Optionen handeln – Möglichkeiten & Strategien für den erfolgreichen Handel
Zuletzt aktualisiert & geprüft: 22.12.2020
So handeln Sie richtig mit Optionsscheinen
Attraktive Rendite machen das Handeln mit Optionen auch für Privatanleger zu einer interessanten Sache. Da es sich hierbei jedoch um Finanzwetten handelt, ist das Risiko entsprechend hoch. Durch Optionen können Anleger von den Kursveränderungen profitieren. Dies gilt sowohl im positiven wie auch negativen. Deshalb setzen institutionelle Anleger Optionen in der Regel zur Risikoabsicherung ein. Privatanleger nutzen sie dagegen eher für Spekulationen.
Das Wichtigste zu Optionen in Kürze:
• Der Wert einer Option richtet sich immer nach dem Basiswert, beispielsweise eine Aktie oder ein Index.
• Mit Optionsscheinen wird darauf gewettet, ob der künftige Preis des Basiswerts über oder unter dem aktuellen liegt.
• Mit einer Call-Option wird auf steigende und mit einer Put-Option auf fallende Kurse gewettet.
• Optionen besitzen eine Hebelwirkung, Kursänderungen beim Basiswert wirken sich überproportional auf den Optionswert aus.
• Hohe Renditen ergeben ein hohes Risiko. Bei Optionsscheinen ist ein Totalverlust möglich.
• Für den Optionshandel sind Fachkenntnisse erforderlich, die im Vorfeld von der Bank geprüft werden.
Wie funktionieren Optionen?
Der Wert von Optionen hängt immer von einem Basiswert ab. Deshalb werden sie von Experten auch als Derivate bezeichnet. Als Basiswerte können Aktien, Rohstoffe, Währungen oder auch ein Index genutzt werden. Durch den Kauf einer Option erwirbt der Anleger das Recht, den zugehörigen Basiswert später für einen festgelegten Preis zu kaufen bzw. zu verkaufen. Zum Ende der Laufzeit wird die Differenz in bar ausgezahlt.
Optionen werden in unterschiedlichen Varianten angeboten. Privatanleger nutzen für Spekulationen zumeist Optionsscheine. Für diese gelten festgelegte Standards, welche den Handel an der Börse erleichtern. Ausgegeben werden Optionsscheine in der Regel von Banken, die hier als Verkäufer auftreten. Die Bezeichnungen Optionsschein und Option werden oftmals synonym verwendet.
Diese Merkmale von Optionen sollten Anleger kennen:
- Strike: Der Ausübungspreis wird auch als Strike bezeichnet und ist das wichtigste Merkmal von Optionsscheinen. Er gibt an, zu welchem Preis der Basiswert bei Einsetzen der Option ge- ode verkauft werden kann. Dabei müssen Kurs des Basiswerts und Ausübungspreis nicht zwangsläufig identisch sein. So kann der Kurs einer Aktie zum Beispiel bei 50 Euro und der Ausübungspreis bei 60 Euro liegen.
- Call: Mit einem Call Optionsschein kann der Basiswert zu dem festgelegten Ausübungspreis gekauft werden. In diesem Fall erwarten Anleger einen steigenden Kurs. Nur wenn der künftige Kurs über dem Strike liegt, kommt es zu einem Gewinn.
- Put: Mit einem Put Optionsschein erwirbt der Käufer das Recht, den Basiswert zum festgelegten Ausübungspreis verkaufen zu können. Hier profitieren Anleger nur dann, wenn der Kurs sinkt.
- Prämie: Der Preis des Optionsscheins wird auch als Prämie bezeichnet. Die Höhe der Prämie orientiert sich immer an der Wahrscheinlichkeit, mit welcher der Ausübungspreis am Laufzeitende über oder unter dem aktuellen Kurs liegen wird. Bei einer kurzen Restlaufzeit ist die Wahrscheinlichkeit von gravierenden Kursänderungen geringer. Somit ist bei zwei identischen Optionsscheinen der mit längerer Laufzeit immer teurer.
- Agio: Der Agio gibt an um welchen Betrag der Kurs steigen oder fallen muss, damit die Option einen Gewinn abwirft.
Zum Laufzeitende erhalten Anleger die Differenz zwischen dem Kurs des Basiswerts und dem Ausübungspreis ausbezahlt. Bei der Gewinnermittlung muss hiervon noch die Prämie abgezogen werden.
Beispiel für eine Call Option
Der Anleger kauft eine Call Option mit einer Aktie von Daimler als Basiswert. Hierfür verlangt die Bank eine Prämie von 10 Euro, der Ausübungspreis liegt bei 105 Euro. Zum Kaufzeitpunkt liegt die Daimler Aktie bei einem Kurs von 100 Euro. Angenommen der Kurs steigt bis zum Laufzeitende auf einen Wert, der 15 Euro über dem Ausübungspreis liegt. Unter Berücksichtigung der Prämie bleibt dem Anleger dann noch ein Gewinn von 5 Euro. Dies entspricht einer Rendite von 50 Prozent.
Ein wichtiges Kriterium bei Optionsscheinen ist zudem die Gewinnschwelle. Diese gibt an, bei welchem Kurs die Anlage weder Gewinn noch Verlust einbringt. Im obigen Beispiel wäre dies bei 115 Euro der Fall. Der Agio liegt in diesem Beispiel bei 15 Prozent.
Zu beachten ist, dass dieses Beispiel ein Bezugsverhältnis von 1:1 vorsieht. In der Praxis sind jedoch andere Bezugsverhältnisse vorstellbar. Bei einem Bezugsverhältnis von 10:1 entsprechen zehn Optionsscheine einer Einheit des Basiswerts.
Abstand zum Ausübungspreis
Der Abstand zum Ausübungspreis gibt das Verhältnis zwischen dem Preis des Basiswerts und dem Strike des Optionsscheins wider. Dieser wird in der Praxis auch als Moneyness bezeichnet. Beim Handel mit Optionen sind die folgenden drei Szenarien denkbar:
- Option ist im Geld: Bei einer Call Option liegt der Strike unter und bei einer Put Option über dem aktuellen Preis.
- Option ist am Geld: Der Strike entspricht bei beiden Varianten dem Preis des Basiswerts.
- Option ist aus dem Geld: Der Strike liegt bei Call Optionen über und bei Put Optionen unter dem aktuellen Preis.
Beim Handel mit Optionen erfolgt eine Auszahlung nur dann, wenn sich diese im Geld befindet. Deshalb ist der Abstand zum Strike für die Bewertung von Optionen ein wichtiges Kriterium. Der Abstand zum Strike wird in Prozent ausgedrückt und besagt, wie viele Prozentpunkte der aktuelle Kurs des Basiswerts über dem Ausübungspreis liegt.
Ausgehend von einem Ausübungspreis von 105 Euro und einem Kurs von 120 Euro für die Daimler Aktie, läge eine Call Option mit 15 Euro im Geld. Dies entspricht in etwa einem Wert von 14 Prozent.
Unterscheidung Zeitwert und innerer Wert
Beim Wert einer Option lässt sich zwischen dem Zeitwert und einem inneren Wert unterscheiden. Beim inneren Wert handelt es sich um die Differenz zwischen Ausübungspreis und dem aktuellen Preis des Basiswerts. Liegt der Optionsschein nicht im Geld entspricht der innere Wert immer dem Wert Null.
Um den Zeitwert zu ermitteln wird einfach der innere Wert vom aktuellen Optionswert abgezogen. Dieser wird analog zur Restlaufzeit immer geringer. Für zwei identische Call Optionen mit Daimler Aktien und verschiedenen Laufzeiten sind somit auch Laufzeiten unterschiedlich.
Beispiel für Zeitwert und innerer Wert
Der Anleger kauft zwei gleiche Call Optionsscheine mit der Daimler Aktie als Basiswert. Die Laufzeiten sind dabei unterschiedlich. Eine Option mit einer Laufzeit von 24 Monaten kostet eine Prämie von 14 Euro. Für die Option mit 12 Monaten Laufzeit wird nur eine Prämie von 10 Euro erhoben. Der Unterschied liegt in dem höheren Zeitwert der Option mit zwei Jahren Laufzeit.
Zum Ende der Laufzeit entspricht der Optionswert immer dem inneren Wert, da es keinen Zeitwert mehr gibt. Wie rasch der Zeitwert schwindet, hängt insbesondere vom Abstand zum Strike ab. Aus der folgenden Grafik geht der Zeitwertverlust für eine im und außer dem Geld liegende Option hervor.
Bei Optionen, die sich im Geld befinden geht der Zeitwert ungleichmäßig zurück. Je näher das Laufzeitende kommt, desto stärker geht der Zeitwert zurück. Dies liegt ganz einfach daran, dass die Wahrscheinlichkeit im Geld zu liegen mit sinkender Laufzeit immer geringer wird. Für Optionen weit im Geld oder aus dem Geld nimmt der Zeitwert relativ gleichmäßig ab.
Mein Tipp:
Optionsscheine müssen nicht zwangsläufig bis zum Ende der Laufzeit gehalten werden. Beim vorzeitigen Verkauf können Anleger von einem höheren Zeitwert profitieren.
Die Hebelwirkung beim Handel von Optionen
Bei Optionsscheinen wird die Kursänderung des Basiswerts überproportional widergespiegelt. Es ist nicht selten, dass der Wert des Optionsscheins bei einem Kursgewinn von 1 Prozent um 10 Prozent nach oben geht. Diese Wirkung wird auch als Hebel bezeichnet und ist wichtiger Grund, dass Optionen bei Privatanlegern so beliebt sind. Mit dem Begriff Omega wird in der Praxis die Wirkung des Hebels bezeichnet. Es zeigt an, um wie viele Prozentpunkte der Optionspreis sich verändert, wenn der Kurs des Basiswerts sich um ein Prozent verändert.
Beispiel für die Hebelwirkung bei Optionen:
Die Call Option für eine Daimler Aktie kostet 10 Euro und weist ein Omega von sechs auf. Zum Kaufzeitpunkt steht der Aktienkurs bei 100 Euro. Angenommen der Kurs steigt nun auf 101 Euro würde Optionspreis um sechs Prozent auf 10,60 nach oben gehen. Hätte der Anleger gleich 10 Optionsscheine erworben, wären diese nun 106 Euro wert. Bedingt durch den Hebel kam es zu einem sechsfachen Gewinn.
Kursschwankungen bei Optionen
Der Wert einer Option hängt von unterschiedlichen Kriterien ab. Hierzu gehört unter anderem der Aktienkurs sowie die Laufzeit. Aus den sogenannten Griechen geht hervor, wie sich der Optionswert bei einer Änderung der Kerngrößen verändert. Die Berechnung erfolgt dabei auf Basis des Black-Scholes-Modells, mit welchem sich der Preis von Optionen berechnen lässt.
Folgende Veränderungen kommen in der Praxis vor:
- Delta: Durch den griechischen Buchstaben Delta wird die Preisänderung des Optionsscheins aufgrund einer Veränderung des Basiswerts definiert. Er kann die Werte zwischen 0 und 1 für Call-Optionen und 0 bis -1 für Put-Optionen besitzen.
- Vega: Je nach Entwicklung kann sich der Kurs nach oben oder unten bewegen. Durch die Volatilität wird ausgedrückt wie stark der Kurs ausschlägt. Da Anleger durch den Kauf eines Optionsscheins auf eine Kursveränderung wetten, ist die Volatilität hier von großer Bedeutung. Durch den Buchstaben wird der Wert einer Option bei geänderter Volatilität ausgedrückt.
- Theta: Der Buchstabe Theta drückt die Veränderung des Optionswerts bei einer Laufzeitänderung aus. Dargestellt wird die Größe des Zeitwertverlusts innerhalb einer Periode. In der Regel wird der Verlust pro Woche oder Tag berechnet. Da die Restlaufzeit immer weniger wird, ist Theta stets negativ.
- Rho: Für den Einfluss des Zinsniveaus auf den Optionswert steht der Buchstabe Rho. Angegeben wird die Wertänderung bei einer Veränderung des Zinssatzes von 1 Prozent. Rho ist bei Call Optionen generell positiv und bei Put Optionen immer negativ. Im Vergleich zu den anderen Griechen ist die Bedeutung von Rho eher gering.
Die passenden Optionen finden
Um zu verstehen wie sich Optionen in der Praxis verhalten sollten Anleger zunächst mit einem Optionsscheinrechner üben. Mit diesem lassen sich die unterschiedlichen Einflüsse auf den Optionswert sehr gut nachvollziehen. Außerdem lassen sich verschiedene Optionsscheine damit vergleichen. Dank vorgefertigter Sucheinstellen können sich Interessierte einen schnelle Überblick der vorhandenen Angebote machen.
Als Ergebnis werden die folgenden Kennzahlen ausgegeben:
- WKN: Jeder Optionsschein hat eine eigene Wertpapierkennnummer, anhand derer eine Identifikation möglich ist.
- Emittent: In der Regel werden Optionsscheine von einer Bank herausgegeben.
- Bid/Ask: Der Kauf- und Verkaufspreis wobei der Kaufpreis grundsätzlich höher ist.
- Spread: Beim Spread handelt es sich um die Differenz zwischen Kauf- und Verkaufpreis. In der Regel wird der homogenisierte Spread verwendet: Er berechnet den Spread für ein Bezugsverhältnis von 1:1.
Im nächsten Schritt lassen sich die Sucheinstellungen noch weiter verfeinern. Je nach Vergleichsportal stehen hierfür bis zu 20 Kenngrößen zur Verfügung. Bei einem Vergleich ist es ratsam, besonders auf Spread, Volatilität und Omega zu achten. Ich empfehle folgende Vorgehensweise:
- Omega auswählen: Je höher das Omega, desto risikoreicher ist die Option.
- Option auswählen, für die nur ein geringes Aufgeld bezahlt werden muss.
- Darauf achten, dass die gewählte Optionen einen niedrigen Spread und eine möglichst kleine implizite Volatilität besitzt.
Optionen handeln Tipps:
Im folgenden haben wir die wichtigsten Tipps zum Optionen handeln nochmals zusammengefasst:
- Auf Transaktionskosten achten: Beim Handel mit Optionen entstehen immer gewisse Kosten. Je nach Angebot muss mit Maklercourtagen, Börsen- oder Depotgebühren gerechnet werden.
- Keinen Totalverlust riskieren: Optionsscheine die zum Laufzeitende aus dem Geld liegen sind wertlos. Deshalb sollten Optionen die zwar ein hohes Omega besitzen jedoch bald auslaufen und nicht im Geld liegen vermieden werden. Durch die Investition in Optionen mit langer Laufzeit die sich im Geld befinden lässt sich das Risiko eines Totalverlusts minimieren. Wie bei allen Anlegen gilt: Nicht mehr Setzen, als man finanziell auch verkraften kann.
- An die Besteuerung der Gewinne denken: Gewinne aus dem Optionshandel unterliegen der pauschalen Abgeltungssteuer. Die 25-prozentige Steuer wird in der Regel direkt von der depotführenden Bank an das Finanzamt überwiesen. Um sich den jährlichen Freibetrag zu sichern muss rechtzeitig ein Freistellungsauftrag gestellt werden.
- Das richtige Timing ist entscheidend: Bei einem erfolgreichen Optionshandel hängt viel vom richtigen Timing ab. Unter dem Einfuss der implizierten Volatilität und der restlichen Laufzeit kann sich der Optionswert jederzeit ändern. Bei fallenden Kursen steigt die Volatilität generell an. Dies war während der letzten Finanzkrise deutlich zu beobachten.
- Vergleich anhand der Volatilität: Durch einen Vergleich der impliziten mit der historischen Volatilität lässt sich herausfinden ob der die Optionen einen fairen Preis hat. Je höher die implizierte Volatilität, desto höher ist auch der Preis für den Optionsschein. Je geringer die Abweichung von implizierter zu historischer Volatilität, desto fairer der Preis.
- Dividenden können den Kurs des Basiswerts beeinflussen: Unternehmen schütten einen Teil ihres Gewinns als Dividende aus. Dadurch reduziert sich der Preis einer Aktie. Da die zu erwartende Dividende bereits in den Preis der Option eingerechnet wurde, hat sie auf den Ausübungspreis keinen Einfluss. Deshalb immer einen Blick auf Zeitpunkt und Höhe der Dividenden werfen. Es ist möglich, dass der Optionsschein nach der Ausschüttung plötzlich aus dem Geld liegt.
Spezieller Tipp:
Den Optionsschein immer vor Ablauf verkaufen. Selbst bei einem symbolischen Gewinn von 1 Cent kann der Verlust steuerlich geltend gemacht werden.