Hebelprodukte fürs Trading: Kleiner Einsatz große Wirkung – Alle Vor- und Nachteile erklärt!

Zuletzt aktualisiert & geprüft: 29.10.2020


Hebelprodukte sind nur etwas für unheilbare Zocker. Ein Vorwurf, der bei gründlicher Betrachtung doch revidiert werden muss. Vielmehr ergänzen sie in sinnvoller Weise die Produktpalette der strukturierten Wertpapiere. Wir liefern Ihnen einen fundierten Einstieg in die Vielfältigkeit der Hebellandschaft und zeigen deren Merkmale auf.

Viele Finanzakteure stellen sich die alles entscheidende Frage, wie es an den Märkten in den kommenden Wochen weitergeht. Schafft beispielsweise der DAX endlich den ersehnten Ausbruch nach oben? Oder kippt die Stimmung und sehen wir fallende Kurse? Eines ist sicher: Die Unsicherheiten im Markt, ob wirtschaftlicher oder politischer Natur, bleiben. Eher nehmen sie noch zu.

Professionelle Trader wissen um diese Unwägbarkeiten. Sie kennen die Möglichkeiten, auch oder gerade in diesen schwankungsreichen Börsenphasen, Gewinne zu erzielen. Deshalb spekulieren sie mit Vorliebe mit Hebelprodukten. Das spiegelt sich auch in den Börsenumsätzen der strukturierten Wertpapiere wider, die im August bei rund 3,2 Milliarden Euro lagen – 1,4 Milliarden Euro davon alleine bei gehebelten Produkten. Warum auch nicht den Hebeleffekt nutzen?

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Riesiges Angebot für Hebelprodukte

Das Angebot an entsprechenden Produkten ist riesig. Mehr als 780 000 Optionsscheine, Faktor-Zertifikate und Knock-out-Produkte werden aktuell gelistet. Letztere machten fast 60 Prozent der Börsenaktivitäten im August aus. Nahezu 330 000 Kundenorders wurden im Juli bearbeitet; auch dies war ein deutlicher Ausdruck belebter Handelsaktivität im ansonsten eher zurückhaltenden Sommergeschäft. Fragt man nach den Motiven, warum Trader Hebelprodukte so gerne einsetzen, so findet sich ein Bündel an Gründen. Allen voran steht sicher die überproportionale Gewinnaussicht beim Einsatz eines frei wählbaren Hebels. Darüber hinaus geht es aber auch um die Absicherungsmöglichkeit dieser Produkte bei ansonsten fallenden Aktienkursen. Anleger, die eher spekulativ und kurzfristig orientiert am Markt unterwegs sind, können sich mit dem gezielten Einsatz von Hebelprodukten jeglicher Couleur das nervenaufreibende Auf und Ab an den Kapitalmärkten zunutze machen und Gewinne einfahren.

Eine zweite Eigenschaft der gehebelten Produktpalette ist in diesen unsicheren Zeiten von großer Bedeutung: Anleger können mit einem vergleichsweise überschaubaren Einsatz sprichwörtlich Großes bewirken und sind somit in der Lage, eine breite Portfoliostreuung sicherzustellen. Das ist wichtig. Vielfach ist von der „heilsamen“ Wirkung eines in die Breite diversifizierten Portfolios zu lesen. In der Realität ist es nur einem Bruchteil der Investoren möglich, eine Streuung über Anlageklassen und -stile zu spielen. Dank des Hebeleffekts lässt sich mit der Aufnahme mehrerer Positionen im Depot ein guter Querschnitt über die unterschiedlichen Branchen hinweg erzielen.

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Hebelprodukte bieten Vor- und Nachteile

Interessierte sollten daraus jedoch nicht den Trugschluss ziehen, dass gehebelte Produkte ein Freifahrtschein für satte Gewinne sind. Das Pendel schwingt genauso auch in die andere Richtung und Investoren können überproportional Verluste statt Gewinne einfahren. Insofern sind Hebelprodukte in jedem Fall nur für Selbstentscheider geeignet, die ihr Chance/Risiko-Verhältnis (CRV) gut einschätzen können und zudem über eine Menge Erfahrung mit Finanzprodukten verfügen. Hebelprodukte sind mitunter eine geeignete Beimischung für das individuelle Depot; mit Sicherheit aber sind sie kein Basisinvestment.

Knock-out-Produkte

Widmen wir uns im Folgenden den einzelnen Produktklassen. Starten wir mit den Knock-out-Produkten: Wie bei Optionsscheinen erlauben auch Knock-out-Produkte den Investoren die überproportionale Teilhabe an steigenden und fallenden Kursen eines zugrunde liegenden Basiswerts. Anleger, die die Wechselwirkung von Hebelwirkung und Totalverlustrisiko verstanden haben, setzen Hebelprodukte entsprechend dosiert in ihrer Kapitalanlage ein.

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Lassen Sie uns das an einem Beispiel konkretisieren:

Ein Anleger möchte maximal 5000 Euro in eine bestimmte börsengehandelte Aktie anlegen, weil er aufgrund erwarteter guter Geschäftszahlen kurzfristig mit einem deutlichen Kursanstieg rechnet. Als Alternative zu einer Direktanlage in die Aktie bieten sich Hebelprodukte an. Wenn sich der Anleger für Hebelprodukte entscheidet, dann sollte der anzulegende Betrag deutlich unter dem Maximalbetrag von 5000 Euro liegen. Je nach den Konditionen des konkreten Hebelprodukts könnten das beispielsweise lediglich zehn bis 20 Prozent des Maximalbetrags sein, also 500 bis 1000 Euro.

Denn hat der Anleger das Kursverhalten der Aktie richtig antizipiert, so wird er aufgrund der Hebelwirkung eine höhere Rendite erwirtschaften als mit der Direktanlage. Mit einem geringeren Kapitaleinsatz hat der Anleger grundsätzlich die Chance, einen Gewinn zu erzielen, der auf dem Niveau des Gewinns der Direktanlage liegt. Die Hebelwirkung kann sich aber nicht nur positiv, sondern auch negativ auswirken.

Hat der Anleger nämlich das Kursverhalten falsch antizipiert, dann droht der Totalverlust. Somit ist die Auswahl der Knock-out-Barriere geradezu existenziell. Geht der Investor von künftig größeren Schwankungen des Basiswerts aus, lohnt ein Blick auf Produkte, deren Knock-out entsprechend weit vom aktuellen Kurslevel entfernt ist. Ein höherer Abstand zum Kurs bedeutet ein geringeres Risiko; geht a er auch mit einem entsprechend niedrigeren Hebel und einer nicht ganz so attraktiven Rendite einher. Anleger sollten zudem bedenken, dass bei dieser Produktkategorie im Gegensatz zu Optionsscheinen der Einfluss der Impliziten Volatilität, die die Bandbreite der Kursschwankungen angibt, weitgehend ausgeklammert ist.

Im Juni 2016 lag das investierte Volumen von Knock-out-Produkten bei 572,3 Millionen Euro. Ihr Anteil im Segment der Hebelprodukte betrug 39,2 Prozent (siehe Grafik).

Hebelprodukte - Bild 1

Quelle: www.derivateverband.de; Stand: 30.06.2016

Ein kleiner Dämpfer im Vorjahresvergleich (Anteil im Segment der Hebelprodukte Juni 2015: 43,4 Prozent). Im Hebelsegment liegt ihr Anteil bei den Börsenumsätzen im laufenden Jahr konstant über 50 Prozent.

Faktor-Zertifikate

Faktor-Zertifikate sind im Vergleich zu Knock-outs noch nicht so lange am Markt, haben sich aber in der Gunst der Privatanleger etabliert. Sie zeichnen sich vor allem durch einen festen Hebel (Faktor) aus, der während der gesamten Laufzeit konstant bleibt. Die Höhe des Faktors legt fest, mit welchem Hebel der zugrunde liegende Strategieindex diese tägliche Kursveränderung nachvollzieht. Darüber hinaus verfügen die Produkte über eine endlose Laufzeit. Zudem weisen Faktor-Zertifikate Schutzmechanismen auf, die einen Totalverlust verhindern sollen. Im Juni 2016 lag das investierte Volumen von Faktor-Zertifikaten bei 328,9 Millionen Euro. Ihr Anteil im Segment der Hebelprodukte betrug 22,5 Prozent. Damit haben sie im Vorjahresvergleich um 2,4 Prozent zugelegt.

Zu beachten ist ferner der Basiseffekt: Sinkt der Basisindex beispielsweise um fünf Prozent und erholt sich in den kommenden Tagen um denselben Wert, so steht der Index dann wieder auf seinem Anfangsniveau. Nicht so beim Faktor-Zertifikat. Da die Zuwächse der Erholung von einem tieferen Level ausgingen, liegt der Wert am Ende entsprechend unterhalb des Anfangsniveaus.

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Optionsscheine

Last, but not least, gibt es die klassischen Optionsscheine. Auch sie können zur Absicherung des eigenen breit diversifizierten Depots ihren Beitrag leisten. Sie ermöglichen die Teilhabe an steigenden (Call) und fallenden (Put) Kursen eines Basiswerts. Die Hebelfunktion besagt, dass beispielsweise bei einem zweifachen Hebel der Wert des Optionsscheins zweimal so stark steigt wie der Wert des zugrunde liegenden Basiswerts.

Achtung: Der Hebeleffekt wirkt natürlich wieder in beide Richtungen. Zudem sollten Investoren beim Kauf berücksichtigen, dass der Preis nicht nur von der Bewegung des Basiswerts, sondern auch von anderen Faktoren wie zum Beispiel der Volatilität oder der (Rest-)Laufzeit maßgeblich beeinflusst wird. Je schwankungsreicher der Kurs ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Optionsschein für den Anleger positiv entwickelt. Seitwärtsbewegungen bedeuten im Gegenzug eine geringere Volatilität und damit fällt letztlich der Preis des Optionsscheins.

Hebelprodukte - Bild 2
Der Kurs eines Optionsscheins besteht aus zwei Komponenten: dem Inneren Wert und dem Zeitwert. Der Innere Wert repräsentiert den Betrag, den Anleger bei einer sofortigen Ausübung des Optionsscheins erhalten würden:

Innerer Wert eines Calls = (Kurs des Basiswertes –
Basispreis) x Bezugsverhältnis
Innerer Wert eines Puts = (Basispreis – Kurs des
Basiswertes) x Bezugsverhältnis

Die zweite Komponente des Optionsscheinkurses ist der Zeitwert:

Zeitwert = Kurs des Optionsscheins – Innerer Wert
Der Zeitwert ist höher, wenn die Volatilität gerade hoch ist oder das Produkt noch eine lange Restlaufzeit hat (siehe Grafik). Der Zeitwert nimmt bis zum Ende der Laufzeit immer weiter ab und beträgt am Ende null. Wer also bis zum Verfall hält, büßt den kompletten Zeitwert ein.

Zuletzt war die Volatilität, gemessen im V-DAX, im Vergleich zu den Hochs im Juni (37 Punkte) deutlich auf ein moderates Maß von 18 Punkten Anfang September zurückgekommen. Ob dieser Rückgang allerdings von Dauer ist und die Börsen in ruhigeres Fahrwasser gleiten, bleibt aktuell angesichts einiger Unwägbarkeiten und Krisenherde eher unsicher. Zu den Vorteilen der Optionsscheine gehört ebenfalls, dass es keine Nachschusspflicht gibt.

Im Juni 2016 lag das investierte Volumen von Optionsscheinen bei 558,5 Millionen Euro und der Anteil im Segment der Hebelprodukte belief sich auf 38,3 Prozent. Das kommt einem Zugewinn von 1,7 Prozent im Vorjahresvergleich gleich.

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Beliebteste Basiswerte

Direkt verbunden mit der Wahl einer Produktklasse sind die zugrunde liegenden Basiswerte. Fragt man nach den präferierten Basiswerten bei Hebelprodukten, räumten die Anbieter bei der letztjährigen Emittentenumfrage den Indizes die besten Aussichten bei Privatanlegern ein. Hebelprodukte mit Indizes als Basiswert kamen zuletzt auf ein Volumen von 488,1 Millionen Euro. Das entsprach einem Anteil von 33,4 Prozent am Gesamtvolumen (siehe Grafik).

Hebelprodukte - Bild 3

Quelle: www.derivateverband.de; Stand: 30.06.2016

Das Marktvolumen der Hebelprodukte mit Aktien als Basiswert lag im Juni bei 702,2 Millionen Euro. Mit einem Anteil von 48,1 Prozent waren sie damit weiterhin führend innerhalb der Hebelprodukte. Die Basiswerte Rohstoffe, Währungen und Zinsen spielen hierbei eine untergeordnete Rolle. Allerdings lassen sich im Jahresvergleich einige Verschiebungen ausmachen. So konnten Hebelprodukte mit Rohstoffen als Basiswert im Zuge des Comebacks der Rohstoffe deutlich zulegen. Ihr Anteil betrug im Juni 13,9 Prozent, ein prozentualer Zugewinn von 2,4 Prozent zum Juni 2015.

Die großen Player

Die Commerzbank und die Deutsche Bank sind bei den Hebelprodukten führend. Zusammen Kommen Sie auf einen Marktanteil nach Marktvolumen von mehr als 50Prozent. Mit Abstand folgten dann BNP Paribas, Vontobel und Citi unter den Top-5-Emittenten. Bei Faktor-Zertifikaten und Knock-out-Produkten stand die Commerzbank zuletzt an der Spitze, wohingegen die Deutsche Bank bei Optionsscheinen die Nase vorn hatte.

Fazit zu Hebelprodukten

Abschließend sei gesagt, dass das Segment der Hebelprodukte breit gefächert und im Laufe der zurückliegenden Jahre in der Gunst der Anleger gestiegen ist. Das trifft insbesondere auf die Selbstentscheider und erfahrenen Trader zu. Dank ihrer Konstruktion können Hebelprodukte für den Privatinvestor vorteilhaft in der Portfolioallokation sein. Der Annahme, Hebelprodukte seien ausschließlich etwas für waghalsige Spekulanten, muss deshalb widersprochen werden. Während der zurückliegenden 30 Jahre ist der Markt ohne Zweifel zunehmend „erwachsener“ geworden.

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