Knock Out Zertifikate: Vor- und Nachteile
Zuletzt aktualisiert & geprüft: 28.10.2022
Knock Out Zertifikate Erklärung – Unsere Artikelreihe Teil 5
Zertifikate mit eingebauten Sicherheitsmechanismen eignen sich für Anleger, die ihr Portfolio hedgen wollen – doch als Knock Out Zertifikate sind sie für Trader ein spekulatives Produkt, bei dem mit hohen Hebeln schon bei geringem Budget gute Renditen denkbar sind. Wie bei allen spekulativen Finanzinstrumenten ist das Risiko hoch, deshalb sollte der Umgang mit Zertifikaten vor dem ersten Trade geläufig sein.
Unsere Knock Out Zertifikate Erklärung als Artikelreihe stellt die wichtigen Komponenten vor, mit denen man sich vertraut machen sollte – die Werte, die in die Berechnung des Preises oder des Hebels einfließen. Darüber hinaus ist die ständige Beobachtung der Knock Out Schwelle die wohl bedeutendste Voraussetzung für erfolgreichen Handel. Hier sollen die Vor- und Nachteile von Knock Out Zertifikaten nochmals zusammengefasst werden.
Knock-Out Zertifikate gebührenfrei handelnInvestitionen bergen das Risiko von VerlustenDie wichtigsten Fakten zu Knock Out Zertifikaten:
- Hohe, aber variable Hebel ermöglichen gute Renditen
- Volatilität fließt nicht in die Preisberechnung, aber in die Annäherung an die Schwelle ein
- Stopp Loss kann vor Totalverlusten schützen
- Keine unbegrenzten Verluste möglich
- Knock Out Zertifikate Open End erhältlich
Knock Out Zertifikate: Vorteile für Trader und Anleger
Knock Out Zertifikate Erfahrungen bewerten geübte Trader in der Regel als sehr gut – denn die noch nicht allzu lange handelbaren Finanzinstrumente ähneln in vielem zwar Optionsscheinen, haben gegenüber diesen jedoch einige klar abgegrenzte Vorzüge.
- Keine unbegrenzten Verluste: Händler machen mit Knock Out Zertifikaten Erfahrungen, die dem Terminhandel mit Futures-Kontrakten vergleichbar sind. Doch im Gegensatz zu diesen gibt es keine Knock Out Zertifikate Nachschusspflicht – das Risiko beschränkt sich auf das eingesetzte Kapital. Zusätzlichen Schutz bietet ein Stopp Loss.
- Einfache Berechnung: Den Preis von Knock Out Zertifikaten können auch Einsteiger rasch nachvollziehen, die Abbildung des Kurses des Basiswertes erfolgt Eins zu Eins.
- Transparente Auf- und Abgelder: Die sogenannten Auf- und Abgelder sind linear zu berechnen und beruhen fast vollständig auf dem aktuellen Geldmarktzins. Das macht sie gut nachvollziehbar und hält die anfallenden Finanzierungskosten während seitwärts verlaufender Phasen am Markt in Grenzen.
- Kaum Einwirkungen der Volatilität auf den Preis: Im Gegensatz zu Optionsscheinen fließt die implizite Volatilität kaum in den Preis ein.
- Hohe bis sehr hohe Hebel: Wo bei anderen Derivaten die Höhe der Hebel begrenzt ist – sehr zum Unmut erfahrener Forex-Trader – können mit Knock Out Zertifikaten noch immer Positionen mit niedrigem Eigenkapital-Einsatz und sehr hohen Hebeln eröffnet werden. Daher sind Knock Out Zertifikate Tipps für risikoaffine Trader, die chancenreiche Strategien umsetzen wollen.
- Langfristige oder kurzfristige Strategien sind möglich: Mit Knock Out Zertifikaten können Anleger langfristig agieren, die Produkte eignen sich allerdings auch für aktive Spekulationen in sehr kurzfristigem Zeitrahmen.
- Geringer Eigenkapitalbedarf: Dank der hohen Hebelfaktoren können auch Trader mit überschaubarem Budget vom Handel mit Knock Out Zertifikaten profitieren.
- Knock Out Zertifikate Open End erhältlich: Während Termingeschäfte wie Futures immer mit Laufzeitbegrenzung ausgestattet sind und bei Bedarf gerollt werden müssen, sind Knock Out Zertifikate Open End verfügbar, wenn dies für langfristige Strategien gewünscht ist. Rollover-Kosten für Anleger entfallen dabei.
Knock Out Zertifikate: Risiken und Nachteile
Wie immer in der Finanzwelt gehen hohe Renditechancen mit höheren Risiken einher. Diese sollten bekannt sein – denn so können Knock Out Zertifikate den ihnen zukommenden Platz bei der Umsetzung der eigenen Finanzziele einnehmen.
- Sofortiger Verfall durch die Knock Out Barriere: Das „Alleinstellungsmerkmal“ der Knock Out Zertifikate ist die gleichnamige Barriere – berührt der Kurs des Basiswerts diese Schwelle, verfällt das Zertifikat. Einen teilweisen Schutz bieten Produkte mit verkürzter Knock Out Zeit, bei denen nur der Schlusskurs im börslichen Handel berücksichtigt wird, und ein Stopp Loss.
- Ausgestaltung je nach Emittent sehr unterschiedlich: Die Vorgaben an die Ausgestaltung von Knock Out Zertifikaten sind nicht sehr umfassend. Das lässt Emittenten viel Freiheit bei der Strukturierung und den anfallenden Kosten. Deshalb ist ein genauer Blick auf die Konditionen bei jedem einzelnen Knock Out Zertifikat wichtig.
- Keine Strategien auf der Grundlage der Volatilität: Eine Berücksichtigung der Volatilität für die eigenen Strategien, wie sie bei Optionsscheinen möglich ist, ist bei einer Knock-Out Zertifikate Strategie nicht denkbar.
- Verlängerte Handelszeiten und erweiterte Knock Out Zeiten: Vor allem bei der Spekulation auf die Kursentwicklung von Währungen mit Knock Out Zertifikaten findet ein Großteil der Handelsaktivitäten jenseits der Börsenzeiten und rund um die Uhr statt. Dass „Geld nicht schläft“, kann dazu führen, dass die Knock Out Barriere während der Nachtstunden berührt wird, ein Stopp Loss ist in diesem Fall unverzichtbar.
- Risiko des Totalausfalls: Das eingesetzte Kapital kann bei Verfall des Knock Out Zertifikates vollständig verloren gehen – jedoch nichts darüber hinaus.
- Keinerlei Einlagenschutz: Zertifikate genießen als Inhaberschuldverschreibung nicht den Status des Sondervermögens – die Bonität des Emittenten spielt daher eine wichtige Rolle bei der Auswahl der gehandelten Produkte.
Exkurs: Faktor Zertifikate vs Knock Out Zertifikate
An dieser Stelle ist Zeit für eine Exkurs zum Thema Faktor-Zertifikate. Wie die Bezeichnung erkennen lässt, handelt es sich auch hier um ein Hebelprodukt, handelbar sind Faktorzertifikate seit über zehn Jahren. Im Gegensatz zu Knock Out Zertifikaten, deren Hebel durch den Abstand des Basiswerts vom Basispreis bestimmt wird, ist der Hebel oder „Faktor“ bei Faktor-Zertifikaten unveränderlich, eine Knock Out Barriere gibt es ebenfalls nicht.
Die Ausgestaltung dieser Produktklasse ist so beschaffen, dass ein Faktor-Zertifikat die Veränderung im Kurs des Basiswerts mit einem konstanten Hebel abbildet – ein Kursgewinn um 10% bei einer Aktie würde bei einem 4x-Long-Faktorzertifikat also mit einem Anstieg um 40% wiedergegeben. Handelbar sind Faktor-Zertifikate auf einzelne Aktien ebenso wie auf Indizes wie den DAX40, aber auch auf Futures.
Der konstante Hebel lässt sich durch die Anpassung an den Schlusskurs des jeweils vorhergehenden Handelstages erzielen, was zwar allgemein üblich ist – doch bei Faktor-Zertifikaten entfernt sich der Wert des Zertifikats durch die tägliche Anpassung unter Umständen allmählich vom Basiswert. Schaut man genauer hin, stellt man fest, dass viele DAX-Zertifikate mit Faktor nicht auf der Grundlage des DAX40 strukturiert sind, sondern einen bereits gehebelten DAX abbilden, der dem ursprünglichen Index nicht linear folgt.
So lässt sich erklären, dass Anleger oder Trader mit Faktor-Zertifikaten bei geringer Volatilität sogar in Seitwärtsmärkten Einbußen erleiden können – wenn das Underlying relativ stabil bleibt.
Riskant für Anleger: Ein Faktor-Zertifikat kann in volatilen Seitwärtsphasen an Wert verlieren, obwohl sich der Basiswert stabil entwickelt. Ein Rechenbeispiel soll diesen Effekt verdeutlichen: Angenommen, ein fiktiver INDEX steht zu Beginn der Basisperiode bei 100 Punkten. Ein INDEX-Faktor-Zertifikat mit dem Faktor 2 kostet zu Beginn der Basisperiode 100 Euro. Fällt der INDEX am ersten Handelstag um 10 Prozent auf 90 Punkte, so verliert das Faktor-Zertifikat 20 Prozent und kostet nun nur noch 80 Euro. Dies entspricht dem konstanten Faktor zwei.
Ein Faktor-Zertifikat mit einem Faktor von 2 kann innerhalb von drei Handelstagen mit einem Abfall des Basiswerts von 100 auf 90 Punkte auf einen Wert von 80 Euro sinken und bei einem erneuten Anstieg auf des Underlyings um 10 Punkte seinerseits um mehr als 22 Prozent steigen – dennoch verliert das Zertifikat bei letztlich gleichbleibendem Wert des Basiswertes rund 2 Prozent seines Wertes. Diese relativ komplexen Berechnungen sollten Anleger nachvollziehen können, wenn sie sich für die Instrumente interessieren.
Bei einem Knock Out Zertifikat ist die Wertentwicklung tatsächlich linear und damit überaus transparent. Die Herausforderung liegt hier darin, das Berühren oder Überschreiten der Knock Out Barriere um jeden Preis zu vermeiden.
Gegenüber dem Knock Out Zertifikat hat ein Faktor-Zertifikat den Vorteil, nicht vollständig zu verfallen und – wenn auch auf nicht-lineare Weise – einen Teil der Verluste wieder einholen zu können.
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Die Vorteile und Nachteile der Produkte sind nun vorgestellt – ebenso wie die Unterschiede gegenüber den ebenfalls gehebelten Faktor-Zertifikaten. Welche Strategien sind nun denkbar mit Knock Out Zertifikaten? Dazu mehr in unserem nächsten Artikel.
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