Seitwärtsbewegung – Wie man eine gewinnbringende Anlage tätigt, wenn ein eindeutiger Trend fehlt!
Zuletzt aktualisiert & geprüft: 21.12.2020
Befinden sich Märkte in der Seitwärtsbewegung, löst dies bei Anlegern nicht gerade Jubelstürme aus. Es fehlt ein eindeutiger Trend, was eine gewinnbringende Anlage schwierig macht. Es gibt jedoch Möglichkeiten, wie Anleger auch von Seitwärtsbewegungen profitieren können. Der Ratgeber zeigt, wie sich Seitwärtsbewegungen erkennen lassen und welche Geldanlagen sich in solchen Situationen besonders anbieten.
Was ist eine Seitwärtsbewegung?
Von einer Seitwärtsbewegung spricht man immer dann, wenn es bei einzelnen Kursen oder gesamten Märkten zu keinen großen Veränderungen kommt.
Wichtige Fakten zur Seitwärtsbewegung:
- Im Vergleich zu vergangenen Werten gibt es beim Kurs kaum Veränderungen.
- Ein eindeutiger Trend lässt sich nicht erkennen.
- Dies bedeutet jedoch nicht, dass der Wert überhaupt nicht schwankt.
- Der Begriff Seitwärtsbewegung wird auch dann genutzt, wenn der Kurs innerhalb eines bestimmten Niveaus schwankt, dieses jedoch nicht verlässt.
Die Düsseldorfer Börse hat den Begriff Seitwärtsbewegung 2004 zum Börsenunwort des Jahres gewählt. Begründet wurde dies damit, dass die Bezeichnung ohne Sinn ist. Eine Seitwärtsbewegung an Handelsplätzen findet immer dann statt, wenn es keine Bewegung gibt.
Wie lassen sich Seitwärtsbewegungen erkennen?
In einem Chart lassen sich Seitwärtsbewegungen direkt auf den ersten Blick erkennen. Sehr häufig werden dabei Unterstützungen und Widerstände grafisch dargestellt. Hier prallt der Kurs von einem Hoch oder Tief ab und bewegt sich wieder auf das ursprüngliche Niveau zurück. Zumeist für ein Marktwiderstand während einer Aufwärtsbewegung dazu, dass sich der Kurs für einen gewissen Zeitraum auf gleichbleibendem Niveau bewegt.
Sogenannte False Breakouts zählen zu den größten Hindernissen beim Identifizieren von Seitwärtsbewegungen. Diese deuten den Beginn eines Trends an, der sich anschließend jedoch nicht einstellt. Selbst bei einer intensiven Analyse lässt sich nicht sicher feststellen, ob sich die Seitwärtsbewegung auflöst oder der Seitwärtstrend für einen längeren Zeitraum anhält. Für Anleger, die ihre Investition nicht auf eine Seitwärtsbewegung ausrichten, gilt das Überschreiten eines Seitwärtstrends als Kaufsignal.
Um eine Seitwärtsbewegung zu erkennen sind die folgenden Indikatoren von Bedeutung:
- ADX: Anhand des ADX kann die Stärke eines Trends verdeutlicht werden. Hierzu werden die Tageshochs und Tagestiefs von mehreren Tagen miteinander verglichen. Normiert wird der Indikator zumeist durch den Schwankungsbereich der Kurse in Tagesverlauf, auch als True Range bezeichnet. Bei einem Wert von weniger als 30 liegt eine Seitwärtsbewegung vor.
- RAVI: Bei diesem Indikator wird eine gleitende Durchschnittslinie (GDL) über sieben Schlusskurse erstellt. Von dieser wird anschließend eine längere GDL abgezogen. Ein RAVI unter 3 Prozent zeigt einen Seitwärtstrend an.
- Momentum: Der Momentum zählt zu den ältesten Indikatoren überhaupt. Angegeben wird die Trendstärke mit einem Wert von über oder unter -100 Prozent. Bei allen Werten dazwischen lässt sich kein Trend erkennen, was auf eine Seitwärtsbewegung hindeutet.
Welche Geldanlagen bieten sich für eine Seitwärtsbewegung an?
Mit dem Kauf von Wertpapieren lässt sich während einer Seitwärtsbewegung nicht viel verdienen. Hierfür sind volatile Märkte mit gewissen Schwankungen erforderlich. Befinden sich Kurse in einer Seitwärtsbewegung, wird sehr viel spekuliert. Kommt es dann zu einem Trend, setzt dieser oftmals mit besonderer Wucht ein. Sind beide Anzeichen nicht vorhanden, dürfte die Seitwärtsbewegung noch eine Weile anhalten. In diesem Fall müssen sich Anleger nach Alternativen zum Aktienkauf umsehen. Es gibt zahlreiche Finanzderivate, bei denen Investoren auch von gleichbleibenden Kursen profitieren können.
Reverse-Bonuszertifikate
Reverse-Bonuszertifikaten können Anleger ihre Positionen absichern. Dies ist sowohl bei einer Seitwärtsbewegung wie auch bei fallenden Kursen möglich. Bei leichten Aufwärtsphasen können ebenfalls noch Gewinne generiert werden. Bei den Bonuszertifikaten befindet sich die Barriere über dem Kurs des Basiswerts. Sofern das Underlying die Marke innerhalb der Laufzeit nicht berührt bekommt der Käufer zum Laufzeitende eine Bonuszahlung.
Die entscheidenden Kriterien bei Bonuszertifikaten sind also Barriere und Laufzeit. Je geringer die Barriere, desto mehr Rendite ist möglich, bei entsprechend höherem Risiko. Bei längeren Laufzeit nehmen Risiko und Rendite-Chancen ebenfalls zu. Wichtig ist zudem auch die Entfernung der Produktbasis vom Kurs des Basiswertes. Sofern diese deutlich unter dem Basiswert liegt, kommt es zu einem Hebeleffekt, wodurch sich das Risiko erhöht. Dies liegt daran, dass sich die Gefahr eines Schwellenverlustes erhöht.
Mit Reverse-Bonuszertifikate lassen sich durchaus ansprechende Renditen erzielen. Teilweise sind bis zu 15 Prozent möglich, bei einem für diese Gewinnmöglichkeiten moderaten Risiko. Geht der Kurs deutlich zurück, können Anleger auch noch profitieren. Bei einem Long-Bonuszertifikat wird die negative Performance ebenfalls gutgeschrieben.
Zu beachten ist jedoch, dass die Mehrzahl der Bonuszertifikate eine Gewinnbegrenzung beinhaltet. Dadurch werden sie für Märkte in eine Seitwärtsbewegung besonders interessant. Die möglichen Renditen sind dann deutlich Höhe als bei Zertifikaten ohne Begrenzung.
Steigt der Basiswert über die Barriere entfällt die Bonuszahlung. Aus dem Reverse-Bonuszertifikate wird in diesem Fall ein normales Short-Zertifikat. Durch den fallenden Basiswert nimmt der Wert der Zertifikate zu und umgekehrt. Bei einem besonders starken Kursanstieg wäre auch ein Totalverlust möglich. Dies hängt immer vom sogenannten Reverse-Level ab. Es entspricht genau dem Doppelten der Produktbasis, von der zur Feststellung des inneren Wertes der aktuelle Basiswertkurs subtrahiert wird.
Das Erreichen von Verlust- und Gewinnzonen hängt immer von den vom Emittenten festgelegten Produktmerkmalen ab. Reverse-Bonuszertifikate sind unbedingt günstig und mit einem recht hohen Risiko verbunden. Anleger sollten sich bewusst sein, dass es hochspekulative Derivate sind.
Range-Optionsscheine, Inline-Optionsscheine, Range-Earn-Optionsscheine oder Range-Warrants
Mit Inline-Optionsscheinen, Range-Warrants oder Range-Optionsscheinen können Anleger ebenfalls von einer Seitwärtsbewegung des Marktes profitieren. Für jeden Tag an dem sich der Kurs des Basiswerts innerhalb der zuvor festgelegten Grenze bewegt, erhält der Inhaber den hierfür festgelegten Betrag gutgeschrieben. Dies gilt unter anderem bei den sogenannten Hamster-Optionsscheinen, welcher unter diesen riskanten Anlageformen noch als relativ sicher gelten. Auf dem Markt werden diese Anlagen auch als Range-Earn-Optionsscheine angeboten. In den meisten Fällen gilt hierfür ein maximaler Auszahlungsbetrag.
Range-Optionssscheine kommen auf dem Finanzmarkt in unterschiedlichen Varianten vor. Die Bedingungen des Emittenten können vorsehen, dass ein Verlassen der Range als Knock-Out-Kriterium gewertet wird. In der Praxis ist dies jedoch nur relativ selten der Fall. Zumeist gibt es pro Tag außerhalb der Range einen Abzug. Bei einigen Papieren werden auch die negativen von den positiven Tagen abgezogen. Das Ergebnis wird anschließend mit dem zuvor erreichten Betrag multipliziert. Bei dieser Variante sind die Rendite-Chancen nochmals um einiges höher, was beispielsweise für E.A.R.N-Scheine gilt.
Eine simplere Form sind Range-KO und EKO-Optionsscheine. Diese tragen unter anderem auch die Bezeichnung Mini-Premium-Optionsscheine. Es kommt hier lediglich darauf an, ob der Kurs innerhalb der festgelegten Range bleibt. Ist dies der Fall gibt es eine garantierte Rückzahlung. Wird die Grenze überschritten verliert der Optionsschein seinen Wert.
Zu den weiteren Varianten gehört die Sleepy-Option. Hier wird vorab ein Betrag vereinbart, welcher auch bei Verlassen der Range an den Anleger geht. KO-Optionsscheine werden zudem häufig auch als Quattro-Optionsschein angeboten, bei dem für vier Basiswerte eine Bandbreite festgelegt wird. Nur der Basiswert welcher die Range verlässt, verliert seinen Wert. Der gesamte Optionsschein wird nur dann wertlos, wenn alle vier Werte aus der Range laufen.
Verschiedene Range Optionsscheine je nach Risiko
Je nach Risikotyp können Anleger zwischen unterschiedlichen Range-Optionsscheinen wählen. Hierbei gibt es auch zwischen den Emittenten teilweise deutliche Unterschiede. Grundsätzlich gilt, dass eine größere Bandbreite und lange Laufzeiten bei Optionsscheinen Gewinne bringen. Deshalb sind die Kosten hierfür höher als bei riskanteren Optionsscheinen. Die Volatilität wirkt sich ebenfalls auf den Preis aus. Range-Optionssscheine gelten ohnehin als verhältnismäßig teuer. Privatanleger sollten deshalb die Anlage genau prüfen und dabei das Verhältnis zwischen Rendite und Kosten im Blick behalten. Da die Emittenten bezüglich der Preisgestaltung weitgehend frei sind, gestaltet sich dies nicht immer ganz einfach. Anleger müssen zudem bedenken, dass es bei Range-Optionen in beiden Richtungen ein Totalverlustrisiko besteht.
Im Gegenzug stehen sehr gute Rendite-Möglichkeiten. Zweifelsohne handelt es sich hierbei um eine spekulative Anlageform. Diese ist zudem für die Absicherung von Verlusten bei Wertpapieren nicht geeignet. Ihr einziger Zweck ist der profitträchtige Handel bei einer Seitwärtsbewegung. Für sicherheitsbewusste Anleger stellen die Optionsscheine sicher keine Alternative dar.
Trading von binäre Optionen
Der Handel mit binären Optionen kann bei einer Seitwärtsbewegung ebenfalls Gewinne bringen. Hierfür sind Range-Optionen besonders geeignet. Um die komplette Rendite einzufahren muss der Kurs lediglich innerhalb der Range bleiben. Wie groß die Bandbreite ausfällt, hängt immer vom gewählten Broker ab. Einige Anbieter ermitteln ähnlich wie bei den Range-Optionsscheinen den Zeitraum, in dem die Position im Geld war.
Sollte der Kurs die festgesetzte Grenze verlassen, läuft die Option aus dem Geld. Je nach Broker wird dies als Knock-out-Kriterium gewertet, was einen Totalverlust des eingesetzten Kapitals bedeutet. Dies ist jedoch zumeist nur bei den No-Touch-Optionen der Fall. Bei dieser Variante legt der Broker eine Schwelle fest, die vom Kurs nicht berührt werden darf. Bei Binären Optionen sind die Laufzeiten in der Regel sehr kurz, weshalb sie sich besonders für Daytrader oder Swingtrader eignen. Zudem gilt, dass binäre Optionen ebenfalls zu den hochspekulativen Anlagen gehören.
Fazit: Seitwärtsbewegung und Gewinne schließen sich nicht aus
Es ist durchaus möglich, in Märkten mit einer Seitwärtsbewegung Gewinne zu erzielen. Allerdings bedeutet dies fast immer ein relativ hohes Risiko. Es bieten sich nahezu ausschließlich Derivate an, bei denen gute Rendite-Möglichkeiten starken Risiken gegenüberstehen.
Experten-Tipp:
Bevor Anleger sich an den Seitwärtsbewegungen probieren und versuchen, damit Geld zu verdienen, ist es wichtig sich zu informieren, wann von den angezeigten Trends profitiert werden kann. Sinnvoll ist es, die Investition über ein Demokonto erst einmal zu prüfen.
Bilderquelle:
shutterstock.com