Konjunkturzyklen – Alle Phasen der Konjunktur in Zusammenhang mit der Börse erklärt!

Zuletzt aktualisiert & geprüft: 26.09.2020


Den richtigen Einstiegszeitpunkt zu finden gehört für Privatanleger wie auch Großinvestoren zu den größten Herausforderungen. Dabei sind die Konjunkturzyklen von besonderer Bedeutung. Der Ratgeber zeigt, wie sich diese sinnvoll für die eigene Geldanlage nutzen lassen.

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Definition von Konjunkturzyklen

Mit dem Begriff Konjunktur werden die Schwankungen bei der Produktion einer Volkswirtschaft bezeichnet. Diese haben unter anderem einen großen Einfluss auf Preise, Zinsen und Beschäftigung. Wellenförmige Veränderungen bei der Konjunktur sind dabei die Regel.

Die Dauer der einzelnen Konjunkturzyklen ist unterschiedlich und von verschiedenen Faktoren abhängig. Zudem gibt es mehrere Theorien, mit unterschiedlichen Definitionen. Das bekannteste Modell beruht auf den Konjunkturzyklen Aufschwung, Boom, Rezession und Depression.

Dieses ist insbesondere dadurch gekennzeichnet, dass die Phasen des Abschwungs im Vergleich zu denen des Aufschwungs um einiges kürzer sind. Nach Berechnungen in den USA dauerten Aufschwünge zwischen 1945 und 2001 bis zu 57 Monate. Dagegen waren Abschwünge maximal nach 10 Monaten wieder vorbei.

Hierzulande gibt es bezüglich der Konjunkturzyklen keine eindeutige Definition. In der Praxis lassen sich jedoch sechs volle Zyklen erkennen.

Die einzelnen Phasen im Konjunkturzyklus

Ein kompletter Konjunkturzyklus besteht aus insgesamt vier Phasen.

Aufschwung (Expansion, Prosperität)

Während der Aufschwungphase kommt es zu steigenden Auftragszahlen und einer Erhöhung der Produktion. Als Folge geht die Arbeitslosigkeit zurück. In diesem Zeitraum kommt es in der Regel zu einer geringen Inflation und leicht steigenden Zinsen. Durch optimistische Prognosen kommt es zu einem wachsenden Vertrauen in der Bevölkerung und bei Anlegern. Aufgrund steigender Löhne nimmt der private Konsum zu. Die Kapazitätsauslastung wird optimiert.

Hochkonjunktur (Boom)

Während einer Hochkonjunktur kommt es zu einer vollen Auslastung der Produktionskapazitäten. Im Idealfall herrscht während dieser Phase Vollbeschäftigung. Preise, Zinsen und Löhne steigen weiter an. Eine Steigerung beim realen Volkseinkommen ist allerdings nicht mehr möglich. In Folge der Produktionssteigerungen kommt es zu einer Überhitzung des Marktes. Die steigenden Zinsen sorgen in Verbindung mit einer verstärkten Nachfrage und übertriebenem Optimismus vermehrt zu Fehlinvestitionen. Dies führt bei Unternehmen zu Problemen. Des Weiteren kommt es zu einer Sättigung des Marktes, welche sich an den folgenden Symptomen erkennen lässt:

  • Das Marktvolumen steigt nur noch gering, in einigen Bereichen kommt es zu einer Stagnation bzw. einem Rückgang mit fallenden Preisen.
  • Kleine und unproduktive Firmen bekommen Probleme, es kommt vermehrt zu Übernahmen.
  • Ein ehemals polypolistischer Markt wird mehr und mehr durch oligopolistische Strukturen entsetzt.
  • Das Bruttoinlandsprodukt steigt zwar noch, allerdings mit deutlich geringeren Raten.
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Rezession (Abschwung)

Kommt es in einer Volkswirtschaft in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen zu keinem Wachstum oder sogar zu einem Rückgang spricht man von einer Rezession. In der Praxis kommen jedoch auch noch weitere Definitionen vor.

Während einer Rezession geht die Nachfrage zurück, was zu überfüllten Lagern führt. Aufgrund sinkender Produktionen werden zunächst Überstunden abgebaut und es kommt zu Kurzarbeit. Die Investitionen gehen zurück, gleichzeitig stagnieren Preise, Löhne und Zinsen. An den Börsen fallen die Kurse und Produktionsanlagen werden teilweise stillgelegt.

Depression

Am Ende der Rezession befindet sich die Wirtschaft auf dem Tiefpunkt, welcher auch als Konjunkturtief bezeichnet wird. Sofern der Tiefstand länger anhält oder es sogar noch weiter nach unten geht, handelt es sich um eine Depression. Zu erkennen ist diese an den folgenden Merkmalen:

  • Rückgang der wirtschaftlichen Tätigkeit
  • Weitere Zunahme der Arbeitslosigkeit
  • Fallende Börsenkurse
  • Deflation
  • In einzelnen Branchen kommt es zu Strukturkrisen
  • Vertrauen in die Volkswirtschaft geht verloren

Zusammenhang von Konjunkturzyklen und Börse

Experten empfehlen Anlegern oftmals bereits vor Ende einer Rezession in Aktien zu investieren. Es wird darauf spekuliert, dass der Aktienmarkt die Unternehmensgewinne bereits vor dem Aufschwung vorwegnehmen würde.

Aufgrund der zeitlichen Verzögerung liegt der optimale Einstieg etwa ein halbes Jahr vor dem anstehenden Aufschwung. Dies ist zwar eine interessante Beobachtung, allerdings ist sie gerade für Privatanleger nur bedingt geeignet. Zeitweilig steigende Aktienkurse sind kein sicheres Zeichen, dass die Konjunktur tatsächlich an Fahrt gewinnt und die Kurse dauerhaft nach oben gehen.

Die Korrelation zwischen Wachstum der Volkswirtschaft und der Börse lässt also keinen sicheren Schluss auf den besten Einstiegszeitpunkt zu. Problematisch ist, dass die Kurse an der Börse bereits vor der Konjunktur steigen. Eine sichere Prognose lässt sich deshalb nicht treffen. Dazu kommt, dass Aktionäre trotz Anzeichen für eine Erholung der Konjunktur zumeist skeptisch bleiben. Eine Befürchtung ist, dass die Zentralbanken den Leitzins erhöhen und damit verbunden auch die Inflation steigt. Wie stark sich dieses Problem auswirkt, ist immer von den geldpolitischen Maßnahmen und der so erzielten Preisstabilität abhängig.

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Wie hängen Konjunkturzyklen und Rohstoffe zusammen?

Bei einer Investition in Rohstoffe spielt der Konjunkturzyklus ebenfalls eine wichtige Rolle. Allerdings kommt es in diesem Bereich nicht auf einzelne Staaten, sondern die Situation der Weltwirtschaft an. Einzig die Konjunktur in den USA und China wirkt sich verstärkt auf die Rohstoffpreise aus. Da die Preise in erster Linie durch Angebot und Nachfrage bestimmt werden, ist die Nachfrage natürlich in großem Maße für deren Entwicklung verantwortlich. Dazu wird auch das Angebot zumindest teilweise durch die Konjunktur geprägt. Durch steigende Investitionen kann das Angebot zunehmen, was in einer Rezession zu einem Preisverfall führt.

Wie sich die einzelnen Konjunkturzyklen auf die Preise auswirken hängt immer vom jeweiligen Rohstoff ab. In vielen Fällen zeigen Rohstoffe jedoch ein ähnliches Verhalten. In den letzten Jahrzehnten wurde der Zusammenhang von Konjunktur und Rohstoffen vor allem am Beispiel des Rohöls untersucht. So wurde beispielsweise festgestellt, dass in sieben von acht Fällen einer US-Rezession ein starker Anstieg bei den Ölprisen vorausging. Niedrige Ölpreise werden dagegen als positiv für die Konjunktur gewertet. Allerdings sind die positiven Auswirkungen nicht so stark wie die negativen bei einem steigenden Ölpreis.

Die genannten Zusammenhänge stellen Anleger vor ein Problem. Zu steigenden Ölpreisen kommt es vor einer Rezession. Grundsätzlich gilt jedoch, dass Rohstoffpreise vor allem im Rahmen der Hochkonjunktur zulegen.

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Zyklen beim Intermarket

Für die Aktien-, Bond und Rohstoffmärkte wird zwischen sechs idealtypische Zyklen unterschieden. Anhand dieser Zyklen lässt sich der beste Zeitpunkt für einen Einstieg in einen der drei Märkte ermitteln. In der Praxis kann es dabei jedoch zu gewissen Abweichungen kommen.

  • Zyklus 1: Bonds gehen nach oben, Zinsen sinken. Kurse für Aktien und Rohstoffe fallen.
  • Zyklus 2: Aktien und Bonds steigen, Rohstoffe fallen
  • Zyklus 3: Rohstoffpreise gehen nach oben und alle drei Märkte steigen
  • Zyklus 4: Bei Bonds wechselt der Trend nach unten, Zinsen steigen.
  • Zyklus 5: Aktien und Bonds fallen, Rohstoffpreise steigen
  • Zyklus 6: Rohstoffe steigen, alle anderen Märkte fallen

Strategien für die Konjunkturzyklen

Eine Studie von Lazard Asset Management zeigt ob es sinnvoll ist Konjunkturzyklen bei der Anlageentscheidung zu berücksichtigen. Dabei wurde der Konjunkturzyklus in vier unterschiedliche Phasen mit bestimmten Merkmalen eingeteilt:

  • Abschwung und Depression
  • Depression und Aufschwung
  • Hochkonjunktur
  • Rezession

Nach der Studie entwickeln sich Aktien in den ersten beiden Konjunkturphasen am besten. Dagegen ist die Entwicklung bei Rohstoffen in den letzten beiden besser. Zudem wurde dabei auch das Risiko über die Sharpe-Ratio berücksichtigt. Dadurch ergibt sich in der ersten Phase ein relativ hohes Risiko bei Aktien, was Anleihen vorteilhafter macht.

Mittels der gewonnen Daten wurden die Renditen von Aktien, Rohstoffen und festverzinslichen Wertpapieren der letzen Jahre in den jeweils besten Konjunkturzyklen ermittelt. Als Ergebnis stand eine jährliche Rendite von 16,0 Prozent bei risikoadjustierten Anlage und 16,5 Prozent im Falle einer renditeadjustierten Anlage. Die Volatilität lag bei 0,17 bzw 0,19.

Für Privatanleger hat diese Strategie jedoch einen Haken. So ist bis zu viermal im Jahr eine Umschichtung des Depots erforderlich. Dies ist mit einem großen Zeitaufwand sowie hohen Transaktionskosten verbunden. Dadurch reduziert sich die Rendite, weshalt die Strategie für private Anleger nicht empfehlenswert ist.

Fazit zu den Konjunkturzyklen

Welche Anlageklasse die beste Rendite bringt hängt unter anderem auch von den Konjunkturzyklen ab. Einige Studien zeigen, dass Aktien und Anleihen vor einem Aufschwung besonders profitabel sind. In den folgenden Phasen bieten Rohstoffe gute Entwicklungsmöglichkeiten. Allerdings lassen sich die Übergänge in der Praxis nicht ohne Weiteres erkennen. Zudem sorgt eine auf den Konjunkturzyklen ausgerichtete Strategie für häufige Umschichten und führt damit verbunden zu hohen Kosten.