Rating Agenturen – Die wichtigsten Rating Agenturen und die Kritik an ihnen im Detail!

Zuletzt aktualisiert & geprüft: 28.09.2020


Rating Agenturen haben auf dem Finanzmarkt einiges zu sagen. Sie geben Bewertungen bezüglich der Bonität von Unternehmen und Staaten und haben somit auch einen Einfluss auf die Zinsen. Finanzprodukte wie Wertpapiere oder Versicherungen werden von den Agenturen ebenfalls unter die Lupe genommen. Anleger sollten deshalb wissen wie die Agenturen arbeiten und was sich aus den Bewertungen herauslesen lässt.

Rating Agenturen - Header

Was sind Rating Agenturen genau?

Bei Rating Agenturen handelt es sich privat geführte Unternehmen, die mit einer Gewinnerzielungsabsicht arbeiten. Zu ihren Aufgaben gehört die Bewertung von:

  • Bonität von Unternehmen
  • Kreditwürdigkeit von Staaten
  • Kreditwürdigkeit von untergeordneten Gebietskörperschaften
  • Wertpapiere oder Versicherungen

Das Ergebnis wird anhand einer Bewertungsskala AAA bis D veröffentlicht, sodass sich Risiken auf einen Blick einschätzen lassen.
Ihren Ursprung haben Rating Agenturen in den USA. Aufgrund der wirtschaftlich unsicheren Situation im 19. Jahrhundert sollten diese wirtschaftliche Informationen zur Verfügung stellen. So konnten sich Unternehmen im Vorfeld über mögliche Geschäftspartner informieren.

Aufgrund des erfolgreichen Geschäftsprinzips wurde es auch bei der fortschreitenden Industrialisierung und dem Entstehen der Großkonzerne fortgeführt. Statt einer provisionsbasierten Abrechnung wurde jedoch auf ein Gebührenmodell umgestellt. Aufgrund wegfallender staatlicher Regulierungen gewannen die Rating Agenturen immer mehr an Einfluss. Dieser hat sich, seit Basel II und Basel III nochmals deutlich verstärkt. Nachfolgend gibt es einen Überblick über die wichtigsten Rating Agenturen.

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Standard & Poor’s

Neben Moodys ist Standard & Poors die bekannteste Rating Agentur. Das Unternehmen wurde 1941 durch den Zusammenschluss der beiden namensgebenden Rating Agenturen gegründet. Der Unternehmenssitz ist in New York und der Jahresumsatz liegt bei etwa drei Milliarden Dollar. Standard & Poors ist für mehrere Aktienindizes wie den S&P 500 verantwortlich.

Moody’s

Die Rating Agentur Moody’s beschäftigt rund 10.000 Mitarbeiter und erzielte zuletzt einen Umsatz von etwa 3,43 Milliarden Dollar. Damit gilt das Unternehmen aktuell als die größte Rating Agentur der Welt. Die Gründung erfolgte bereits 1909, mit dem Ziel Eisenbahn Anleihen zu bewerten. Mit einem Anteil von 13 Prozent ist der US-Investor Warren Buffet größter Anteilseigner des Unternehmens.

Fitch Ratings

Fitch Ratings ist die Nr. 3 unter den Rating Agenturen. Mit einem Marktanteil von 15 Prozent liegen sie jedoch relativ deutlich hinter den bereits genannten zurück. Die Beschäftigungszahl bei 2.300, die einen Umsatz von etwas über 540 Millionen Dollar erzielen. Das 1913 gegründete Unternehmen gehört zu 60 Prozent der französischen Fimalac-Holding, die übrigen 40 Prozent gehören zur Hearst Corporation.

Kleinere Agenturen

Dazu gibt es noch weitere Agenturen, die gemeinsam einen Marktanteil von rund 5 Prozent ausmachen. Zu den größten Hindernissen gehört, dass die Kapitalgeber in erster Linie den großen Agenturen vertrauen. Deswegen haben sich kleinere Ratingagenturen zumeist auf einen bestimmten Bereich spezialisiert.

  • M. Best ist ein Experte bei der Bewertung von Versicherungen.
  • DBRS ist eine kanadische Ratingagentur von nationaler Relevanz.
  • Dagong Global Credit Rating Company ist eine chinesische Ratingagentur.
  • Die deutschen Agenturen BayRate, Euler Hermes Rating GmbH, MAR und URA haben sich auf den Mittelstand konzentriert und sind international kaum relevant.
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Wie ein Rating entsteht

Bezüglich der Erstellung von Ratings gaben die Agenturen über viele Jahre nichts preis. Mit Hinweis auf das Geschäftsgeheimnis haben die Unternehmen auch mehrere Gerichtsprozesse gewonnen. Somit hält sich die Transparenz bezüglich der erstellten Ratings in Grenzen. Als Folge der Finanzkrise 2007 hat die Europäische Union nur erstmals Gesetze erlassen, welche die Veröffentlichung der Bewertungskriterien fordern.

Die Ratings werden von den Kunden der Agenturen in Auftrag gegeben. Nach Fertigstellung werden die Kosten dem Auftraggeber in Rechnung gestellt.

Bei einem Rating werden grundsätzlich die folgenden Kriterien berücksichtigt:

  • Aus der Bilanz sowie Gewinn-und-Verlust-Rechnungen entnommene Geschäftszahlen, welche auch als quantitative Faktoren bezeichnet werden.
  • Zu den Risikofaktoren gehören Geschäftsmodell, Qualität der Unternehmensführung und Controlling. Dazu kommen noch weitere qualitative Faktoren, die nicht in Zahlen dargestellt werden können.
  • Branchenbezogene Daten des Unternehmens, die Rückschlüsse auf die künftige Geschäftsentwicklung ermöglichen.
  • Zukunftsbezogene Daten werden beim Rating ebenfalls berücksichtigt. Hierzu zählen unter anderem Marktaussichten, Gewinnprognosen und Zwischenzahlen.

Jede Agentur setzt für ihr Rating eigene statistische Funktionen ein. Aus deren Ergebnis wird dann die entsprechende Einteilung erstellt. In der Regel greifen alle Rating Agenturen auf ähnliche Faktoren und Daten zurück, sodass sich die Ergebnisse zumeist nur geringfügig unterscheiden.

Bedeutung der Rating Stufen

Jede Agentur verwendet bei ihrem Rating unterschiedliche Einstufungen. Die Unterschiede sind jedoch relativ gering.

  • Standard & Poors und Fitch vergeben für das höchste Rating die Bewertung AAA. Moodys hat hierfür die Darstellung Aaa gewählt. Bei diesem Rating besteht so gut wie kein Ausfallrisiko.
  • Weiter geht’s bei Moodys mit Aa2 und Aa3, während die beiden großen Rating Agenturen hierfür die Bezeichnung AA+, AA und AA- verwenden. Unternehmen und Wertpapiere mit einem solchen Rating gelten als relativ sicher. Ein Ausfallrisiko besteht zumindest kurzfristig nicht. Allerdings ist die langfristige Entwicklung schwieriger einzuschätzen.
  • A1, A2 und A3 von Moodys bzw. A+, A und A- stehen ebenfalls für eine sichere Anlage. Dies gilt jedoch nur, solange keine unvorhergesehenen Ereignisse eintreten.
  • Bei einem Rating Baa1, Baa2 und Baa3 (Moody’s) sowie BBB+, BBB und BBB- (S&P und Fitch) sprechen die Agenturen von einer im Durchschnitt noch guten Anlage. Verschlechtert sich die Gesamtwirtschaft kann es jedoch zu Problemen kommen.

Anlagen die mit anderen Ratings versehen werden gehören grundsätzlich zum spekulativen Bereich. Hier bestehen auch kurzfristig hohe Risiken und es droht ein Totalverlust der Investition. Bei einem einfachen C in Moody’s Rating oder einem SD oder D (S&P) bzw. RD und D bei Fitch kam es bereits zu einem Zahlungsausfall.

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Die häufigste Kritik an Rating Agenturen

Rating Agenturen mussten in der Vergangenheit eine Menge Kritik einstecken. Nach Meinung vieler Experten haben sie mittlerweile zu viel Macht und sind zu eng mit der Wirtschaft verknüpft.

Die Kritikpunkte im Einzelnen:

  • Rating Agenturen werden von der Wirtschaft finanziert, sodass es aus Gefälligkeit zu einer besseren Bewertung kommen könnte.
  • Mit ihrer Macht können die Agenturen Unternehmen in die Krise führen und sogar zur Zahlungsunfähigkeit beitragen.
  • Rating Agenturen können mit einzelnen Institutionen wie Banken zusammenarbeiten, welche dann beispielsweise bei beispielsweise Credit Default Swaps von einem bestimmten Rating profitieren.
  • Den drei bekannten Agenturen wird vorgeworfen, im Sinne der US-amerikanischen Wirtschaft zu agieren. Zudem kann auch eine politische Einflussnahme auf die Unternehmen nicht ausgeschlossen werden.
  • Die Ratings waren in einigen Fällen mit Fehlern versehen. Kritische Ratings werden meistens zu spät veröffentlicht.

Über einen langen Zeitraum konnten Rating Agenturen für falsche Beurteilungen nicht haftbar gemacht werden. Erst in den letzten Jahren wurde einigen Klagen stattgegeben. Nach einem Entscheid der EU von 2013 können sowohl Investoren wie auch Anleger Klage gegen die Rating Agenturen einreichen. Bei einem absichtlich oder fahrlässig falsch ausgestellten Rating sind sie zur Zahlung von Schadensersatz verpflichtet.

Skandale und Fehlurteile von Rating Agenturen

Es kam bereits mehrfach vor, dass Rating Agenturen falsche Einschätzungen eingestehen mussten. Vor allem während der Finanzkrise 2007/2008 gab es heftige Kritik. So wurden sie beispielsweise für die sichere Einstufung von hochspekulativen Papieren verantwortlich gemacht. Die zum Teil sehr komplexen Produkte wurden von den Agenturen mit einem guten Rating versehen. In einigen Fällen traten sie sogar als Berater der Banken auf, deren Produkte sie bewertet haben.

Nachdem die Immobilien- und Verbriefungsblase geplatzt war, gingen mehrere Banken pleite und es kam zu einer weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise. Da zahlreiche Produkte fälschlicherweise als sicher eingestuft wurden, sind auch viele Privatanleger in Mitleidenschaft gezogen worden.

Weitere Fehler von Rating Agenturen:

  • Im September 2008 ging Leman Brothers pleite obwohl in den Ratings nichts auf einen Zahlungsausfall hindeutete.
  • Beim Platzen der Dotcom-Blase konnten die Rating Agenturen ebenfalls nicht mit rechtzeitigen Abstufungen überzeugen.
  • Zu den größten Skandalen gehört jedoch der Bilanzfälschungsskandal von Enron im Jahre 2001. Aufgrund falsch bewerteter Bilanzzahlen verloren Anleger rund 60 Milliarden Dollar. Das Unternehmen stellte falsche Gewinne dar und verschob Verluste. Mit unrealistischen Aktienkursen wurde Geld eingesammelt, um immer neue Unternehmen aufzukaufen. Am Ende musste der gesamte Energiekonzern Insolvenz anmelden.
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Fazit zu Rating Agenturen

Rating Agenturen bieten für Anleger wichtige Hilfestellungen, um ein Unternehmen oder Wertpapier richtig einschätzen zu können. Wie sich jedoch bereits mehrfach gezeigt hat, sind die erstellten Ratings nicht immer korrekt. Insbesondere die wirtschaftliche Verknüpfung mit den Auftraggebern ist kritisch zu sehen. Zudem reagieren die Agenturen bei Krisen oftmals zu spät.
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