Unfallversicherung – Wann die private Unfallversicherung die gesetzliche ergänzen kann!
Zuletzt aktualisiert & geprüft: 29.02.2024
Rund um die Unfallversicherung gibt es viele Missverständnisse. So verzichten viele Verbraucher auf einen privaten Schutz, weil sie die gesetzliche Unfallversicherung für ausreichend halten. Allerdings sind deren Leistungen auf das berufliche Umfeld beschränkt. Bei einem Unfall im privaten Bereich zahlt die gesetzliche Unfallversicherung nicht. Da sich die meisten Unfälle in der Freizeit ereignen, kann der Abschluss einer privaten Unfallversicherung durchaus Sinn machen. Kommt es zu bleibenden Schäden, erhält der Versicherte zumindest eine finanzielle Entschädigung.
Die wichtigsten Fakten zur Unfallversicherung:
- Gesetzliche Unfallversicherung kommt lediglich für berufsbezogene Krankheiten und Unfälle auf.
- Die private Unfallversicherung ist besonders für Personen mit einem erhöhten Unfallrisiko sinnvoll.
- Beim Abschluss immer auf die Progression achten.
- Versicherungssumme sollte das vier- bis sechsfache Jahreseinkommen.
- Die Versicherungsbedingungen sind sehr komplex. Wir zeigen worauf Sie besonders achten sollten.
Unterschied private und gesetzliche Unfallversicherung
Der gesetzliche Schutz gehört zur Sozialversicherung. Zuständig hierfür sind die Berufsgenossenschaften und Unfallkassen. Sozialversicherungspflichtige Angestellte, Kinder und Studenten sind automatisch versichert. Selbstständige, Freiberufler sowie Unternehmer haben die Möglichkeit sich freiwillig abzusichern.
Die gesetzliche Unfallversicherung kümmert sich einerseits um den Unfallschutz. Zu den weiteren Aufgaben gehört die Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit nach einem Arbeitsunfall. Zum Leistungsumfang gehören andererseits finanzielle Hilfen, wie auch Sachleistungen, beispielsweise durch eine Haushaltshilfe. Die Leistungen sind jedoch auf berufsbezogene Krankheiten und Unfälle begrenzt. Der Versicherungsschutz gilt auf der Arbeit sowie auf dem Weg dorthin und wieder nach Hause. Kinder und Jugendliche sind ebenfalls nur in der Schule und auf dem Weg abgesichert.
Rund zwei Drittel der Unfälle ereignen sich jedoch im Alltag. In diesem Bereich bietet nur eine private Unfallversicherung finanziellen Schutz. Eine solche Police gilt weltweit, sodass Versicherungsnehmer auch im Urlaub oder während einer Dienstreise komplett abgesichert sind. Bei einem Arbeitsunfall erhalten Versicherte sowohl Leistungen aus der gesetzlichen wie auch privaten Unfallversicherung. Eine gegenseitige Aufrechnung findet nicht statt.
Welche Schäden sichert die private Unfallversicherung ab?
Die private Unfallversicherung greift immer dann, wenn aufgrund eines Unfalls zu einer Beeinträchtigung der körperlichen oder geistigen Leistungsfähigkeit kommt. Voraussetzung ist immer, dass diese innerhalb eines Jahres nach dem Unfall eintritt. Zudem wird eine ärztliche Bescheinigung benötigt.
Sofern es einen berechtigten Anspruch gibt, muss dieser innerhalb von 15 Monaten nach dem Unfall geltend gemacht werden. Je nach Vertrag bestehen die Leistungen aus einer Einmalzahlung oder einer monatlichen Rente. Möglich ist auch eine Kombination von beidem.
Unser Tipp: In den meisten Vertragsbedingungen ist festgelegt, dass eine Leistung frühestens nach zwölf Monaten erbracht wird. Deshalb ist es ratsam, bei Abschluss der Police eine Übergangsleistung zu vereinbaren. Auf diese Weise kann der Finanzbedarf in diesem Zeitraum abgedeckt werden.
Leistungen der Unfallversicherung
Welche Leistungen im Schadensfall erbracht werden hängt in erster Linie vom gewählte Tarif ab. Zum Standard gehört eine einmalige Zahlung deren Höhe sich nach dem Invaliditätsgrad richtet. Ermittelt wird dieser anhand der sogenannten Gliedertaxe, die jedem Körperteil einen bestimmten Prozentwert zuordnet. Durch die Invaliditätsleistung soll sichergestellt werden, dass für die neue Lebenssituation ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung stehen. Experten empfehlen eine Versicherungssumme in Höhe des vier- bis sechsfachen Jahreseinkommen zu vereinbaren.
Statt einer Einmalzahlung kann auch eine lebenslange Unfallrente vereinbart werden. Diese wird in der Regel ab einer 50-prozentigen Invalidität gezahlt.
Optionale Leistungen der Unfallversicherung:
- Todesfall-Leistung: Im Todesfall erhalten die Hinterbliebenen die vereinbarte Summe.
- Krankenhaustagegeld: Diese Option sichert dem Versicherungsnehmer bei Krankenhausaufenthalten nach einem Unfall einen vereinbarten Betrag pro Tag zu.
- Kosmetische Operationen: Ist der Versicherungsnehmer nach einem Unfall entstellt werden erforderliche kosmetische Operationen durch die Unfallversicherung übernommen.
- Bergungskosten: Ist beispielsweise bei Unfällen in den Bergen der Einsatz eines Hubschraubers erforderlich, kommt der Versicherer hierfür auf.
- Kurkostenbeihilfe: Ist nach dem Unfall eine Kur erforderlich zahlt die Unfallversicherung einen Zuschuss bzw. übernimmt die kompletten Kosten.
Je nach Anbieter sind zusätzliche Leistungen bereits im Grundpreis enthalten oder müssen zusätzlich vereinbart werden. Verbraucher sollten genau überlegen, welchen Versicherungsumfang sie benötigen. Statt einer Todesfallleistung kann beispielsweise auch eine Risikolebensversicherung abgeschlossen werden. Oftmals ist eine private Krankenzusatzversicherung ebenfalls sinnvoller als ein Krankenhaustagegeld. Diese zahlt dann auch wenn der Klinikaufenthalt aufgrund einer Erkrankung erforderlich ist.
Wann die Unfallversicherung nicht zahlt
Wie bei jeder Versicherung gibt es auch hier gewisse Ausschlüsse. In den folgenden Fällen besteht kein Versicherungsschutz:
- Unfälle aufgrund von Geistes- oder Bewusstseinsstörungen
- Unfälle durch kriegerische Ereignisse
- Unfälle bei Wettbewerben wie Motorradrennen
- Luftfahrzeugführer, Besatzung- und Hilfspersonal benötigen eine spezielle Luftfahrtunfallversicherung
- Erkrankungen sowie Abnutzungserscheinungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall
- Kosten für Heilbehandlungen
- Krankhafte, psychologische Störungen
Für wen lohnt sich eine Unfallversicherung?
Empfehlenswert ist der Abschluss einer Unfallversicherung innbesondere für Kinder, Auszubildende und Studenten. Kommt es zu einem Unfall, müssen diese Personengruppen für ihr gesamtes Leben mit einer körperlichen Einschränkung zurechtkommen. Für den Nachwuchs bietet sich eine spezielle Kinder-Unfallversicherung an. Für Selbstständige, Freiberufler, Hausfrauen und -männer, die nicht gesetzlich abgesichert sind, macht die Unfallversicherung ebenfalls Sinn.
Aber auch Rentner können von einem privaten Unfallschutz profitieren. Mittlerweile bieten viele Versicherer speziell auf ältere Menschen ausgerichtete Tarife an. Diese beinhalten Leistungen, wie Hausbesorgungen, Hausputz oder Essen auf Rädern, die ältere Menschen nach einem Unfall nicht mehr alleine erledigen können. Wichtig dabei ist, dass die Leistungen von der Versicherung organisiert und übernommen werden. Werden lediglich Leistungen vermittelt, macht dies nur wenig Sinn.
Vor- und Nachteile der Unfallversicherung
Die Unfallversicherung gehört im Gegensatz zur Haftpflicht nicht zu den Policen, die unbedingt benötigt werden. Nachfolgend einige Vor- und Nachteile, die bei der Entscheidung für oder gegen eine solche Police helfen können.
Vorteile:
- Nach einem Unfall kommt es oftmals zu sehr hohen Folgekosten. Mit dem Geld der Unfallversicherung lassen sich diese finanzieren.
- Eine lebenslange Unfallrente gleicht finanzielle Einkommensverluste aus.
- Gute Alternative für Personen, die aufgrund von Vorerkrankungen keine Berufsunfähigkeitsversicherung erhalten.
- Bei Tarifen mit Einmalzahlung vergleichsweise geringe Prämie.
- Hohe Versicherungssumme bei Invalidität auch ohne Berufsunfähigkeit.
- Leistungsumfang kann durch zusätzliche Optionen individuell erweitert werden.
Nachteile:
- Zahlt nur bei Unfällen, im Falle von Erkrankungen gibt es keine Leistungen.
- Prämie für Unfallrente ist höher, Einmalzahlung reicht unter Umständen nicht aus.
- Vertragsbedingungen sind sehr komplex, eine genaue Prüfung vorab ist unbedingt zu empfehlen.
Was kostet eine Unfallversicherung?
Viele Verbraucher sind überrascht, weil bei einem Vergleich günstige Tarife schon für etwa 50 Euro angeboten werden.
Die Höhe der Prämien hängt in erster Linie von den folgenden Kriterien ab:
- Alter des Versicherungsnehmers
- Berufliche Tätigkeit
- Leistungsumfang der Police
- Vertragslaufzeit
- Anzahl der versicherten Personen
- Weitere Faktoren wie risikoreiche Hobbies oder eine Tätigkeit im öffentlichen Dienst
Generell gilt, dass die teuerste Police nicht zwangsläufig auch die beste ist. Ebenso ist es falsch, beim Abschluss ausschließlich auf den Preis zu achten. Entscheidend ist immer, dass die Leistungen auf den persönlichen Bedarf ausgerichtet werden.
Unser Tipp: Wer seine Prämie jährlich zahlt kann bis zu fünf Prozent einsparen. Gleiches gilt für Verträge mit einer längeren Laufzeit von drei Jahren.
Worauf es beim Vergleich von Unfallversicherungen ankommt
Die Auswahl an Tarifen ist groß, was den Vergleich nicht immer einfach macht. Unterschiede gibt es nicht nur beim Preis, sondern auch was die Leistungen und Vertragsbedingungen betrifft. Die folgenden Merkmale sind bei der Unfallversicherung von besonderer Bedeutung.
Progression
Die Progression gehört zu den wichtigsten Faktoren einer Unfallversicherung. Neben Versicherungssumme und Invaliditätsgrad bestimmt sie die Höhe der Kapitalauszahlung. Beim Abschluss der Police kann zwischen drei Staffel gewählt werden: 225, 350 und 500 Prozent. Die Auszahlung erhöht sich um die gewählte Progressionsstaffel. Bei den meisten Tarifen wird die Progression ab einem Invaliditätsgrad von 25 Prozent angewendet. Experten empfehlen mindestens eine Progression von 350 Prozent.
Gliedertaxe
Die Gliedertaxe legt fest welchen Betrag der Versicherte bei Funktionsverlust eines Körperteils erhält. Je besser die Gliedertaxe, desto höher fällt in der Regel auch die Prämie aus. Für bestimmte Berufe wie Chirurgen, bieten die Versicherer spezielle Tarife mit einer hohen Gliedertaxe für die Hände an.
Beispiele für die Gliedertaxe:
- Verlust eines Auges: 50 Prozent
- Verlust eines Beines über der Mitte des Oberschenkels: 70 Prozent
- Verlust des Daumens: 20 Prozent
- Verlust des Geruchssinns: 10 Prozent
- Verlust des Gehörs auf einem Ohr: 30 Prozent
Verlängerte Fristen für Invaliditätsansprüche
In der Regel muss die Invalidität innerhalb von 12 Monaten eintreten und spätestens nach 15 Monaten geltend gemacht werden. Gute Tarife sehen eine Verlängerung auf 18 Monate vor.
Herzinfarkt, Schlaganfall und Alkoholklausel
Nach Möglichkeit sollten auch Unfälle versichert sein, die durch einen Herzinfarkt oder Schlaganfall verursacht werden. Top-Tarife leisten zudem auch wenn der Versicherte unter Einfluss von Alkohol oder Medikamenten stand.
Infektionen und Insektenstiche
Positiv sind Tarife, bei denen Infektionen oder Insektenstiche als Unfall gelten. In diesem Fall ist auch eine durch Zeckenstiche verursachte Borreliose versichert.
Die richtige Unfallversicherung finden
Vor einem Vergleich sollte man sich zunächst überlegen welche Leistungen (Krankenhaustagegeld, Todesfall-Leistung, Bergungskosten) benötigt werden. Wichtig ist zudem die Versicherungssumme. Beträge unter 100.000 Euro machen bei der Unfallversicherung keinen Sinn. Die Progression sollte wie bereits erwähnt mindestens 350 Prozent betragen.
Geben Sie die entsprechenden Daten in den Vergleichsrechner ein. Zudem wird noch festgelegt für wie viele Personen die Police gelten soll. Die weiteren Kriterien wie Alter und Beruf werden im Vergleichsrechner ebenfalls abgefragt. Durch die Angabe von weiteren Optionen lassen sich die angezeigten Tarife noch weiter filtern.
Im Anschluss erhalten Sie eine Liste mit den günstigsten Angeboten. Bei vielen Anbietern kann der Antrag auch online gestellt werden. Da sich die Tarife stetig ändern sollten auch Personen die bereits eine Unfallversicherung besitzen regelmäßig einen Vergleich durchführen. Oftmals finden sich bessere Tarife zu einem günstigeren Preis. Bestehende Versicherungen können in der Regel mit einer Frist von drei Monaten zum Ende des Versicherungsjahres gekündigt werden.
Experten-Tipp:
Die Unfallversicherung gibt es in verschiedenen Ausführungen. Vergleichen Sie die Angebote detailliert.