Rohstoffe handeln – Handelbaren Rohstoffe und Rohstoffbörsen im Überblick!

Zuletzt aktualisiert & geprüft: 20.02.2024


Rohstoffe – wie handele ich diese?

Der Handel mit Rohstoffen unterscheidet sich grundsätzlich von anderen Finanzinstrumenten wie zum Beispiel Aktien. Er ist deutlich komplexer und erfordert viel Wissen über die Besonderheiten der jeweiligen Rohstoffkontrakte. Die Anlagemöglichkeiten sind hier beinahe grenzenlos. Da man hier jedoch schnell den Überblick verlieren kann, sollte man sich auf maximal 3 Basiswerte beschränken und sich wenn möglich nur auf eine Position konzentrieren. Das hat wiederum zur Folge, dass Rohstoffe für Anfänger nur als Portfoliobeimischung geeignet sind.

Wo können Anleger Rohstoffe handeln?

Wie bereits angedeutet werden Rohstoffe traditionell als so genannte Termingeschäfte (Future-Kontrakte) gehandelt. Ein Termingeschäft ist eine Vereinbarung über den Kauf oder Verkauf einer Ware (eines Rohstoffs) zu einem heute bereits feststehenden Preis, wobei Lieferung und Kaufpreiszahlung erst zu einem zukünftigen Termin erfolgen. Gehandelt werden diese Kontrakte an speziellen Warentermin-Börsen. Sie können sich auch für den Handel auf den spezialisierten Handelsplattformen für Rohstoffe entscheiden. Die bedeutendsten Handelsplätze für Rohwaren sind die London Metall Exchange (LME), die Euronext, das Chicago Board of Trade (CBOT), die Chicago Mercantile Exchange (CME) sowie die New Yorker Intercontinetal Exchange (ICE), die seit September 2006 das New York Board of Trade (NYBOT) umfasst und die New York Mercantile Exchange (NYMEX) einschließlich COMEX.

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Die wichtigsten Rohstoffbörsen im Überblick:

  • Chicago Board of Trade (CBOT): Im Jahre 1848 gegründet ist die CBOT die älteste Terminbörse der Welt. Für landwirtschaftliche Rohstoffe wie Weizen ist sie auch heute noch der Handelsplatz Nr. 1. Gehandelt werden in erster Linie Optionen und Futures auf Agrarrohstoffe. Mit den Futures auf landwirtschaftliche Erzeugnisse hatten Landwirte bereits vor mehr als 150 Jahren die Möglichkeit, sich gegen die Risiken durch steigende Marktpreise abzusichern. Nachdem zunächst mit dem klassischen Parketthandel begonnen wurde erfolgt der Handel heutzutage komplett elektronisch. Zu den wichtigsten Rohstoffen gehören neben Weizen noch Soja, Mais, Reis, Hafer und Rinder.
  • Chicago Mercantile Exchange (CME): Die CME wurde 1898 als „Chicago Butter and Egg Board“ gegründet und zählt heute noch zu den wichtigsten Börsen für Lebendvieh, Butter und Milch. 2007 erfolgte der Zusammenschluss mit der CBOT zur neuen CME Group. Diese ist unter anderem auch auf den Handel mit kurzfristigen Zinsderivate sowie mit Devisen- und Aktienindexderivaten spezialisiert. Dazu ist die CME für sehr spezielle Derivate bekannt. So wurden hier beispielsweise erstmals Wetteroptionen sowie Wetter-Futureskontrakte im Rahmen eines organisierten Börsenhandels angeboten. Mit diesen ist es Investoren möglich sich gegen negative Wettauswirkungen abzusichern oder mit der richtigen Handelsstrategie von künftigen Wetterkapriolen zu profitieren.
  • New York Board of Trade (NYBOT): Die NYBOT hat sich als dritte große Rohstoffbörse in den USA etabliert. Entstanden ist sie durch den Zusammenschluss von drei ehemals selbstständigen Börsen, der Coffee, Sugar and Cocoa Exchange (CSCE), New York Cotton Exchange (NYCE) sowie der New York Futures Exchange (NYFE). An der NYBOT werden in erster Linie Kaffee, Kakao, Zucker, Orangensaft sowie Baumwolle gehandelt. Im börslichen Zuckerhandel ist man Weltmarktführer. Zu den neuesten Innovationen gehören zum Beispiel Futures auf zuckerbasiertes Ethanol. In der Zwischenzeit wurde die NYBOT durch das Unternehmen Intercontinental Exchange (ICE) übernommen und firmiert seither unter dem Namen als ICE Futures U.S.
  • New York Mercantile Exchange (NYMEX): Durch die Fusion der NYME mit der New York Commodities Exchange (COMEX) entstand 1994 die größte Terminbörse weltweit. Kurze Zeit später erfolgte noch der Zusammenschluss mit der Tokyo Commodity Exchange, dem größten Marktplatz für den asiatischen Rohstoffhandel. Bei Gründung der NYMEX im Jahr 1872 lag der Fokus auf Butter und Käse. Schon bald wurde der Handel auf Trockenfrüchte, Konserven und Geflügel erweitert. Diese Waren werden auch heute noch gehandelt. In den letzten Jahren hat sich der Schwerpunkt jedoch in Richtung Energieträger verschoben, sodass die meisten Umsätze nun mit Erdöl, Erdgas, Heizöl und Benzin erzielt werden.
  • London Metal Exchange (LME): Der Börsenhandel mit Metallen wird ausnahmsweise nicht von den USA aus dominiert. Dieser Bereich wird eindeutig durch die London Metal Exchange (LME) dominiert. Die Börse wurde bereits 1571 unter dem Namen Royal Exchange gegründet. Der Handel mit Metallen erlebte allerdings erst rund 300 Jahre später seine erste Blütezeit. Zu Beginn wurde an der LME ausschließlich Kupfer gehandelt. Mittlerweile wurde das Angebot auf Blei, Zink, Aluminium, Nickel und weitere für die Industrie bedeutsame Metalle ausgeweitet. Gold und Silber werden in London ebenfalls gehandelt wobei die LME hier nach der CYMEX klar auf den zweiten Platz verwiesen wird.

Rohstoffbörsen in Schwellenländern boomen

Mit dem fortschreitenden Aufstieg der Schwellenländer stieg auch deren Bedarf nach Rohstoffen immer weiter an. Im Zuge dieser Entwicklung sind gleich mehrere dynamisch wachsende Warenterminbörsen entstanden. So entstand 2002 in Indien eine elektronische Warenterminbörse, an welcher mehr als 100 Produkte gelistet werden. Hierzu gehören die Klassiker Weizen und Gold, aber auch exotischere Agrarprodukte wie Kardamom oder Kurkuma. Mittlerweile haben sich in Indien vier Börsenbetreiber niedergelassen, die an insgesamt 22 Börsenplätzen aktiv sind. Diese verzeichneten in den letzten Jahren doppelt so hohe Zuwächse als der Marktdurchschnitt.

Zu den Besonderheiten der indischen Börsen gehört, dass sich Investmentfonds und Banken hier nicht an Spekulationen beteiligen dürfen. Grund hierfür ist vermutlich die Sorge vor spekulativen Überhitzungen des Marktes. Bei einigen Kontrakten konnte Indien bereits zur Weltspitze aufschließen. Die westlichen Börsen dürften hier in naher Zukunft eine echte Konkurrenz erhalten.

Industriemetalle

Bestehen konjunkturelle Aufschwünge, so ist vor allem der Handelsbereich der Industriemetalle interessant. Hier kann man oftmals spannende Aufwärtsbewegungen beobachten. Dabei spielt der Handel mit Asien, vor allem China eine große Rolle. Zu den zu handelnden Industriemetallen gehören Aluminium, Kupfer, Blei, Zinn, Zink und Nickel. Zu den Exoten zählen Carbon, Magnesium und auch Titan.

Wichtigster Handelsplatz ist die London Metal Exchange.

Edelmetalle

Sie sind knapp und deshalb heiß begehrt. Der Handel mit Ihnen ist denkbar attraktiv, da sie leicht zu lagern sind, beliebig eingeteilt und unbegrenzt wieder verwendet werden können. Der große Unterschied zu allen anderen Rohstoffen besteht jedoch darin, dass sie neben Warenterminbörsen auch an den Spot Märkten gehandelt werden. Letztere werden in der Investmentwelt dann als Referenzkurs herangezogen, wohingegen bei allen anderen Rohstoffe grundsätzlich die jeweiligen Notierungen der Futures als Referenzkurse gelten.

Zu den Edelmetallen gehören Gold, Silber, Platin und Palladium.

rohstoffe - wertentwicklung rohstoffe vs. aktien

Energie

Dieser Bereich ist einer der bedeutendsten Teilbereiche im Rohstoffhandel. Allen vorweg der Bereich Rohöl, welches weltweit einer der wichtigsten Rohstoffe ist, besonders die Rohölkontrakte WTI – West Texas Indermediate und Brent Crude Oil.

Die Fördermengen sind bei dem aktuellen Energiebedarf hoch. Entsprechend beträchtlich sind auch die Preise. Hier ist es wichtig bei der Wahl des Basiswerts, auf die Marktgegebenheiten zu achten.

Agrarrohstoffe

Sie werden auch Soft Commodities genannt und zählen noch zu den eher unbekannten zu handelnden Rohstoffen bei den meisten Anlegern. Dazu gehören Baumwolle, Bauholz, Butter, Hafer, Kaffee, Kakao, Lebendrind, mageres Schwein, Mais, Mastrind, Milch, Palmöl, Raps, Reis, Sojabohnen, Sojamehl, Sojaöl, Weizen und Zucker.

Beachten Sie, dass jeder Agrarrohstoff seine spezifischen Marktregeln hat. Von jedem Basiswert gibt es oftmals mehrere Kontraktformen.

Gibt's im Juni Donnerwetter,/ wird auch das Getreide fetter. (unbekannt)

Besonderheiten des Rohstoffhandels

Der Handel in der Anlageklasse „Rohstoffe“ ist grundsätzlich von anderen Anlageklassen, wie z.B. den Handel an den Aktienmärkten zu unterscheiden. So verläuft auch der Handel mit Rohstoffen etwas komplexer. Die Besonderheiten der jeweiligen Rohstoffkontrakte sind daher zu berücksichtigen.

Während sich der Privatanleger Aktien in sein Depot buchen lassen kann, kann er sich eben nicht mit z.B. 100 Fässern Rohöl der amerikanischen Ölsorte WTI beliefern lassen wollen, nur weil er dementsprechende Kontrakte an der Warenterminbörse erworben hat. Dementsprechend bedarf es gewisser Parameter, Strukturen, Spezifitäten in den jeweiligen Kontrakten der verschiedenen Rohstoffarten.

Wie können Privatanleger in Rohstoffe investieren?

War die Investition in Rohstoffe früher Banken und Investmentgesellschaften vorbehalten, finden heute auch Privatanleger eine große Auswahl an Anlageprodukten, welchen Rohstoffe zu Grunde liegen. Neben dem direkten Handel mit Futures bieten sich für Privatanleger besonders CFDs und Zertifikate an. Zudem können Anleger auch indirekt in Rohstoffe investieren, indem sie beispielsweise Aktien der entsprechenden Unternehmen erwerben. Bei Edelmetallen wie Gold und Silber ist natürlich auch der direkte Kauf von Rohstoffen denkbar, welche dann in Form von Barren oder Münzen erworben werden.

Futures

Das direkte Investment mit Rohstoff-Futures ist die professionellste Form des Rohstoffhandels. Es handelt sich dabei um zwischen zwei Parteien geschlossene, verbindliche Börsenkontrakte. Die Preisbildung erfolgt auf Basis von Angebot und Nachfrage am Terminmarkt, weshalb Kauf- und Verkaufspreis des Rohstoffes auf der Grundlage der jeweiligen Preisentwicklung festgelegt werden. Verkäufer erzielen immer dann einen Gewinn, wenn der Verkaufspreis den späteren Wert des Rohstoffes übersteigt. Im Gegenzug gewinnt der Käufer, falls der spätere Börsenkurs höher ausfällt als der vereinbarte Kaufpreis. In diesem Fall können die Rohstoffe direkt zu einem höheren Preis wieder verkauft werden.

Mittlerweile werden allerdings nur noch die wenigsten Kontrakte durch einen Realtausch erfüllt. Stattdessen werden die meisten Futures noch vor dem Verfallstag durch ein Gegengeschäft glattgestellt. Dadurch wird verhindert, dass die jeweiligen Rohstoffe auch tatsächlich geliefert werden müssen. Hierzu erwirbt der Verkäufer als Inhaber der Short-Position eine Long-Position und umgekehrt. Aus der Differenz beider Werte ermittelt sich dann der Gewinn oder auch der Verlust.

Aufgrund der bereits im Vorfeld festgelegten Preise lassen sich Termingeschäfte nur schwer kalkulieren. Zwar richten sich die Rohstoffpreise hauptsächlich nach Angebot und nachfrage, jedoch können andere Umstände wie Unwetter, Ernteausfälle oder politische Spannungen den Rohstoffpreis stark beeinflussen. Dementsprechend gelten Termingeschäfte mit Rohstoffen als besonders risikoreich und hochspekulativ. Im Gegenzug lassens ich mit erfolgreichen Termingeschäften besonders hohe Gewinne realisieren. Für Privatanleger und Börseneinsteiger sind Termingeschäfte mit Rohstoffen nur bedingt zu empfehlen. Im folgenden einige Alternativen mit denen Anleger ebenfalls an den Entwicklungen der Rohstoffmärkte profitieren können.

CFDs auf Rohstoffe

CFD steht als Abkürzung für Contracts for Difference (Differenzkontrakte) und gehören zur Gruppe von Derivaten. CFDs funktionieren ähnlich wie Futures-Kontrakte. Bei beiden Anlageformen besteht für die beiden Vertragsparteien eine Pflicht zur Erfüllung. Allerdings gibt es im Vergleich zu den Futures zwei wesentliche Unterschiede. So besitzen CFDs keine Langzeitbegrenzung. Hier entscheidet der Anleger selbst, wie lange eine offene Position gehalten werden soll. Zudem entfällt das Risiko auf Abnahme des Rohstoffes zum Laufzeitende. Die Glattstellung erfolgt hier automatisch durch Differenzausgleich zwischen Ankauf- und Verkaufskurs. Im Vergleich zum physischen Erwerb ist der Kapitaleinsatz bei CFDs um ein Vielfaches geringer. Erforderlich ist lediglich eine Sicherheit, die sogenannte Margin, welche nur einen Bruchteil des tatsächlichen Geschäftswerts beträgt. Somit lässt sich beim Handel mit CFDs eine besonders hohe Hebelwirkung erzielen. Dazu bieten CFDs den Vorteil, dass sowohl auf steigende wie auch fallende Kurse des zugrunde liegenden Rohstoffs gehandelt werden kann. So können Händler auch von fallenden Märkten profitieren.

Mit ETCs in Rohstoffe investieren

Bei ETCs handelt es um einfache und unbefristete Papiere, welche an regulierten Börsen gehandelt werden. Der ETC bildet den ihm zugrunde liegenden Rohstoff 1:1 ab. Sie werden wie Aktien gehandelt und können somit den ganzen Handelstag über gekauft oder verkauft werden. Dabei stehen dieselben Transaktionsmöglichkeiten wie bei Aktien zur Verfügung. Hierzu gehören insbesondere Market-Order und Limit-Order. Dazu können ETC auch außerbörslich über Market Maker gehandelt werden.

Rohstoffe mit Optionen handeln

Mit Optionen können Trader auf die Preisentwicklung bei den verschiedenen Rohstoffen spekulieren. Ein großer Vorteil dabei ist, dass bereits mit einem kleinen Einsatz gehandelt werden kann. Dabei setzen Trader darauf, wie sich der Kurs eines bestimmten Rohstoffes in einer genau definierten Zeit entwickelt . Geht man davon aus, dass dieser steigt, so wird eine „Call-Option“ erworben. Wer einen Kursrückgang erwartet, kauft man eine „Put-Option“. Bei korrektem Tipp wird der erzielte Gewinn sofort gutgeschrieben. Die möglichen Laufzeiten bewegen sich je nach  Optionen Broker zwischen Monaten oder Stunden, sogar 15 Minuten und 30 Sekunden. Renditen von 80 Prozent und mehr sind bei Optionen keine Seltenheit.

Währungsrisiko beim Rohstoffhandel

Bei einem Blick auf Finanznachrichten stellt man schnell fest, dass Gold, Öl und Co immer in US-Dollar gehandelt werden. Auch die anderen Rohstoffe werden in Dollar abgewickelt. Dies ist auch nicht weiter verwunderlich, da die meisten Rohstoffbörsen in den USA angesiedelt sind. Für Anleger aus Europa ergibt sich aus dieser Tatsache ein zusätzliches Risiko. Denn aufgrund der Anbindung an den Dollar unterliegen Investments in Rohstoffe immer auch einem Währungsrisiko. Natürlich ergeben sich hieraus auch gewisse Chancen, dennoch sollten auch mögliche negative Auswirkungen nicht aus den Augen gelassen werden. Für europäische Anleger gehört die genaue Beobachtung des Devisenmarktes beim Investment in Rohstoffe immer mit dazu.

Expertentipp

Der Handel mit Rohstoffen ist nichts für Trading Anfänger. Zwar werden zunehmend auch von Börsenneulingen mehr Öl und Edelmetalle gehandelt als noch vor ein paar Jahren, aber empfehlenswert ist es nicht. Während Aktien, Indizes und Währungen sehr gut mithilfe von charttechnischen Analysen gehandelt werden können, so unterliegen Rohstoffe oft Regeln, die Privatanleger nur sehr schwer nachvollziehen können. Die fundamentale Analyse rückt hier viel stärker in den Fokus, als bei den anderen Anlageformen. Die wenigsten Privatanleger haben Zeit oder das nötige Wissen Rohstoffe wirklich erfolgreich zu handeln. Gold als Krisenwährung ist sicherlich eine gute Möglichkeit um das Depot abzusichern. Andere Rohstoffe sollten maximal mit ganz kleinen Positionen als CFD gehandelt werden, um das Risiko so gering wie möglich zu halten.