Die größten Börsenskandale – Auflistung der Firmenskandale und deren größten Kursverluste im Detail!

Zuletzt aktualisiert & geprüft: 08.03.2021


GRAFIK am Mittag; Volkswagen - Börsenskandale

GRAFIK am Mittag; Volkswagen

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FLOWTEX UND ENRON

Der Skandal um manipulierte Abgaswerte bei Volkswagen schlug sehr hohe Wellen. Dabei ist der Automobilkonzern nicht die erste Aktiengesellschaft, bei der Schummeleien aufgedeckt wurden. In unserer Serie werfen wir einen Blick auf die größten Skandale an den Finanzmärkten.

FlowTex

flowtex

Die Pleite des Horizontalbohrmaschinenherstellers FlowTex aus dem badischen Ettlingen gehört zu den größten Kriminalfällen der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Im Gegensatz zur klassischen Verlegemethode von Leitungen, konnte durch den Einsatz der Horizontalbohrmaschinen auf das Öffnen der Erdoberfläche und das Ziehen großer Gräben verzichtet werden, was neben einer Zeit- und Kostenersparnis auch noch eine weniger starke Beeinträchtigung der Umwelt bspw. in Form von Straßen- und Wegsperrungen mit sich brachte. Unternehmensangaben zufolge verkaufte FlowTex im Zeitraum zwischen 1994 und 1999 rund 3.000 dieser Horizontalbohrmaschinen. Als der Betrug schließlich aufflog, stellte sich heraus, dass über 90 % der angegebenen Maschinen gar nicht existierten und das Unternehmen seine Bücher massiv frisiert hatte. Hierzu verkaufte FlowTex die fingierten Bohrsysteme an Banken und Leasinggesellschaften und leaste diese Maschinen anschließend wieder zurück, womit die Leasinggesellschaften den Marktbedarf für eine Kreditfinanzierung nachweisen konnten. Die gewährten Kredite flossen in die Kassen des Unternehmens, das bei Jahresabschlussprüfungen die Aufzeichnungen massiv fälschte, Seriennummern fingierte und verschiedene Zulassungsplaketten auf den wenigen existenten Bohrgeräten anbrachte. Die Staatsanwaltschaft taxierte den entstandenen Schaden im Zuge ihrer Ermittlungen auf fast 5 Mio. D-Mark und eröffnete Verfahren gegen insgesamt 110 Beschuldigte. Gründer Manfred Schmider und drei weitere Haupttäter erhielten Gefängnisstrafen zwischen 6 und 12 Jahren.

Enron

220px-Enron_Logo.svgFür den größten Bilanzbetrug in der Geschichte der US-Wirtschaft steht der Name Enron. Der Energiekonzern schmückte sich gerne mit Superlativen wie „The World’s Greatest Company“ und wurde in den Medien lange Zeit als besonders innovatives und wachstumsstarkes Unternehmen gefeiert. In der Hochphase ist Enron der siebtgrößte Konzern der USA und beschäftigt 22.000 Mitarbeiter, als Vision hatte das Management gar den Aufstieg zum größten Konzern der Welt ausgegeben. Um den Aktienkurs und damit den Unternehmenswert immer weiter nach oben zu treiben, geht Enron waghalsige Deals und Zukäufe ein und blähte über Jahre hinweg seine Bilanz kräftig auf. Hierzu tätigte Enron Geschäfte mit einem Firmengeflecht von rund 2.000 Gesellschaften, vorzugsweise in Steueroasen, die nicht zum Konsolidierungskreis des Konzerns zählten, aber unter dem Einfluss der Gesellschaft standen. Käufe dieser Offshore-Companys ließ man von Banken vorfinanzieren, ohne die Kredite in die Bilanz einfließen zu lassen. Termingeschäfte wurden umgehend als Ertrag gebucht, der Aufwand für den Einkauf hingegen unberücksichtigt gelassen, sodass sich ein höherer Gewinn ergab. Im Herbst 2001 wurden Untersuchungen der Börsenaufsicht SEC bekannt, wodurch Enron um 1,2 Mrd. US-Dollar zu hoch ausgewiesene Gewinne sowie rund 30 Mrd. US-Dollar Schulden einräumen musste. Anfang Dezember 2001 folgte die Insolvenz, verbunden mit verheerenden Folgen. Der Aktienkurs stürzte auf wenige USCents ab und vernichtete Aktienkapital im Volumen von 60 Mrd. US-Dollar, die Enron-Mitarbeiter verloren rund 2 Mrd. US-Dollar Betriebsrenten. Enron-Gründer Kenneth Lay verstarb noch vor Verkündung des Strafmaßes an Herzversagen, CEO Jeffrey Skilling wurde zu einer Haftstrafe von mehr als 24 Jahren verurteilt, die später auf 14 Jahre reduziert wurde.

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Worldcom

Das Telekommunikationsunternehmen Worldcom steht im Mittelpunkt des wahrscheinlich größten Bilanzbetruges in der Geschichte der US-Wirtschaft. Die Telefongesellschaft wurde 1983 gegründet und innerhalb von nicht einmal 20 Jahren zum zweitgrößten Telekommunikationsanbieter der USA aufgebaut. Auf diesem Wachstumskurs hatte Worldcom mehr als 60 Mitbewerber übernommen und seinen Umsatz auf bis zu 35 Mrd. US-Dollar nach oben geschraubt. Mit der Zeit fiel es dem Unternehmen aber immer schwerer, die von Analysten erwarteten Zuwachsraten zu erreichen. Um einen Einbruch des Aktienkurses zu verhindern, frisierte das Unternehmen schließlich seine Bücher, mit Fehlbuchungen und Bilanzfälschungen unterschlug Firmengründer Bernie Ebbers den Ermittlern zufolge rund 11 Mrd. US-Dollar. Im Sommer 2002 flog der Schwindel letztlich auf, woraufhin der Telefonkonzern zusammenbrach und Gläubigerschutz beantragen musste. 20.000 Mitarbeiter verloren damals neben ihrem Job auch sämtliche Pensionsrücklagen, Investoren sage und schreibe 180 Mrd. US-Dollar. Der Skandal blieb nicht ohne Folgen: Firmenboss Ebbers wurde zu einer Gefängnisstrafe von 25 Jahren verurteilt, zudem entschieden sich die Behörden nach Aufdeckung der Enron- und Worldcom-Betrügereien im Jahr 2002 für die Einführung des Sarbanes-Oxley Act, der als US-Bundesgesetz eine deutlich strengere Regulierung und Überwachung der Unternehmen vorsieht und das Vertrauen der Anleger in die veröffentlichten Finanzzahlen wiederherstellen sollte.

Barings Bank

Fehlspekulationen eines einzelnen Händlers sorgten 1995 für den Zusammenbruch des 200 Jahre alten Traditionshauses Barings Bank. Nach seinem Wechsel aus der Buchhaltung in Hongkong zur Derivateabteilung in Singapur arbeitete Nick Leeson als Händler und Kontrolleur zugleich – eigentlich ein No-Go innerhalb der Investmentbranche. Als Derivatehändler bekam Leeson die Aufgabe übertragen, Preisdifferenzen zwischen den Kursen des japanischen Leitindex Nikkei 225 an den Börsen in Singapur und Osaka mittels Derivaten gewinnbringend auszunutzen. Wenig später beschränkt sich Leeson nicht mehr nur auf diese Art von Arbitragegeschäften, sondern setzt Derivate immer häufiger für gefährliche Spekulationen auf den Nikkei ein. Wurde Leeson zunächst noch als neuer Startrader gefeiert, fielen schnell die ersten kleineren Verluste an, die er auf einem Extra-Konto verschleierte und in der Folge versuchte, durch noch riskantere Geschäfte möglichst kurzfristig wieder auszugleichen. Handelsbilanzen wurden gefälscht, weitere liquide Mittel für die ausufernden Spekulationen aus der Zentrale in London angefordert. Bis der Schwindel aufflog, hatten sich bereits Verluste von 1,3 Mrd. Britischen Pfund angehäuft, was nicht nur die renommierte Barings Bank in den Ruin trieb, sondern auch das Britische Pfund abrutschen ließ und an den Finanzmärkten über Monate hinweg für heftige Turbulenzen sorgte. Die niederländische ING übernahm das Barings-Geschäft schließlich für einen symbolischen Preis von einem Britischen Pfund, weltweit überarbeiteten Banken ihre internen Kontrollsysteme, Nick Leeson selbst wurde zu einer Gefängnisstrafe von sechseinhalb Jahren verurteilt.

Parmalat

Die Wurzeln des italienischen Lebensmittelkonzerns liegen in einer kleinen Molkerei in Collecchio unweit von Parma, die Calisto Tanzi 1961 als 22-jähriger Sprössling eröffnete. Schon bald darauf expandierte das Unternehmen in weitere italienische Großstädte wie Genua, Florenz und Rom. Parmalat war in den 60er Jahren die erste italienische Molkerei, die für ihre haltbare Milch als Verpackung von der Glasflasche auf Getränkekartons umstellte. Weitere Innovationen ließen die Gesellschaft, die ab 1968 unter Parmalat firmierte und 1973 an die Mailänder Börse ging, schon bald zur Nummer 1 innerhalb Italiens, später dann zum Weltmarktführer bei H-Milch und zum viertgrößten Nahrungsmittelhersteller Europas aufsteigen. Liquiditätsschwierigkeiten brachten 2003 einen der größten Betrugsfälle in der europäischen Wirtschaftsgeschichte zutage, der mithilfe eines undurchsichtigen Geflechts an Luftbuchungen und Scheinfirmen gestrickt worden war. So stellten sich bspw. Verkäufe von Milchpulver von Singapur nach Kuba für knapp 360 Mio. US-Dollar ebenso als fiktiv heraus wie der Verkauf der Fruchtsaftmarke Santal für 210 Mio. US-Dollar oder die Veräußerung eines Patents für ultrahocherhitzte Milch für angeblich 90 Mio. US-Dollar. Als der Skandal 2003 schließlich aufflog, soll Parmalat bereits 15 Jahre seine Bilanz frisiert haben, in der letztlich rund 14 Mrd. US-Dollar fehlten. Das Unternehmen musste Ende 2003 Insolvenz anmelden und feierte 2005 sein Börsencomeback, Calisto Tanzi wurde zu einer langjährigen Gefängnisstrafe verurteilt.
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Bernard Madoff

Auf sage und schreibe 50 Mrd. US-Dollar wird der Schaden taxiert, den Bernard Madoff über Jahre hinweg mit seinem Schneeballsystem angerichtet hat. Jahrzehntelang gehörte Madoff zu den erfolgreichsten Stars der Wall Street. Nach der Gründung einer eigenen Investmentfirma 1960 mit bescheidenen Mitteln verzeichnete Madoff trotz eines eher konservativen Anlagestils bemerkenswerte Renditen und erarbeitete sich so einen glänzenden Ruf. Später agierte Madoff erfolgreich als Investor und Broker und zählte als Aufsichtsrat zu den Machern und Antreibern der US-Technologiebörse Nasdaq. Mit der Zeit wurde der Kreis seiner Kunden immer exklusiver, neue Investoren wurden im Rahmen von Veranstaltungen in Golfclubs und exklusiven Partys gefunden – stets mit dem Versprechen einer jährlichen Rendite zwischen 8 % und 12 %, die über viele Jahre hinweg konstant ausgeschüttet wurde. Die Ausschüttung der vermeintlichen Traumgewinne und Auszahlungen zurückgegebener Fondsanteile finanzierte Madoff zu einem großen Teil aus frischen Geldern neuer Investoren. Der Zusammenbruch des Immobilienmarktes in den USA und die damit verbundene Finanzkrise 2008 markiert das Ende des Madoff-Systems. Als im Zuge der Krise zahlreiche Anleger ihre Einlagen abziehen möchten und gleichzeitig keine frischen Investorengelder mehr nachfließen, fällt das Kartenhaus in sich zusammen. Im nachfolgenden Prozess wurde Madoff Mitte 2009 zu einer Freiheitsstrafe von insgesamt 150 Jahren verurteilt.

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Börsenskandale Experten-Tipp:

Der Wert der Aktien an der Börse ist für Unternehmen besonders wichtig. Schon einige Firmen haben versucht, durch das Frisieren der Bücher besser dazustehen. Umso wichtiger ist es, sich vor der Investition ausreichend über ein Unternehmen zu erkundigen.
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