Risiko Management im CFD Handel – Ein entscheidender Vorteil für private Trader
Zuletzt aktualisiert & geprüft: 29.10.2020
Wer gerade den Führerschein gemacht hat, sollte sich nicht gleich mit einem Ferrari aufs Glatteis wagen. Besser ist mit der passenden Motorisierung erste Erfahrungen zu sammeln. Wie im Straßenverkehr ist auch an der Börse das Risiko Management das A und O. Die Überwachung, Steuerung und Begrenzung der Risiken entscheiden letztendlich, ob ein Trader sein Depot gegen die Wand fährt oder nicht. Der Handel von CFDs bietet privaten Tradern hier einen entscheidenden Vorteil: Differenzkontrakte lassen sich schon mit kleinen Konten und überschaubarem Risiko handeln.
Kapitalerhalt steht immer an erster Stelle beim Risiko Management
Machen wir uns nichts vor: Wir leben in einer Welt voller Risiken. Egal ob im Haushalt, im Verkehr oder beim Sport – überall lauern Gefahren. Das gilt auch für die Börse. Sobald wir eine Position am Kapitalmarkt einnehmen, ist das eingesetzte Kapital einem Risiko ausgesetzt. Dabei gilt: Je höher die Wertschwankungen am Markt und je höher der gewählte Hebel, desto höher ist das Risiko, das eingesetzte Kapital teilweise oder vollständig zu verlieren. Bei bestimmten Konstellationen ist es sogar möglich, mehr als die zu Beginn eingesetzte Geldsumme zu verlieren. Nichts erscheint daher logischer, als sich gegen einen Verlust des Handelskapitals zu schützen.
Blickt man in die reale Welt, ist dies bei vielen Tradern dennoch nicht der Fall. Anstatt sich den Kopf über Risiken zu zerbrechen, geben sie sich der Illusion hin, es ginge nur um schnelle und vor allem hohe Gewinne. Die Folgen dieses Verhaltens sind immer gleich: Früher oder später ist das Handelskonto aufgebraucht und Enttäuschung oder gar Wut macht sich breit. Ein Teufelskreis, der dem späteren Börsenerfolg im Weg steht, weil sowohl finanziell als auch mental alle Reserven aufgebraucht sind. Die Begrenzung der Risiken hat daher beim Trading oberste Priorität. Oder anders ausgedrückt: Wer Risiken nicht begrenzt, kann langfristig an den Märkten nicht überleben.
Unterschiedliche Risiken im Vorfeld
Ein gutes Risiko Management setzt voraus, dass zunächst alle potenziellen Gefahrenquellen identifiziert werden. Eines steht fest: Die Liste unterschiedlicher Risiken ist lang und beginnt bereits vor dem ersten Trade – zum Beispiel bei der Wahl des Brokers (Nutzen Sie hierzu unseren umfassenden Broker Vergleich). Fragen zur Einlagensicherung oder etwaiger Nachschusspflichten stehen hierbei im Vordergrund, ebenso wie die Kompetenz und Erreichbarkeit des Kundenservice, der im Notfall ein wichtiges Element bilden kann.
Ein zentrales Auswahlkriterium sind natürlich die vom Broker angebotenen Handelsprodukte: Diese sollten zum Handelsstil und vor allem zum Risiko Management des Traders passen. Wer zum Beispiel mit einem Konto von 2000 Euro den DAX-Future handeln will, aber nicht auf Microlots zurückgreifen kann (ein Microlot entspricht 1/100 des echten DAX-Future), sollte sich auf die Suche nach einem anderen CFD-Broker machen oder aber auf andere Märkte (zum Beispiel Währungen) ausweichen. Ein unbefristetes Demokonto, sollte ebenfalls Teil der Broker-Dienstleistung sein, um Lernerfahrungen zu ermöglichen.
Der Trader selbst ist und bleibt die größte Risikoquelle – er trifft schließlich alle Entscheidungen. Wie bei allen anderen Tätigkeiten und Berufen auch sind daher eine umfassende Vorbereitung und der Erwerb von Fachwissen die Grundlage für nachhaltigen Erfolg. Hierzu gehört einerseits das Know-how über den Markt selbst (Marktstruktur, Technische Analyse) und die Funktionsweise der Handelsinstrumente. Eine wichtige Regel hierbei lautet: Handle nichts, was du nicht verstehst! Darüber hinaus sollte sich jeder Trader unbedingt mit psychologischen Aspekten und Handelsstrategien beschäftigen. Auch die technische Ausrüstung ist Teil des Risiko-Managements: Angefangen bei der sicheren Strom- und Internetversorgung (vor allem für Daytrader) bis hin zur richtigen Hard- und Softwareausstattung sollte jede Komponente perfekt auf den Handelsstil abgestimmt sein, um ein professionelles Trading gewährleisten zu können.
Risikoparameter beim Trading
Kommen wir nun zu den Risiken, die unmittelbar mit dem Handel verbunden sind. Auch hier gibt es viele Elemente, die identifiziert und im Vorfeld geregelt werden müssen. Hierbei empfiehlt sich ein Top-Down-Ansatz, bei dem Stufe für Stufe alle Risikoparameter festgezurrt werden. Im ersten Schritt sollten Trader Bilanz ziehen und bestimmen, über welche freien Finanzmittel sie verfügen (Gesamtkapital), um anschließend einen bestimmten Prozentsatz als Trading-Kapital zu definieren. Diese Kapitalsumme darf nicht für andere Zwecke benötigt werden und bildet damit das Risikokapital. Ein Beispiel: Ein Trader verfügt
Über 100.000 Euro, die auf einem Geldmarktkonto liegen. Er beschließt, 30 000 davon als Trading-Kapital einzusetzen, also 30 Prozent. Eine Ebene tiefer geht es darum, ein Maximalrisiko festzulegen. Konkreter gesagt: bei welcher Verlustschwelle der Handel eingestellt wird. Es ergibt schließlich wenig Sinn, so lange zu traden, bis das gesamte Handelskapital aufgebraucht ist.
Vielmehr muss bereits vorher ein Warnmechanismus vorhanden sein, der zur Einstellung des Handels führt – eine Art Stopp Loss auf übergeordneter Ebene. Hier könnte der eben genannte Trader zum Beispiel definieren, dass bei einem Verlust von mehr als 10 000 Euro sämtliche Handelsaktivitäten eingestellt werden. Ziel ist dann die Erstellung einer detaillierten Fehleranalyse, die Maßnahmen für die Zukunft bestimmt. Eine Stufe weiter unten geht es um das Maximalrisiko aller offenen Trades. Hier muss festgelegt werden, wie hoch das Risiko Management der offenen Positionen maximal ausfallen darf.
Ein Beispiel hierzu:
Der Trader definiert, dass er im ungünstigsten Fall – also beim Ausstoppen aller Positionen – nicht mehr als fünf Prozent des Handelskapitals verlieren möchte. Diese Maßnahme schützt ihn davor, zu viele Einzelpositionen gleichzeitig zu eröffnen. Eine wesentliche Rolle spielt hierbei die Korrelation der einzelnen Positionen. So ist es natürlich wenig sinnvoll, mehrere Trades in hoch korrelierten Märkten (zum Beispiel DAX und S&P 500 oder mehrere Bankaktien) zu eröffnen, da diese in Wirklichkeit ein einziges Klumpenrisiko darstellen – insbesondere in Stresssituationen. Zum Schluss befinden wir uns auf der Ebene des einzelnen Trade-Risikos. Dieses sogenannte Positionsrisiko bestimmt also, welcher Prozentsatz des Handelskapitals riskiert wird.
An dieser Stelle kommt das sogenannte Money Management zum Tragen. Vereinfacht gesagt: Der besagte Trader legt fest, dass er zum Beispiel maximal 0,5 Prozent pro Trade riskieren möchte. Auf dieser Basis kann er in Kombination mit dem festgelegten Stopp die richtige Anzahl der zu handelnden CFDs festlegen. Wichtig ist hier allerdings, dass auch die Größe der Position bei engen Stopps nicht zu hoch gewählt wird, wenn Positionen über Nacht gehalten werden. Denn was nützt ein enger Stopp, wenn zum Beispiel eine Aktie am Folgetag mit einem Abwärts-Gap (Kurslücke nach unten über Nacht) von 30 Prozent eröffnet – wie jüngst geschehen bei LinkedIn (sie unteres Bild)?
Mithilfe all dieser Risikoparameter ist gewährleistet, dass der Trader zu jedem Zeitpunkt weiß, welche Risiken er im Depot hat. Ein sehr wichtiger Faktor beim Risiko Management. Er hat stets eine Antwort darauf, wann er neue oder bestehende Positionen auf- oder abbauen darf und wann er den gänzlichen Handel einstellen muss. Das übergeordnete Ziel ist klar und deutlich: das eigene Kapital vor Verlusten zu schützen. Denn ohne Kapital nützen die vielen Chancen an den Börsen dem Trader nichts mehr – weil er sie nicht mehr wahrnehmen kann.
Fazit zum Risiko Management bei CFDs
Im Gegensatz zu den Gefahren im Alltag, wo es im Worst Case um Leben und Tod gehen kann, ist das Risiko an der Börse einzig und allein der Verlust des Kapitals. Für einen Trader ist dies im übertragenen Sinne aber genauso das Ende des Trader-Lebens – denn ohne Kapital ist kein Handel möglich. Genau aus diesem Grund sind die Überwachung und Steuerung der Risiken die wichtigste Aufgabe eines CFD-Traders. Denn egal wie gut die eigene Analyse- und Handelskompetenz auch sein mag – sobald man die Risiken unterschätzt, erteilt „Mr. Market“ eine kostspielige Lektion.
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