralbank bei ihrer Geldpolitik noch weitere Maßnahmen zur Verfügung. So ist es beispielsweise möglich, dem Markt Geld zu entziehen. Die meisten Kredite welche von der Zentralbank an die verschiedenen Geschäftsbanken vergeben werden haben nur eine Laufzeit von einer Woche. Somit kann die Zentralbank einfach weniger neue Kredite vergeben als wieder zurückgezahlt werden. Zudem kann die EZB verzinsliche Wertpapiere anbieten, die profitabler sind als das Halten von Zentralbankgeld. Banken werden diese dann mit dem überschüssigen Zentralbankgeld kaufen.
Eine besonders weitreichende und nur selten angewandte Maßnahme der Geldpolitik, ist die Veränderung des Mindestreservesatzes. Bei einer Absenkung erhöht sich auf einen Schlag die Menge an Geld, die eine Bank mit einer bestimmten Summe Zentralbankgeld verleihen kann. Wird der Mindestreservesatz beispielsweise halbiert, kann sofort doppelt so viel Giralgeld in Form von Krediten erzeugt werden, ohne sich bei der Zentralbank Geld leihen zu müssen. Mit einem höheren Mindestreservesatz kann die Zentralbank ihren Einfluss auf den Geldmarkt vergrößern und gleichzeitig ihre Einnahmen erhöhen.
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Unkonventionelle Maßnahmen der EZB
Die im August 2007 beginnende Finanzkrise machte auch bei der Geldpolitik unkonventionelle Maßnahmen erforderlich. Da diese in der Praxis vor 2007 nicht vorkamen, werden sie auch als Sondermaßnahmen bezeichnet. Ziel war es dabei, die wirksame Übertragung der geldpolitischen Entscheidungen auf das Finanzsystem, die Wirtschaft und die Preisentwicklung zu unterstützen.
Zu den wichtigsten Maßnahmen gehören:
Verlängerung der Laufzeit bei liquiditätszuführenden Geschäften:
Durch Laufzeiten von bis zu vier Jahren können sich Banken leichter refinanzieren und ihre Kreditvergabe längerfristig planen.
Änderungen beim Zuteilungsmodus:
Seit Oktober 2008 erfolgt die Durchführung von Refinanzierungsgeschäften mit festem Zinssatz und voller Zuteilung. Damit können sich die Geschäftspartner bei ausreichenden Sicherheiten unbegrenzt refinanzieren. Der neue Zuteilungsmodus soll noch bis Ende 2016 beibehalten werden.
Forderung von Sicherheiten:
Nach Eintritt der Finanzkrise wurde das Verzeichnis mit den zugelassenen Sicherheiten erweitert. Somit können Banken unter anderem einen größeren Teil ihrer Aktiva zur Aufnahme von Zentralbankliquidität nutzen.
Währungsswaps:
In Zusammenarbeit mit der schweizerischen und US-amerikanischen Zentralbank wurden den Banken im Euroraum US-Dollar und Schweizer Franken angeboten. Ohne diese Maßnahme hätten einige Banken Probleme bei der Refinanzierung von Fremdwährungen bekommen. Aktuell steht nur noch die USD-Fazilität zur Verfügung.
Ankauf von Staatsanleihen:
Nachdem es zu Spannungen in einigen Finanzsegmenten gekommen ist, hat die EZB damit begonnen, gezielt Staatsanleihen aufzukaufen. Ziel dabei ist es, die Risikoprämien zu reduzieren.
Ankauf von Wertpapieren:
Mit dem Ankauf von gedeckten Schuldverschreibungen sowie verbrieften Kreditforderungen sollen die wichtigen Refinanzierungsmärkte für europäische Banken wiederbelebt werden.
Experten-Tipp:
Die Geldpolitik hat einen hohen Einfluss auf die Strategie der Anleger. Deren Entwicklung sollte daher immer im Blick behalten werden.
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Bilderquelle:
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