Value, Quality, Growth Investment – 3 verschiedene Strategien für Anleger vorgestellt!
Zuletzt aktualisiert & geprüft: 31.07.2019
Für einen erfolgreichen Handel an den Finanzmärkten sind ausgereifte Handelsstrategien unumgänglich. Eine solche Strategie muss jedoch nicht kompliziert sein. In den letzten Jahrzehnten haben sich auch einfach Strategien als gewinnbringend erwiesen. Dabei nahmen besonders das Value, Quality und Growth Investment einen hohen Stellenwert ein. Welche Strategie am besten zu einem Anleger passt, hängt immer auch von den persönlichen Zielen und Präferenzen ab.
Investment gezielt auswählen
Unter Finanzexperten ist das sogenannte Stockpicking ein häufig verwendeter Begriff. Gemeint ist damit, dass Anleger gezielt in Aktien investieren, die vorab genau analysiert werden. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Papiere automatisch über einen längeren Zeitraum im Depot verbleiben. Dies hängt am Ende immer von der gewählten Strategie und der jeweiligen Aktie ab.
In der Finanzwelt gehen die Meinungen über das Stockpicking selbst unter den erfolgreichsten Investoren auseinander. Fest steht, dass damit sowohl Vorteile wie auch Nachteile verbunden sind. So sind einige Experten der Meinung, dass sich der Markt mit einem gezielten Investment nicht schlagen lässt. Mit Warren Buffet ist einer der berühmtesten US-Investoren einer der Befürworter von Stockpicking. Er investiert bereits seit Jahrzehnten gezielt in bestimmte Aktien und liegt damit zumeist über der Gesamtentwicklung des Marktes. So konnte er mit seinem Investment bereits mehrere Milliarden US-Dollar verdienen.
Stellt sich nun noch die Frage, wie man Aktien findet, die sich später besser als der Gesamtmarkt entwickeln. Selbst für erfahrene Händler gestaltet sich die Suche in der Praxis recht aufwendig. Die Grundzüge der Betriebswirtschaft sollten ebenso bekannt sein wie die wichtigsten Unternehmenskennzahlen. Nur so lässt sich vor einem Investment die Spreu vom Weizen trennen. Zudem spielen beim Stockpicking noch weitere Kriterien eine Rolle. So sollten auch die Zukunftsaussichten der jeweiligen Branche genau unter die Lupe genommen werden. Die Lage der Weltwirtschaft sollte bei einem Investment ebenfalls nicht außer Acht gelassen werden.
Mit der Momentum Strategie handeln
Bei der Momentum Strategie setzen Anleger auf Aktien, die sich aktuell in einem starken Aufwärtstrend befinden. Dabei kommt es neben dem generellen Trend vor allem auf dessen Stärke an. Diese lässt sich unter anderem durch eine technische Analyse ermitteln. Dabei sind die folgenden vier Szenarien denkbar:
- Liegt ein positiver und steigender Momentum-Wert vor, führt dies zu einem beschleunigten Aufwärtstrend der Aktie. Ein Investment ist in diesem Fall besonders lohnenswert und der Einstiegszeitpunkt optimal.
- Ist der Momentum-Wert noch positiv aber sinkend, ist davon auszugehen, dass der Aufwärtstrend bald beendet sein wird. Anleger sollten deshalb einen Verkauf der Papiere in Erwägung ziehen.
- Bei einem negativen oder fallenden Momentum-Wert wird sich der bereits andauernde Abwärtstrend noch weiter beschleunigen.
- Ist der Momentum-Wert negativ aber steigend, zeichnet sich ein Ende des Abwärtstrends ab. Es steht eine Kehrtwende an und der Kurs könnte künftig steigen. Ein gutes Signal für einen Kauf von Aktien.
Was in der Theorie simpel klingt, zeigt sich in der Praxis als relativ schwierig. Zum einen lassen sich Trends nicht immer auf den ersten Blick erkennen und zum anderen sollte die Anlageentscheidung nicht alleine vom Momentum-Wert abhängig gemacht werden. Rate-of-Change Indikator (ROC) und der Relative-Strenght-Index (RSI) sind weitere Kriterien, die bei einer Analyse berücksichtigt werden sollten. Erfahrene Anleger setzen zudem den MACD ein, um aktuelle Trends zu erkennen.
Bei der Momentum-Strategie ist die Qualität des Unternehmens ebenso wie betriebswirtschaftliche Aspekte nicht von Bedeutung. Die Beurteilung beruht einzig auf einer technischen Analyse. Über eine Momentum-Strategie erworbene Aktien werden zumeist nicht sehr lange im Depot gehalten. Deshalb ist diese Strategie in erster Linie für erfahrene Anleger geeignet, die sich sehr gut mit der Chart-Analyse auskennen.
Quality Investing als Alternative
Beim Qualitiy Investing gehen Anleger auf komplett andere Weise an den Handel mit Aktien heran. Die technische Analyse spielt hier ebenso wenig eine Rolle wie betriebswirtschaftliche Kennzahlen. Auf diese Weise soll verhindert werden, dass durch geschönte Bilanzzahlen ein falsches Bild entsteht. Das Quality Investment hat vor allem nach der Finanzkrise 2007 an Bedeutung gewonnen.
Die Qualität eines Unternehmens wird anhand seiner Marktposition sowie der Lage des Marktes im Allgemeinen getroffen. Es geht dabei vor allem um die Beurteilung der langfristigen Perspektive. Ein wichtiges Tool ist dabei die sogenannte BCG-Matrix. Mit dieser können Marktwachstum und Marktanteil übersichtlich in einer Tabelle dargestellt werden. Auch hier gibt es vier denkbare Szenarien:
- Sind Marktwachstum und Marktanteil gering, reden Experten von sogenannten Poor Dogs. Ein Investment lohnt sich in diesem Fall nicht.
- Als Stars werden Unternehmen bezeichnet, die bereits einen hohen Marktanteil besitzen und noch weiter wachsen. In der Praxis kommt dies eher selten vor. Ein Beispiel hierfür ist Google.
- Cashcows sind Unternehmen mit großer Marktmacht, bei denen jedoch kein weiteres Wachstum zu erwarten ist. Der Kauf von Aktien lohnt sich hier in erster Linie wegen den ausgeschütteten Dividenden.
- Die vierte Variante sind die Question Marks. Hierbei handelt es sich um Unternehmen mit einem geringen Marktanteil und hohem Wachstum. Ein Investment ist mit höheren Risiken verbunden, da das frische Wachstum schnell wieder vorbei sein könnte. Im Gegenzug lassen sich mit solchen Aktien besonders hohe Renditen erzielen.
Beim Quality Investing wird ebenfalls einige Erfahrung benötigt. Die Kaufentscheidung erfolgt teilweise durch Marktanalysen und zum Teil auch aus dem Bauch heraus.
Value Investing
Das Value Investing unterscheidet sich recht deutlich von den bisher vorgestellten Strategien. Der US-Investor Warren Buffet gilt als erfolgreichster Verfechter des Value Investment. Begründet wurde die Handelsstrategie jedoch von Benjamin Graham, der sie bereits 1934 entwickelte. Obwohl nicht mehr neu, bringt das Value Investing auch heute noch gute Renditen. Neben bekannten Investoren setzen auch viele Privatanleger auf diese Strategie.
Investiert wird in Unternehmen mit einem einschlägigen Geschäftsmodell. Anleger achten dabei vor allem auf den „inneren Wert“, welcher über dem aktuellen Marktpreis liegen sollte. Die sogenannte Sicherheitsmarge bildet dabei die Differenz aus aktuellem Wert und dem in der Zukunft zu realisierenden, inneren Wert des Unternehmens.
Was auf den ersten Blick relativ kompliziert klingt, gestaltet sich in der Praxis recht einfach. Es geht darum, ein Unternehmen mit einer guten Idee zu finden, dass sich in den nächsten Jahren am Markt durchsetzen wird. Ein gutes Beispiel für erfolgreiches Value Investing ist Apple. Die Aktie gab es ursprünglich für 5 US-Dollar. Innerhalb von 10 Jahren ist der Wert dann um 2000 Prozent auf 100 Dollar gestiegen. Auf dem Börsenparkett stellt Apple natürlich eine Ausnahme dar.
Der innere Wert eines Unternehmens lässt sich anhand verschiedener Bilanzkennzahlen ermitteln:
- Kurs-Gewinn Verhältnis
- Kurs-Buchwert Verhältnis
- Kurs-Umsatz Verhältnis
- Kurs-Cash-flow Verhältnis
Mit den genannten Kennzahlen lässt sich eine Prognose über die Entwicklung des inneren Werts erstellen. Beim Value Investing spielen zudem auch weiche Faktoren eine Rolle. Anleger sollten hierbei über ein gutes Fingerspitzengefühl und Verständnis der Märkte verfügen. Aufgrund des langfristigen Anlagehorizonts eignet sich die Strategie insbesondere auch für Kleinanleger.
Growth Investing
Das Growth Investing ist ein klarer Gegensatz zum Value Investing. Hier wird in Unternehmen investiert, die über Jahre oder Jahrzehnte ein kontinuierliches Wachstum aufweisen. Dieser bezieht sich sowohl auf Umsatz wie auch Gewinn. Allzu viele von diesen Unternehmen sind auf dem Markt nicht zu finden. Es handelt sich zumeist um expandierende Konzerne, die immer wieder mit neuen Produkten auf den Markt kommen.
Zu den klassischen Vertretern gehören Unternehmen aus der IT-Branche. Google oder Apple konnten Umsatz und Gewinn über einen langen Zeitraum steigern. Bei einem Blick auf andere Branchen bietet beispielsweise der schweizerische Nahrungsmittelkonzern Nestle ein kontinuierliches Wachstum. Begründet wurde dies durch ein wachsendes Produktangebot und zahlreiche Fusionen.
Folgende Kennzahlen sind beim Growth Investing von Bedeutung:
- Das Kurs-Gewinn-Wachstumsverhältnis
- Die Discounted-Cash-Flow-Methode
- Gewinn je Aktie
Bei allen Kennzahlen kann es zu Verwässerungseffekten kommen. Dies liegt unter anderem daran, dass Unternehmen ihre Bilanz innerhalb des rechtlichen Rahmens gerne etwas beschönigen.
Fazit: Viele Wege führen nach Rom
Um mit Aktien eine langfristige Rendite zu erzielen gibt es mehrere Möglichkeiten. Entscheidend ist immer, dass die Anleger eine bestimmte Handelsstrategie anwenden. Je nach Anlagehorizont, persönlichen Präferenzen und finanziellen Möglichkeiten ergeben sich unterschiedliche Varianten. Die technische Analyse ist ebenso wie betriebswirtschaftliche Kennzahlen ein wichtiges Hilfsmittel, um die passenden Aktien fürs Depot zu finden.
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