Professionelles Rohstoff Trading – Mit ETCs in Rohstoffe investieren
Zuletzt aktualisiert & geprüft: 29.10.2020
Zum Rohstoff Trading führen viele Wege und viele verschiedene Finanzprodukte. Anleger können zwischen Investitionen über ETFs auf Futures-Indizes und Aktienindizes sowie Einzelinvestments via ETCs wählen. Wer sein Investment wirklich optimieren möchte, sollte die Unterschiede kennen.
Abbildung von Rohstoffpreisen
Als 1957 das erste Mal ein Anbieter versuchte, Rohstoffe in einem Index zusammenzufassen, war dieses Finanzprodukt noch weit davon entfernt, die Grundlage für ein echtes Investment zu bilden. Das Commodity Research Bureau (CRB) legte damals den sogenannten „CRBIndex“ auf, der versuchte, die tatsächlichen Rohstoffpreise an den Weltbörsen möglichst genau nachzubilden. Das Problem dabei war jedoch, dass dieses Vorgehen nicht der Marktrealität entsprach. Denn Rohstoff Investoren handeln nicht mit dem Produkt selbst, sondern mit verschiedenen Produkten, die eine Annäherung an den tatsächlichen Rohstoffpreis versprechen.
Rohstoff Futures
Futures kommen am nähesten an den eigentlichen Rohstoffpreis heran. Sie sind in die Zukunft gerichtete Kontrakte, die zu einem festgelegten Zeitpunkt die Lieferung der Ware zu einem festgelegten Preis garantieren und den Halter gleichzeitig zur Abnahme verpflichten. Damit der Investor am Fälligkeitsdatum nicht tatsächlich eine Schiffsladung Kohle geschickt bekommt, verkauft er den Future vor Fälligkeit und kauft stattdessen einen neuen, länger laufenden. In der Börsensprache wird dieser Vorgang auch „rollen“ genannt.
Bei diesem Rollvorgang kann es jedoch zu Preisverzerrungen kommen. Dieser Effekt wird je nach Richtung der Preisverzerrung „Contango“ oder „Backwardation“ genannt: Steigt der Preis der Futures mit zunehmender Laufzeit, spricht man von Contango; den ntgegengesetzten Fall bezeichnet man als Backwardation. Ein Grund für diesen Effekt ist die „Convenience Yield“, die Verfügbarkeitsprämie. Diese beschreibt die Kosten der Lagerhaltung dafür, dass der Rohstoff noch bis zum Liefertermin dem Verkäufer zur Verfügung steht. Backwardation tritt insbesondere bei Verknappung der Lagerbestände und Zunahme der Marktunsicherheit auf.
Folglich entsteht bei einem Rohstoff im Contango ein Rollverlust, da die Kosten für einen Wechsel in einen neuen Futures Kontrakt in der Zukunft teurer sind. Bei Backwardation kann aufgrund einer fallenden Terminkurve beim Roll Over ein Roll Gewinn erzielt werden. Somit ist neben der Spot-Rendite, also dem Gewinn oder Verlust durch Veränderung des Rohstoffpreises, die Roll-Rendite ein weiterer wesentlicher Erfolgsfaktor für Rohstoff Trading.
Des Weiteren trägt die Collateral Yield, also der Ertrag durch die Verzinsung der Sicherheiten, zur Gesamtrendite bei. Für mittel- bis langfristig orientierte Anleger bedeutet der Rollvorgang oft große Verluste. Historisch gesehen sind in den vergangenen Jahren die größten Roll-Verluste im Energiebereich und der Viehwirtschaft aufgetreten. Die Anbieter haben hierauf reagiert und entsprechende rolloptimierte Produkte entwickelt. Anstatt immer in den zeitlich nächsten Kontrakt zu rollen, wird hierbei auch in Kontrakte gerollt, die ferner in der Zukunft oder früher liegen als im Index vorgesehen. Damit werden Rollverluste begrenzt.
Diese Produkte tragen Beinamen wie Booster oder Enhanced. Für ein Rohstoff Trading lässt sich festhalten, dass nicht nur die Erwartung steigender Rohstoffpreise, sondern auch die Einschätzung der Terminkurve und deren Entwicklung eine entscheidende Rolle beim Investieren in Rohstoffe spielen.
Rohstoff-ETFs
Damit der Anleger diesen Rollvorgang nicht persönlich vornehmen muss, sollte er nicht direkt in Futures investieren. Besser bietet sich hier ein Finanzprodukt an, das automatisch rollt. Die bekanntesten Produkte dieser Art basieren auf den vier großen Rohstoff-Indizes, die gleich eine ganze Batterie an Rohstoffen enthalten und dem Anleger somit auch noch einen Teil der Diversifikation abnehmen. Das Investment-Vehikel, um diese Indizes abzubilden, sind Exchange Traded Funds (ETFs), sogenannte „börsengehandelte Indexfonds“.
Rohstoff Indizes
Zu den bekanntesten Rohstoff Indizes zählen der S&P Goldman Sachs Commodity Index (GSCI), der Rogers International Commodity Index (RICI), der Thomson Reuters Jeffries CRB und der Dow Jones UBS Commodity Index. Alle vier Indizes bilden den Rohstoffmarkt über Futures Kontrakte ab; die Rohstoffzusammensetzung kann dabei jährlich dem Index angepasst werden. Die Kriterien und damit auch die Bestandteile jedes Index unterscheiden sich grundlegend.
S&P GSCI
Der S&P GSCI bildet die wichtigsten Rohstoffe gemessen an der durchschnittlichen Weltproduktion der letzten fünf Jahre ab. Derzeit enthält der Index 24 Rohstoffe und hat aufgrund seiner Orientierung an der Weltproduktion einen starken Energiefokus. Allein Rohöl (Brent und WTI zusammen) spiegelt knapp über 51 Prozent des Index wider.
Rogers International Commodity Index
Der Rogers International Commodity Index bietet mit derzeit 38 Einzelrohstoffen die breiteste Marktabdeckung. Die Zusammensetzung orientiert sich am weltweiten Verbrauch und der Bedeutung im Welthandel. Mit rund 44 Prozent ist der Energiesektor auch in diesem Rohstoffindex der wichtigste Bestandteil. Der Thomson Reuters Jeffries CRB umfasst aktuell 19 Rohstoffe. Abhängig von ihrer Liquidität werden sie in vier Gruppen eingeteilt und innerhalb dieser gleichgewichtet. Die besondere Konstruktionsweise führt dazu, dass die Agrarrohstoffe mit 41Prozent am stärksten vertreten sind: Sie umfasst landwirtschaftliche Güter, Lebendvieh und Nahrungsmittel.
Dow Jones UBS Commodity Index
Die Zusammensetzung des Dow Jones UBS Commodity Index basiert auf der wirtschaftlichen Bedeutung der einzelnen Rohstoffe. Neben der Diversifikation spielen Kontinuität und Handelsliquidität eine Rolle bei der Index-Gewichtung. Im direkten Vergleich bietet dieser Index in der Verteilung über die Rohstoff-Sektoren Energie, Agrargüter, Edelmetalle und Industriemetalle die beste Diversifikation. Dazu trägt nicht zuletzt die Einschränkung von maximal 15 Prozent pro Einzelrohstoffe und maximal 33 Prozent pro Sektor bei. Der Agrar-Sektor ist in drei Kategorien unterteilt. Mit derzeit 20 Rohstoffen ist die Diversifikation innerhalb der Sektoren allerdings geringer als im Rogers International Commodity Index.
Durch ein monatliches Rebalancing beugen zwei der vier Rohstoff-Indizes einer Klumpen-Bildung während des Jahres vor. Dadurch wird vermieden, dass eine Position durch einen Preisanstieg zu stark ins Gewicht fällt. Der Rogers International Commodity Index und der Thomson Reuters Jeffries CRB setzen bei einer monatlichen Adjustierung jeweils die Anteileauf die ursprüngliche Gewichtung zurück. Monatlich werden also Gewinne von Rohstoffen mit Wertzuwachs mitgenommen und Rohstoffe mit einer eher schlechten Performance aufgestockt.
Welchen Index soll man als Basiswert wählen?
Im Prinzip gilt, dass mit einer steigenden Anzahl an Rohstoffen in einem Index tendenziell auch die Kosten für die Nachbildung steigen. Ein weiterer Kostenfaktor ist die Handelsliquidität der einzelnen Rohstoffe; mit sinkender Liquidität steigen tendenziell auch die Kosten. Neben der Investition in den gesamten Rohstoffkorb, wie ihn die vier vorgestellten Indizes abbilden, gibt es diverse Subindizes für die verschiedenen Rohstoff-Sektoren. So können Sie zum Beispiel sehr komfortabel mit ETFs in einen Korb aus Edelmetallen, Agrarrohstoffen oder Energieträgern investieren. Und auch eine Wette auf fallende Rohstoffpreise oder ein gehebeltes Rohstoff Trading ist mit Short- und Leveraged ETFs einfach abbildbar.
Hier muss der Anleger jedoch die Pfadabhängigkeit beachten, die sich durch die Konstruktion der Short- und Leveraged Indizes ergibt. So kann das Ergebnis eines Short-Investments im Laufe der Zeit immer stärker vom erwarteten Ergebnis abweichen, da der Index täglich auf neuer Basis berechnet wird. Wer nicht über Futures in Rohstoffe investieren möchte, die für Contango anfällig sind, kann einen Umweg über Aktien gehen.
Goldminen-Aktien oder beispielsweise Aktien von Ölförderfirmen sind eine Alternative, wie Sie indirekt in Rohstoffe investieren können – ganz ohne Einfluss von Roll-Renditen. Hier spielen allerdings politische Risiken, Förderkosten und das Management eine Rolle. Kommt es etwa durch politische Spannungen zu Problemen bei der Produktion werden die Unternehmenspreise negativ beeinflusst, während der Preis des geförderten Rohstoffs aufgrund des Produktionsengpasses steigt.
Diverse ETF-Anbieter haben Produkte auf Rohstoff-Produzenten aufgelegt. So können Sie beispielsweise mit einem ETF von Comstage und RBS Market Access in den NYSE Arca Gold BUGS Index investieren. Dieser Index bietet Zugang zu Aktien internationaler Goldproduzenten. Der Index punktet vor allem damit, dass nur Unternehmen aufgenommen werden, die ihre Goldproduktion nicht auf mehr als anderthalb Jahre abgesichert haben und somit langfristig ungesichert sind.
Als weitere Alternative für ein Rohstoff Trading bietet sich der ETF von ETF Securities auf den DAXglobal Gold Miners Index an. Eine andere Möglichkeit, ganz ohne den Einfluss von Roll-Renditen in Rohstoffe zu investieren, sind Produkte, die sich am aktuellen Preis (Spot-Preis) orientieren. Dies ist für Edelmetalle und vereinzelt für Industriemetalle möglich.
ETFs vs. ETCs
Wollen Sie beim Rohstoff Trading auf die Entwicklung einzelner Rohstoffe setzen, so können Sie dies nicht mit ETFs tun. Denn nach regulatorischen Vorgaben (UCITS-Richtlinien) in Deutschland muss in einem Sondervermögen eine Mindeststreuung erreicht werden. Diese Regelung verbietet es, ETFs auf einzelne Rohstoffe aufzulegen. Daher wurde eine weitere Gattung börsengehandelter Produkte geschaffen, die Exchange Traded Commodities (ETC), also börsengehandelte Rohstoffe.
Der elementare Unterschied zwischen einem ETF und einem ETC ist, dass es sich bei einem ETC nicht um ein Sondervermögen, sondern um eine Schuldverschreibung des Emittenten handelt – genau wie bei einem Zertifikat. Um die Sicherheit von ETCs gegenüber einem Zertifikat zu erhöhen, werden Sicherheiten hinterlegt, die unabhängig von der Insolvenz des Anbieters verwertet werden können. Für die Besicherung werden meist hochwertige Staatsanleihen oder physische (Edel-)Metallbestände verwendet.
Gold-ETCs
Die physische Besicherung funktioniert, indem tatsächlich physische Bestände des entsprechenden Metalls gehandelt und in speziellen Tresoren gelagert werden. Diese Bestände dienen dann als Sicherheit für den ETC. Bei den Edelmetallen sind dies Gold, Silber, Platin und Palladium, wobei Gold einer Studie von ETF Securities zufolge mit über 85 Prozent den mit Abstand größten Anteil am Edelmetall-Markt einnimmt.
Gold-ETCs stellen eine interessante Alternative zum physischen Gold im eigenen Keller dar, vor allem wenn man es nicht für immer halten möchte. ETCs handeln Gold vornehmlich in Form von Standardbarren (400 Feinunzen, rund 12,5 Kilogramm). Das Rohstoff Trading mit diesen Barren ist extrem liquide und dadurch kosteneffizient. Davon profitiert auch der Anleger mit geringen Spreads und geringen laufenden Kosten für die Verwahrung der Barren.
Gold-ETCs ermöglichen es Ihnen außerdem, die bevorzugte Lagerstätte zu wählen. So ist es mit dem ETFS Physical Swiss Gold möglich, als Alternative zu London die Lagerstätte Zürich zu wählen. Die Anbieter werben zudem mit der physischen Auslieferung es Goldanspruchs. Dabei stellt dies nur für Anlagesummen eines durchschnittlichen Privatanlegers im Falle von Xetra-Gold eine Option dar.
Fazit zum Rohstoff Trading
Unter dem Strich haben physisch hinterlegte ETCs vor allem den Handel mit Edelmetallen deutlich vereinfacht. Anleger müssen sich um Transport und Lagerung keine Gedanken mehr machen und können die Produkte an der Börse handeln. Wer lieber in die breiten Marktindizes investiert, sollte sich vorher gut mit deren Zusammensetzung beschäftigen. Oft gibt es trotz der Diversifikation einen klaren Schwerpunkt, den Anleger kennen und eventuell durch Zukäufe ausgleichen sollten. Handelt es sich um einen Futures-Index, ist darüber hinaus noch wichtig, die Rolltermine zu kennen und so mögliche Contango-Verluste zu minimieren.
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